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1509 - Standbild des Grauens

1509 - Standbild des Grauens

Titel: 1509 - Standbild des Grauens
Autoren: Jason Dark
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still. Aber sie kämpfte und gab nicht auf. Eine Stufe kam sie noch tiefer, dann musste sie stehen bleiben, denn sie war zu schwer geworden.
    Der Blutdrache hatte es geschafft, sie zu versteinern!
    Nein, nicht völlig. Wenn sie sich sehr anstrengte, dann war es ihr möglich, einen Arm zu heben. Sie versuchte es mit dem rechten, den bekam sie auch halb hoch, und sie glaubte sogar, unter ihrer Haut ein leises Knirschen zu hören.
    Haut war das Stichwort!
    Vorhin war die Klaue über ihre Kleidung geschrammt, hatte sie zerfetzt und auf dem Rücken Hautfetzen herausgerissen. Sie hatte sie selbst unter den Nägeln der Klaue kleben sehen.
    Bei ihr war kein Blut zu saugen, also hatte sich dieser Aibon-Drache etwas anderes geholt.
    Sie unternahm einen weiteren Versuch.
    Es klappte nicht. Sie konnte ihre überschweren Beine einfach nicht anheben.
    Und das passierte ihr, wo sie doch mit Kräften ausgestattet war, die die eines Menschen völlig in den Schatten stellten.
    Das hatte Justine bisher noch nie erlebt. Sie konnte es nicht fassen, es war für sie ein Schlag ins Gesicht gewesen. Diese Szene brachte ihr gesamtes Weltbild durcheinander. Sie war nicht mehr diejenige, die sie mal gewesen war.
    Aber wie ging es weiter?
    Für sie überhaupt nicht. Es konnte ihr niemand helfen oder wollte es nicht. Myrna stand hinter ihr. Um sie zu sehen, musste Justine den Kopf drehen, aber auch das war ihr nicht möglich, denn die Versteinerung hatte mittlerweile den Hals erreicht.
    Ich bin wehrlos!
    Für sie war es besonders schlimm. Sie hatte bisher all ihre Kämpfe gewonnen, und das gegen die unterschiedlichsten Feinde. Doch eine Versteinerung von innen hatte sie bisher noch nicht erlebt. Und da reagierte sie auch wie ein normaler Mensch. Ja, das war es. Wie ein Mensch, obwohl sie sich nicht als einen solchen ansah.
    Noch einmal unternahm sie einen Versuch.
    Diesmal setzte sie beide Arme ein. Sie wollte sie zuerst zur Seite drücken, um sie danach in die Höhe zu heben. Eigentlich ganz einfach.
    Nur bei ihr klappte es nicht.
    Justine bekam die Arme nicht einmal mehr vom Körper weg. Sie waren einfach zu schwer. Der verdammte Blutdrache hatte sie hilflos gemacht, und dies zu begreifen schaffte sie einfach nicht. Vielleicht stemmte sie sich auch dagegen, sie wusste es nicht. Aber sie wusste, dass sie eine derartige Situation noch nie in ihrem bisherigen Dasein als Blutsaugerin erlebt hatte. Das war neu und dazu bedrohte es ihre Existenz.
    Justine war klar, dass es der Blutdrache nicht dabei bewenden lassen würde. Den Kopf konnte sie nicht mehr anheben, da sich die Versteinerung bis in ihren Nacken zog. Aber sie bekam trotzdem mit, dass etwas passierte. Über ihr gab es eine Bewegung, und dann sah sie erneut einen Schatten. Diesmal war es die linke Klaue des Blutdrachen.
    Ja, das hatte so kommen müssen!
    Der Gedanke war kaum in ihrem Kopf aufgezuckt, da wurde er auch schon in die Tat umgesetzt.
    Die Hand griff zu!
    Sie war nicht mal überdimensional groß, aber sie fand durch eine geschickte Drehung den Weg bis zu ihrem Nacken, und genau dort griff sie zu.
    Eine Vampirin spürt keine Schmerzen. Das war auch bei Justine Cavallo so. Sie erlebte nur den Druck und einen Moment später dieses harte Zusammenpressen.
    Dann gab es den Ruck!
    Urplötzlich verlor sie den Boden unter den Füßen. Nicht mal einen Lidschlag später wurde sie in die Höhe gezogen, und der Griff in ihrem Nacken änderte sich nicht.
    Justine konnte nicht mal mehr zappeln. Sie hing unbeweglich in der Klaue, und wenn der Drache sie jetzt fallen ließ, würde sie auf den Boden aufschlagen und unter Umständen zerbrechen.
    Niemals zuvor hatte ihr jemand so die Grenzen aufzeigen können, und die blonde Bestie musste sich selbst gegenüber eingestehen, wie hilflos sie letztendlich war…
    Es war kein gerader und direkter Weg in den Fels hinein. Wir mussten schon um zwei Ecken gehen, bevor sich uns etwas eröffnete, das Suko und ich für ein Weltwunder hielten.
    Es verschlug uns den Atem, und wir gingen auch keinen Schritt mehr weiter. Wir waren die Zuschauer, die vor einer Bühne standen und zunächst einem Drama zuschauten, das noch ohne unser Eingreifen ablief.
    Im Mittelpunkt stand das steinerne Monstrum, das wir uns einfach anschauen mussten. Ein drachenähnliches Geschöpf, klobig und wie aus Stein gemeißelt. Der Kopf glich dem eines Riesenaffen, und an seinen Seiten stachen noch Hörner daraus hervor.
    Der Drache wuchs auf dem Sockel einer Treppe empor. Vor ihm auf der
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