Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

1520 - Geschäfte mit Topsid

Titel: 1520 - Geschäfte mit Topsid
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
sah, daß Dao-Lin einen Umhang in der Hand hielt. „Du hast noch etwas vor?" stellte er fest. „Nur einen kleinen Ausflug", versetzte sie schnippisch. „Ich werde meine Ahnen besuchen. Eine dieser kartanischen Eigenheiten."
    „Ich wußte nicht, daß du so an den Bräuchen deines Volkes hängst."
    „Du weißt vieles nicht."
    Aber er wußte zumindest eines: Es ging nicht nur um ihre Ahnen. Um sich mit denen zu unterhalten, hätte sie den kleinen Nadler nicht gebraucht, den sie so geschickt unter dem Umhang verbarg. „Ich nehme an, daß ihr Kartan so schnell wie möglich verlassen werdet", bemerkte sie. „Ich habe mich persönlich davon überzeugt, daß die beiden Raumschiffe, die euch nach Fornax begleiten werden, voll und ganz euren Vorstellungen entsprechen. Die Schiffe heißen WO-MUN und CHIANG-LU. Bei der Auswahl der Experten mußte ich ein bißchen nachhelfen. Paßt auf, daß die Kartanin euch nicht im letzten Augenblick doch noch andere Leute unterschieben."
    „Oh, ich verlasse mich da ganz auf dich."
    „Ich werde nicht da sein."
    „Dann wird dies ein längerer Ausflug?"
    „Meine Ahnen sind anspruchsvoll", behauptete die Kartanin, „Und ich habe mich seit vielen Jahren nicht um sie gekümmert."
    „Warum fängst du dann ausgerechnet jetzt damit an?"
    „Wüßtest du eine bessere Gelegenheit? Und jetzt: Lebe wohl, Ronald Tekener. Ich wünsche euch viel Erfolg."
    Und damit ging sie davon.
    Er sah, daß sie mit einem Mietgleiter davonflog. Sie schien es sehr eilig zu haben.
    Ihre Ahnen will sie besuchen, dachte Ronald Tekener verächtlich. Sie hätte sich wirklich eine bessere Geschichte ausdenken können.
    Aber sie war wahrhaftig alt genug, um selbst auf sich aufpassen zu können, und wenn sie unbedingt allein sein wollte, warum sagte sie das dann nicht einfach? Warum diese albernen Ausreden?
    Weil sie eine Kartanin ist! dachte Tekener sarkastisch. Und Kartanin haben Geheimnisse. Das scheint ein Naturgesetz zu sein.
     
    *
     
    Dao-Lin-H’ay hatte tatsächlich die Absicht, ihre Ahnen zu besuchen - allerdings nicht, um ihnen zu huldigen.
    Von solchen Bräuchen hatte sie sich innerlich schon viel zu weit entfernt.
    Aber sie hatte eine Botschaft bekommen, die ihr einen solchen Ausflug als ratsam erscheinen ließ.
    Diese Botschaft stammte von Sao-Tan-L’ung und lautete: Wenn du mehr über die krummen Geschäfte der L’ungs erfahren möchtest, dann triff mich beim Schrein von G’hori-S’osh.
    Natürlich mußte sie damit rechnen, daß dies eine Falle war. Aber die Wahrscheinlichkeit dafür erschien ihr als nicht sehr hoch.
    Sao-Tan-L’ung befand sich in einer nicht sehr angenehmen Situation, und er war sich dieser Tatsache sicher auch bewußt. Teng-Ciao-L’ung würde nicht zögern, ihm alle Schuld zuzuschieben, und die Hohen Frauen - das wußte Dao-Lin-H’ay - würden ihn dabei nach besten Kräften unterstützen.
    Selbstverständlich würde Teng-Ciao-L’ung anschließend zurücktreten müssen. Wegen „gesundheitlicher Probleme", wie man in solchen Fällen zu sagen pflegte.
    An ihm - und dem Amt der Hohen Frauen - würde nichts hängenbleiben.
    An Sao-Tan-L’ung um so mehr.
    Und genau das war der Punkt, der Dao-Lin-H’ay dazu bewog, zu dem von Sao-Tan-L’ung genannten Treffpunkt zu fliegen.
    Sie tat es nicht ganz so arglos, wie es auf den ersten Blick scheinen mochte. Der kleine Nadler war nicht die einzige Waffe, die sie bei sich trug. Aber eigentlich rechnete sie nicht damit, daß man sie in einen Hinterhalt locken wollte. Dazu hätte man sich wohl einen anderen Ort ausgesucht.
    Natürlich hatte ein Mitglied der Familie L’ung nichts im Heiligtum derer von H’ay zu suchen.
    Früher wäre es für jeden Außenstehenden lebensgefährlich gewesen, sich in die Nähe des Schreins zu begeben.
    Aber auch das hatte sich geändert.
    G’hori-S’osh hatte viel von seiner ursprünglichen Bedeutung verloren. Die Familie H’ay ebenfalls. Außerdem war dies nicht die Jahreszeit, in der dort Zeremonien stattfanden. Oben in den Bergen tobten um diese Zeit herum Schneestürme, die dazu geeignet waren, selbst dem fanatischsten Kartanin den Geschmack an einer Prozession durch die wilden, vielfarbigen Felsen zu verderben.
    Aber G’hori-S’osh war ein garantiert abhörsicherer Ort. Die Familie H’ay war in dieser Hinsicht sehr eigen.
    Dao-Lin-H’ay hatte dem Schrein von G’hori-S’osh schon seit Jahrhunderten keinen Besuch mehr abgestattet.
    Vor sehr langer Zeit hatte man dort eine Ehrentafel für sie
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher