Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1516 - Totenlichter

1516 - Totenlichter

Titel: 1516 - Totenlichter
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
nahmen.
    Drei Menschen saßen an einem Tisch zusammen. Der eine Mann war ein Bischof, der andere hieß Harry Stahl und arbeitete für einen geheimen Dienst in Deutschland, und die dritte Person war ich.
    Es war Harry Stahl gewesen, der mich gebeten hatte, nach Deutschland zu reisen, damit ich ihm bei einem Problem behilflich sein konnte, das nicht nur ihn anging, sondern besonders die Kirche betraf, und deshalb war auch der Bischof eingeweiht, der seinen Humor verloren hatte und dessen Augen immer wieder verschleierten, wenn er an bestimmte Vorgänge dachte, die passiert waren.
    »Sie haben also drei Tote gefunden«, fasste ich zusammen.
    »Ja, drei Männer. Geschmückt mit Lichtern. Totenlichter. Sie lagen da wie aufgebahrt, und keiner von ihnen lebte mehr. Es waren Menschen mit keiner normalen Vergangenheit. Sie hatten auch nichts mit der Kirche zu tun, aber die Botschaft, die man bei ihnen fand, war eindeutig. Es hieß immer wieder: Tod den Sündern!«
    »Waren es denn auch Sünder?«
    Der Bischof verzog sein sonnenbraunes Gesicht. »Wer von uns ist denn ohne Schuld und Sünde? Niemand, denke ich. Sie nicht, Herr Sinclair, ich nicht und der Papst auch nicht. Aber dieser unbekannte Mörder maßt sich an, die Menschen zu richten, die er als Sünder betrachtet. Er tötet sie mit Messern, die aussehen wie Kreuze, und wir sind bisher machtlos gewesen. Es wird wirklich Zeit, dass der Täter gefunden wird. Bisher hat die Presse nur über die Morde geschrieben, aber keine genauen Einzelheiten preisgegeben. Lange wird sie nicht mehr ruhig bleiben. Für uns wäre der Imageschaden enorm. Das möchte ich verhindern. Ich habe mit der Polizei gesprochen. Man will alles tun, um den Täter zu fangen, aber ich bin noch einen zweiten Weg gegangen und habe mich mit Herrn Stahl in Verbindung gesetzt. Wir haben uns mal auf einer längeren Zugfahrt kennen gelernt und ein sehr interessantes Gespräch geführt.«
    »Stimmt«, bestätigte Harry. »Ich habe dem Bischof dann meine Telefonnummer gegeben. Praktisch für den Notfall, wenn er mal besondere Probleme hat, und die sind jetzt eingetreten, finde ich.« Er schaute mich an und lächelte knapp. »Ich sah die Probleme als so groß an, dass ich dir Bescheid gegeben habe.«
    »Klar, Harry. Deshalb bin ich auch hier.«
    Mein deutscher Freund hatte mich noch in Rumänien telefonisch erwischt, wo Suko und ich einen Werwolf, die Balkan-Bestie, gejagt und gestellt hatten. Während Suko weiter nach London geflogen war, hatte ich meinen Flug umgeleitet und war in Frankfurt ausgestiegen, wo Harry mich erwartet hatte, um mit mir ins Frankenland zu fahren, denn hier waren die drei Morde geschehen.
    »Was hat man bisher herausgefunden?«, wollte ich wissen.
    Der Bischof schüttelte den Kopf. Sein glattes dunkles Haar blieb bei dieser Bewegung liegen.
    »Nichts?«
    »So gut wie nichts.«
    Es gab auch keine Fingerabdrücke.
    Man hatte nur Fußspuren gefunden. Das letzte Opfer lag auf einem Altar in einer kleinen Dorfkirche. Zum Glück hat der Pfarrer es entdeckt, und er hatte es unter der Decke halten können, sodass nicht zu viel davon bekannt geworden war.
    »Und wer waren diese Menschen?« Ich stellte ihm die Frage, obwohl ich bereits mehr über die Opfer wusste. Das hatte mir mein Freund Harry Stahl mitgeteilt.
    »Sünder, wenn Sie so wollen.«
    »Bitte?«
    Der Bischof lächelte. »Ich muss Ihnen das erklären, Herr Sinclair. Natürlich ist jeder von uns ein Sünder, das steht außer Frage. Aber die Toten waren besondere. Menschen, die Verbrechen verübt haben, aber aus Mangel an Beweisen nie vor Gericht gestellt werden konnten. Pädophile, Kinderschänder, ein angeblicher Mörder. Ich habe mich erkundigt, aber ich bin keinen Schritt weiter gekommen.«
    »Gut, das wissen wir jetzt. Und gibt es einen Punkt, an dem wir einhaken können? Einen Verdacht? Kennen Sie jemanden, dem sie so etwas zutrauen?«
    »Ich denke nicht.«
    »Und was ist mit der Polizei?«
    Die Antwort bekam ich von Harry Stahl. »Von der kommt bisher auch nichts, John. Ich habe mit den zuständigen Stellen gesprochen. Man tappt einfach im Dunkeln. Mehr kann ich nicht sagen.«
    »Oder hält man Informationen zurück?«
    In Harrys Augen funkelte es. »Das will ich doch nicht hoffen. Nein, nein, das wäre…« Er winkte ab.
    »Unmöglich?«
    »Unmöglich ist nichts, John.«
    »Aber du weißt, dass sich die Dienste untereinander nicht besonders mögen.«
    »Ja, das ist mir schon klar. Aber in diesem Fall glaube ich wirklich nicht
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher