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1520 - Geschäfte mit Topsid

Titel: 1520 - Geschäfte mit Topsid
Autoren: Unbekannt
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liegt in den Bergen", flüsterte der Kartanin im Schutz der nächsten Portiere. „Hoch oben im Norden. Nimm dir einen Mietgleiter und nenne ihm als Ziel den Steinbruch von G’hor. Von dort aus führt eine Schlucht nach Westen. Folge ihr, und du kommst zum Schrein."
    „Wie viele Kartanin leben in G’hori-S’osh?"
    „Kein einziger. Jetzt im Winter dürfte auch keine Zeremonie geplant sein. Ich glaube nicht, daß überhaupt jemand da draußen unterwegs ist, noch dazu bei einem Eissturm."
    Ronald Tekener dachte sich nicht viel bei dieser Bemerkung.
    Erst als er bereits über dem Gebirge war, begann er zu begreifen, daß ein kartanischer Eissturm eine ernstzunehmende Angelegenheit war.
    Es dauerte fast drei Stunden, bis er den Steinbruch erreichte. Das Gelände glich eher einem Gletscherfeld. Eine schroffe Eisnadel ragte daraus hervor.
    Ronald Tekener wunderte sich darüber, daß ein solches Gebilde an diesem stürmischen Ort noch immer aufrecht stand. Dann erkannte er, daß er einen vollkommen mit Eis überkrusteten Turm vor sich hatte.
    Er funkte den Turm an, erhielt aber keine Antwort.
    Ein dunkler Schlund zwischen den eisüberkrusteten Felsen bildete den Eingang zur Schlucht. Der Sturm heulte darin wie ein gefangenes Tier, das sich gegen die Gitter seines Käfigs warf.
    Er mußte ziemlich oft hier toben, dieser Sturm, denn die Felswände im Innern der Öffnung waren von ihm glattgeschmirgelt worden. Im Licht der Scheinwerfer sah Tekener zum erstenmal den berühmten, vielfarbigen Marmor von G’hor - er leuchtete in warmen, pastellenen Farben unter einer dünnen Glasur aus glitzerndem Eis hervor.
    Weiter drinnen wichen die Wände weiter auseinander. Tageslicht fiel von oben herein. An jedem Felsvorsprung hingen gigantische, tropfsteinartige Gardinen aus Eis. Der Sturm hatte sie in die verrücktesten Winkel gedrückt und gedreht. Sie waren seitwärts und, teilweise sogar schräg nach oben gerichtet, bildeten sich windende Strähnen, Falten und Knäuel, wölbten sich wie erstarrte Wogen zu gewaltigen Bögen, als hätten sie nur eine einzige Aufgabe zu erfüllen: Die Bewegungen der Luft sichtbar zu machen.
    Tekener durchflog die gesamte Schlucht und blickte plötzlich über eine weite, eisbedeckte Ebene, aus der vereinzelte, schwarze Felsen ragten, die der ewige Wind zu phantastischen Formen geschliffen hatte, zu Burgen und Schlössern, Bögen und Brücken, seltsamen Städten und gigantischen Fabeltieren. Hinter dem Terraner erhob sich eine schroffe Felsbarriere. Der diesseitige Eingang zur Schlucht gähnte darin wie ein Trichter, in den der Sturm hineingepreßt wurde.
    Kein Zweifel - Tekener hatte den Eingang zum Schrein verpaßt.
    Er kehrte um und entdeckte schließlich einen fast hinter gigantischen Eiszapfen verborgenen Seitenarm der Schlucht. Hinter den eisigen Hindernissen waren glattgeschliffene Stufen zu erkennen.
    Das mußte das Heiligtum derer von H’ay sein.
    Aber wo steckte Dao-Lin? Es war nicht seine Art, die Heiligtümer fremder Völker zu entweihen.
    Aber gerade jetzt legte der Sturm noch etwas an Stärke zu und wirbelte faustgroße Eisbrocken durch die Luft.
    Bei einem solchen Wetter, dachte er, ist alles erlaubt.
    Der Eingang zum Schrein war groß genug - da hätten auch zwei Gleiter hindurchgepaßt, und sie hätten ruhig mit einem guten Sicherheitsabstand nebeneinanderherfliegen können. Die Familie H’ay hatte großzügig gebaut.
    Der Gleiter bockte in den unberechenbaren Wirbeln. Tekener hatte Mühe, ihn unter dem Eis hindurchzubugsieren.
    Endlich sah er Dao-Lin-H’ay. Sie tauchte seitwärts hinter den eisüberzogenen Felsen auf. Sie sah zum Erbarmen aus - völlig durchgefroren in ihrem Umhang, das Gesicht mit Schnee verklebt. Und sie winkte ihm zu. Sie hob beide Hände, die Finger weit gespreizt, und bewegte sie heftig vor ihrem Gesicht hin und her. Dann stürzte sie, fiel der Länge nach zu Boden, weil der Sturm eine heulende Böe durch die Schlucht jagte.
    Tekener gab den Kampf mit dem Gleiter auf. Er überzeugte sich hastig davon, daß die Automatik ausgeschaltet war. Dann sprang er hinaus, um Dao-Lin-H’ay zu helfen.
    Dies war der Augenblick, in dem er zum erstenmal mit dem Sturm in direkte Berührung kam - eine brüllende, eisige, schneedurchtobte Hölle, die ihn auf der Stelle niederwarf. Er stürzte, rutschte über den eisglatten Boden und landete am seitlichen Pfosten des Tores.
    Direkt vor ihm lag das Innere des Schreins. Dort war es geschützt und windstill. Weit im Hintergrund sah
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