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1527 - Gesil und der Gesandte

Titel: 1527 - Gesil und der Gesandte
Autoren: Unbekannt
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klarstellen, daß sie Trak nicht gestohlen, sondern nur als Spielgefährten ihres Ke-Ri namens Shif ausgeliehen hatte. Gerade noch rechtzeitig erinnerte sie sich an die Lektion, die ihr eben erteilt worden war. Sie schwieg. „Ke-Ri werden auf Bipula teuer gehandelt und stellen deshalb einen beträchtlichen Vermögenswert für ihre Besitzer dar", erklärte Ark-S-Kull weiter. „Außerdem werden sie von ihren Besitzern beinahe so geliebt wie die eigenen Kinder. Sie sind also Quasi-Familienmitglieder. Darum erfüllt ein Ke-Ri-Diebstahl sowohl den Tatbestand des schweren Raubes als auch den der Kindesentführung."
    Gesil beherrschte sich ausgezeichnet. Aber das war nur äußerlich. Innerlich kochte sie. Ihrer Überzeugung nach wußten Trak und Shif, wie Ke-Ri-Diebstahl auf Bipula eingestuft wurde. Sie hätten sie davor warnen müssen, auch nur den Anschein einer Entführung zu erwecken. Statt dessen hatten sie sie dazu überredet.
    Es spielte dabei keine Rolle, daß es für Gesil gar keine Entführung war, denn sie hatte nur Informationen von Trak gewollt. Wesentlich war nur, daß ihre Handlungsweise den Anschein einer Entführung erweckt hatte. Und die beiden Ulupho hatten sie noch dazu verleitet, indem sie das Ausleihen als etwas Alltägliches und Normales dargestellt hatten. „Du hast genau hinzuhören, wenn ich zu dir spreche, Shashila!" schrillte die hohe Stimme des Wahrheitsspezialisten. „Ja, Herr!" sagte sie, um sich eine neue Tortur zu ersparen - und weil es zu der Taktik gehörte, die sie sich zurechtlegte. Sie durfte nichts tun, was die Ordnungsbehörde noch mehr gegen sie einnahm - und sie mußte sich so verhalten, daß Per-E-Kit keine größeren Schwierigkeiten bekam, wenn er sie loszueisen versuchte. „Du bist lernfähig im positiven Sinn", stellte Ark-S-Kull selbstgefällig fest. „Das läßt mich hoffen, daß wir beide es uns gegenseitig leichtmachen werden. Gestehe also, daß du den Raub und die Entführung des Ke-Ri namens Trak geplant und ausgeführt hast und daß du zur Ausführung dieser Verbrechen den Ke-Ri deines Herrn namens Shif als Lockvogel mißbrauchtest."
    Gesil versteifte sich.
    Bei aller Entgegenkommens-Taktik, das durfte sie nicht gestehen, denn ein Schuldbekenntnis hätte es vielleicht Per-E-Kit unmöglich gemacht, sie mit Hilfe seiner guten Beziehungen freizubekommen. „Ich gebe zu, daß es diesen Anschein hatte", sagte sie deswegen. „Aber es handelt sich um ein Mißverständnis.
    Mein Ke-Ri hatte mit dem anderen Ke-Ri gespielt, und die beiden Tiere harmonierten so sehr miteinander, daß ich sie dafür mit einem Leckerbissen belohnen wollte. Da sich der Vintal-Vorrat im Hause meines Herrn befindet, hielt ich es für eine gute Idee, Trak dort zu füttern und ihn anschließend zurückzubringen."
    „Deine Widerspenstigkeit kostet dich eine Strafverschärfung", stellte der Wahrheitsspezialist unbeeindruckt fest. „Sieh endlich ein, daß es dumm von dir ist, dich mit leicht durchschaubaren Erklärungen herausreden zu wollen! Bei mir gelten nur die Tatsachen - und Tatsache ist, daß du Traks Familie beraubt und Trak entfuhrt hast. Da seine Herren Mitglieder der Zerpat sind und ihr Haus deshalb ständig überwacht wird, gibt es zwei absolut zuverlässige Zeugen dafür."
    „Ich bestreite nicht ihre Aussagen. Was sie gesehen haben und was mein Motiv war, sind aber zwei verschiedene Dinge. Ich gebe die Tatsachen zu, aber ich bestreite, daß ich rauben und entführen wollte."
    „Noch eine Strafverschärfung", verkündete Ark-S-Kull. „Falls du hartnäckig weiter leugnest, wird das als Aufruhr ausgelegt - und auf Aufruhr steht Auslöschung der Persönlichkeit. Bekomme ich jetzt ein vollständiges und vorbehaltloses Geständnis zu hören?"
    Die Frage klang beinahe besorgtväterlich. Ark-S-Kull war zweifellos ein guter Psychologe, aber gleichzeitig ein moralisch verkommenes Subjekt, weil er seine Fähigkeiten ohne Rücksicht und Skrupel einsetzte, um Schuldeingeständnisse zu erpressen, egal ob der Beschuldigte die ihm zur Last gelegte Tat wirklich begangen hatte oder nicht.
    Aber in seiner Position war er unwiderstehlich. „Ich gestehe alles", sagte Gesil resigniert. „Und ich bereue meine Taten."
    „Du wirst sie bereuen!" versprach der Wahrheitsspezialist. „Worte genügen uns nämlich nicht."
    Er hob die Stimme. „Führt sie zum Vorvollzug!"
    Die beiden Ordnungshüter hinter Gesil erwachten aus der Starre, in die sie verfallen waren.
    Abermals packten sie ihre Arme mit ihren
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