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1527 - Gesil und der Gesandte

Titel: 1527 - Gesil und der Gesandte
Autoren: Unbekannt
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Juliane dein Schiff zurück", versicherte Helsh. „Gut!" lobte Per-E-Kit, dann wandte er sich wieder an Juliane. „Wie habe ich das arrangiert?"
    „Du bist ein vortrefflicher Arrangeur", erwiderte die Humanoidin mit ausdruckslosem Gesicht. „Wie du im feindlichen Feuer bist, werden wir erst noch sehen."
     
    *
     
    Sie war Stunde um Stunde in ihrem luxuriösen Gefängnis auf und ab gegangen und hatte gewartet.
    Darauf, daß derjenige, der seine Zusage im Speicher des Syntrons in ihrem Quartier hinterlassen hatte, sein Versprechen einlöste.
    Wie auch immer.
    Doch als auch nach vielen Stunden nichts dergleichen geschehen war, hatte sie der physischen und psychischen Müdigkeit nachgegeben und sich auf das exotische Bett gelegt.
    Sie hatte nicht richtig geschlafen, sondern sich im Halbschlaf unruhig hin und her gewälzt. Alle möglichen Gedankengänge waren durch ihr Bewußtsein gegeistert.
    Gedankengänge, die sich mit ihrem Mann und seinem Schicksal beschäftigten, die nach Anhaltspunkten für den Verbleib der Superintelligenz ES suchten - und Gedankengänge, die um das geheimnisvolle und mächtige Wesen kreisten, das sie indirekt vergewaltigt und mit ihr Monos gezeugt hatte.
    Letztere Gedankengänge hatten an Intensität alle anderen übertroffen. Gesil war deswegen innerlich zerrissen.
    Einerseits fieberte sie danach, Monos’ Vater zu finden und seine Identität zu lüften - und andererseits machte sie sich heftige Vorwürfe, weil sie deswegen die Suche nach ES unterbrochen hatte.
    Nur die Einsicht, daß sie sowieso nicht tun und lassen konnte, was sie wollte, vermochte ihr Gewissen zu besänftigen. Schließlich hatte ein anderer ihr die Entscheidung längst abgenommen. Selbst wenn sie wollte, konnte sie vorläufig nicht weiter nach ES suchen.
    Sie mußte warten.
    Irgendwann mußte sie doch eingeschlafen sein, denn sie schreckte heftig zusammen, als etwas klapperte.
    Sie fuhr hoch.
    Und sah eine Gestalt in weißer Kutte und Kapuze dicht beim Versorgungsautomaten stehen - eine geisterhafte Gestalt, deren Anblick an die legendäre Weiße Frau erinnerte.
    Doch das Gesicht war alles andere als geisterhaft. „Juliane!" schrie Gesil.
    Sie sprang aus dem Bett, stürzte auf die Frau zu und umarmte sie voller Freude und Erleichterung darüber, daß sie nicht länger in unbekannten Regionen verschollen war.
    Die Tochter von Julian Tifflor und Chandra Runetra.
    Doch dann erschrak Gesil.
    Denn ihre Arme vermochten Juliane nicht zu halten. Sie glitten durch ihren Körper hindurch.
    Doch nur ein Geist? Der Geist der toten Juliane! „Ich bin kein Geist", flüsterte Julianes Mund.
    Im selben Moment spürte Gesil, daß ihre Arme nicht durch Julianes Körper glitten wie durch Luft, sondern eher wie durch Wasser.
    Da wußte sie, was los war.
    Juliane Runetra war halbstofflich materialisiert. „Es ist gut, daß du da bist", sagte sie. „Hoffentlich wirst du irgendwann vollstofflich."
    „Das werde ich", sagte Juliane, immer noch flüsternd. „Sobald Ebene Zwei in Ebene Eins eingeht."
    „Ebene Zwei, Ebene Eins?" wiederholte Gesil. „Du kommst von einer anderen, künstlich aufrechterhaltenen Existenzebene."
    „Wie konntest du ...?" flüsterte Juliane, dann lächelte sie begreifend. „Natürlich, als Inkarnation einer Kosmokratin weißt du mehr über das Universum und seine Gesetze, als die ganze Menschheit in den nächsten zehntausend Jahren je erfahren wird."
    „Du übertreibst", wiegelte Gesil ab. „Aber das ist jetzt kein Thema. Du bist nicht gekommen, um mit mir zu philosophieren. Also, was ist dein Anliegen?"
    „Ich leide unter Amnesie", erklärte Juliane und schlug ihre Kapuze zurück. „Sie ist nicht total, aber meine Erinnerungslücke ist so groß, daß ich oft das Gefühl habe, meine Persönlichkeit wäre teilweise verlorengegangen."
    „Das Gefühl kenne ich nur zu gut", sagte Gesil mitfühlend. „Aber in deinem Fall kann geholfen werden. Durch mich. Nenne mir deine Erinnerungslücken - und ich helfe dir auf die Sprünge! Es sei denn, du hättest ein dringlicheres Problem,"
    „Das habe ich, aber wir haben Zeit, um mir die fehlenden Erinnerungen zurückzugeben. Danach kann ich bei der Lösung des Hauptproblems sicher besser helfen."
    „Gut, fang an!" sagte Gesil und trat einen Schritt zurück.
    Julianes Erinnerungslücke betraf vor allem die Zeit vor ihrem Verschwinden auf Gropnor. Für Gesil war es relativ leicht, diese Lücke zu schließen, da sie Julianes Werdegang ziemlich genau kannte. Die rein
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