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1520 - Geschäfte mit Topsid

Titel: 1520 - Geschäfte mit Topsid
Autoren: Unbekannt
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aufmerksam machen, daß Sie gerade im Begriff stehen, einen Fehler zu machen."
    „Da muß ich nicht ganz bei Verstand gewesen sein! Also schön, was ist los?"
    „Sir ..."
    „Tu mir den Gefallen und sprich wieder wie ein normaler Syntron. Und jetzt sage mir endlich, wer mich so dringend sprechen will!"
    „Alaska Saedelaere, Ernst Ellert und Testare."
    „Das hättest du auch gleich sagen können! Sie sollen herkommen."
    Der Syntron bestätigte.
    Ronald Tekener seufzte und konzentrierte sich erneut auf die Daten.
    Oder wenigstens versuchte er es.
    Er hatte vor geraumer Zeit die FVL gegründet. Diese drei Buchstaben standen für „Forschungsgemeinschaft Verlängertes Leben", und diese Bezeichnung sagte bereits alles über das Programm der Organisation aus. Mit der FVL wollte Ronald Tekener seiner verstorbenen Frau Jennifer Thyron ein Denkmal setzen, aber das war natürlich nicht der einzige Zweck der Organisation.
    Er hatte namhafte Wissenschaftler dafür gewinnen können, Mittel und Wege zur Verlängerung der menschlichen Lebensspanne zu suchen und zu entwickeln.
    Das mochte auf den ersten Blick als überflüssig erscheinen, denn selbstverständlich war die Erhaltung und Verlängerung des Lebens der natürliche Sinn und Zweck jeder medizinischen Forschung. Aber Tekener war der Meinung, daß es nicht schaden konnte, wenn sich auch Experten anderer Fachrichtungen mit diesem Thema befaßten.
    Die Wissenschaftler, die sich in ihrer Freizeit der ihnen gestellten Aufgabe widmeten, arbeiteten hauptberuflich an Universitäten, Instituten und sonstigen Forschungsstätten in allen Teilen der Galaxis.
    Besonders eindrucksvoll war das, was sie erarbeitet hatten, bisher noch nicht. Es schien, als hätte man die natürlichen Möglichkeiten des menschlichen Körpers mit der zur Zeit gültigen Lebenserwartung von fast dreihundert Jahren bereits weitgehend ausgereizt.
    Ronald Tekener war noch längst nicht bereit, sich damit abzufinden. Dafür gab es tausend gute Gründe. Aber manchmal fragte er sich, ob die FVL ihm nicht vielleicht doch in erster Linie dazu diente, sich ein Alibi zu verschaffen und sein Gewissen ruhig zu halten.
    Objektiv gesehen bestand kein Grund dazu. Es hatte alles in Ordnung zu sein.
    Seit Jennifers Tod waren mittlerweile dreiundzwanzig Jahre vergangen: Zeit genug, um darüber hinwegzukornmen. Daß Tekener jeder neuen Bindung geflissentlich aus dem Weg ging - wen konnte das wundern?
    Es war eine völlig natürliche Reaktion. Nichts, was irgend jemanden beunruhigen mußte.
    Sogar Ronald Tekener selbst hatte das geglaubt.
    Die Zeit der Trauer war längst vorbei.
    Oder auch nicht. Denn wenn er wirklich darüber hinweg war - wie hatte ihm dann diese unglaubliche Sache mit dem Nakken passieren können?
    Die Ereignisse auf dem Kunstplaneten Wanderer lagen ihm schwerer im Magen, als die anderen dachten. Sie verfolgten ihn bis in seine Träume hinein, und auch am Tage hatte er keine Ruhe vor ihnen.
    Er brauchte nur die Augen zu schließen, dann sah er es vor sich: Clistor, der Nakk, wie er vortrat, um die gestohlenen Zellaktivatoren an ES zu übergeben.
    Tekener wußte nicht, was in diesem Augenblick mit ihm geschehen war. Er hatte die Waffe gezogen und geschossen. Und er hatte es getan, ohne dabei zu denken.
    Genau das war es, was ihn daran störte.
    Es ging nicht so sehr darum, daß er getötet hatte, sondern wie es geschehen war: Nicht in einem Augenblick der Gefahr, in der es nur zwei Möglichkeiten gab - zu töten oder selbst getötet zu werden - sondern aus einem Impuls der Wut und des Hasses heraus.
    Er hatte ein unbewaffnetes Wesen umgebracht.
    Schlimmer noch: Er hatte für einige Sekunden die Gewalt über sich und seinen Verstand verloren. In seiner Erinnerung war ein blinder Fleck zurückgeblieben, den er krampfhaft auszufüllen versuchte - und es nicht schaffte.
    Für einen Mann wie Tekener war dies eine erschreckende Erkenntnis.
    Einer dieser Zellaktivatoren, die Clistor wie ein Geschenk oder eine Opfergabe vor sich hertrug, hatte Jennifer gehört. Man hatte ihn ihr gestohlen. Der Diebstahl eines Zellaktivators war nichts anderes als ein brutaler Mord.
    Und dann war da die Situation gewesen, in der sie alle sich befunden hatten: Sie waren eben zum Tode verurteilt worden, denn ohne die Aktivatoren hatten sie - nur noch wenige Stunden zu leben. Sie hatten zu diesem Zeitpunkt noch nicht wissen können, daß ES ihnen eine Zelldusche und damit eine letzte Galgenfrist von zweiundsechzig Jahren gewähren
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