Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1516 - Totenlichter

1516 - Totenlichter

Titel: 1516 - Totenlichter
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
klebten Gräser und kleine Blätter.
    »Kannst du laufen?«
    »Ja, das muss ich wohl.«
    »Genau.«
    Florian streckte seinem Freund die Hand entgegen und ließ sich auf die Beine ziehen. Er drehte sich sofort um. Unterhalb des Hangs gab es keine Veränderung. Noch immer brannten die vier Kerzen als Totenlichter nahe der Leiche. Von dem Unheimlichen war zum Glück nichts mehr zu sehen. Er hatte das Weite gesucht.
    »Mann, haben wir Glück gehabt«, flüsterte Florian.
    »Kannst du wohl sagen.«
    »Der hätte mich fast gehabt.« Florian fing wieder an zu zittern. »Dann habe ich ihm wohl ins Gesicht getreten, glaube ich.«
    »Ja, und ich habe dich hochgezogen.«
    »Was hätte der wohl mit mir gemacht?«
    Moritz winkte ab. »Denk lieber nicht daran. Ich tue es auch nicht.«
    »Igel, ich sage dir, der hätte uns bestimmt umgebracht. Der ist echt, wirklich. Das ist kein Film gewesen. Es gibt diese Leute tatsächlich, die sich verkleiden und andere töten. Mir reicht es.«
    »Mir auch, und deshalb lass uns gehen.«
    »Okay.«
    Die Freunde mussten durch den Wald, um zu ihren Rädern zu gelangen.
    Sie litten noch immer an den Folgen. Ein normales Gehen war ihnen nicht möglich. Immer wieder schauten sie sich um und leuchteten auch zurück, um zu sehen, ob zwischen den Bäumen dieser unheimliche Verfolger auftauchte. Aber er ließ sich nicht blicken.
    Als der Wald lichter wurde und sich die Abstände zwischen den Bäumen vergrößerten, sprachen beide davon, dass sie es geschafft hatten.
    Zudem standen die Räder noch an derselben Stelle.
    Sie blieben daneben stehen. Beide hatten ihre Hände um die Gummigriffe an den Lenkern gelegt.
    »Und wie geht es weiter?«, flüsterte Florian.
    »Wir müssen zur Polizei.«
    »Heute noch?«
    »Klar.«
    Florian zog die Nase hoch. »Das wird Ärger geben, Igel, ich sage es dir. Die werden uns Fragen stellen und wissen wollen, was wir in der Nacht hier gesucht haben.«
    »Dann sagen wir ihnen die Wahrheit.«
    »Das kann dann noch größeren Stress geben.«
    »Willst du gar nichts sagen?«
    Florian Thamm überlegte. »Ich weiß nicht. Ich habe ja keine Ahnung, was sie dann mit uns machen.«
    »So schlimm wird es schon nicht sein. Außerdem sind wir Zeugen. Und bestimmt die einzigen.«
    »Scheiße. Im Film sieht das immer alles so cool aus. Und hier weiß ich nicht weiter.«
    »Egal, das ziehen wir durch.«
    »Gut, dann lass uns fahren. Aber nicht bis Bamberg.«
    »Nein, nein.«
    Die Jungen stiegen auf ihre Räder. Sie mussten ein Gelände durchfahren, das nicht nur eben war. Es war eine wellige Landschaft, wunderbar zum Wandern, auch waldreich und mit zahlreichen freien Rasenflächen bestückt. Für Biker nicht zu steil, aber es gab auch Strecken, wo schon gestrampelt werden musste.
    Sie fuhren schnell. Der Fahrtwind trocknete den Schweiß auf ihren Gesichtern.
    Um diese Zeit waren die Straßen so gut wie leer. Da brauchten sie keine Furcht zu haben, dass ihnen jemand entgegenkam oder sie überholte.
    Im Regelfall. In Wirklichkeit sah es anders aus, das wussten sie inzwischen. Nach diesem schlimmen Erlebnis rechneten sie mit allem, aber sie konnten normal fahren, und sie freuten sich darüber, wenn es bergab ging.
    Das Licht der Scheinwerfer gab nicht zu viel Helligkeit, aber es reichte aus.
    Es wurde nur einmal etwas brenzlig, als von der Seite her und aus dem Feld ein Fuchs auftauchte, der dicht vor ihnen über die Straße huschte und sie fast zum Bremsen gezwungen hätte.
    An einen Verfolger dachten sie nicht mehr, als sie in die nächste Kurve fuhren, und nun eine Strecke vor sich hatten, die bergauf führte. Die Gerade zog sich lang hin, und wenn sie dessen Kuppe erreicht hatten, lag praktisch die Stadt Erlangen vor ihnen. Bei klarem Wetter konnte man von dieser Stelle aus bis nach Fürth schauen, was in der Nacht ebenfalls möglich war, aber dann blinkten nur die Lichter der Ortschaften.
    Es ging weiter. Sie traten in die Pedalen, und es kam ihnen wie ein Kampf vor, den sie unbedingt gewinnen mussten. Sie keuchten, aber sie waren routiniert genug, um auch diese Strecke zu schaffen. Manchmal feuerten sie sich gegenseitig an oder schrien auch ihren Frust in die Dunkelheit hinein.
    Es schaute sich keiner von ihnen um, und das war ein Fehler. So sahen sie den dunklen Wagen nicht, der die gleiche Strecke fuhr wie sie. Und sie wussten auch nichts von einem Fahrer, der hasserfüllt hinter dem Lenkrad saß und sich durch die Flucht der beiden Zeugen gedemütigt fühlte.
    Das konnte er nicht auf
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher