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1508 - Der Templerjunge

1508 - Der Templerjunge

Titel: 1508 - Der Templerjunge
Autoren: Jason Dark
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verstehen. Auch ich hätte an seiner Stelle meine Probleme gehabt. Nun aber überwog die Erleichterung, denn wir waren einem schrecklichen Anschlag entgangen.
    Aber ich musste auch an die E-Mails denken, die ich erhalten hatte. Ich glaubte nicht daran, dass mich der unbekannte Warner hatte töten wollen, es war hier um etwas anderes gegangen. Er hatte gewollt, dass ich die Strecke mitfuhr. Das hatte ich auch getan. Ich war nicht getötet worden, aber ich wusste über den Jungen Bescheid, und genau das konnte seine Intention gewesen sein.
    »Ich kann nicht mehr fahren!«, flüsterte der Lokführer nach einer Weile.
    »Es muss Ersatz herbeigeschafft werden.«
    Haggerty kümmerte sich darum. »Ich werde erst mal eine Meldung durchgeben, was genau passiert ist.«
    Über Funk konnte er vom Führerstand der Lok aus mit der Zentrale sprechen, was er auch in den nächsten Minuten tat, während ich die Lok verließ und neben dem Gleis einige Schritte nach vorn ging, bis ich die Vorderseite der Lok erreicht hatte.
    Dort hielt ich an und schaute in die Richtung, in der kein Feuerball mehr zu sehen war und auch kein rotes Nachglühen. Dafür drang dünn der Klang einiger Sirenen an meine Ohren. Es war also schon aufgefallen, was da passiert war.
    Hinzu kam noch ein anderes Problem. Ich wusste nicht, wo wir auf freier Strecke gehalten hatten. So sehr ich meine Augen auch anstrengte, die Lichter einer Ortschaft sah ich nicht. Da war die Finsternis wie ein Tuch, das alles bedeckte.
    Ich ging wieder zurück zur offenen Tür der Lok und erkundigte mich bei Frank Haggerty, wo wir uns ungefähr befanden.
    Auch er musste erst überlegen. Dann nannte er mir eine Ortschaft, die ich nicht kannte. Aber wir waren bereits an Maidstone vorbei, und die Stadt kannte ich.
    Bis London war es trotzdem noch verdammt weit. Ich ging davon aus, dass die Explosion auf den Schienen erfolgt war und so eine Fortsetzung der Fahrt unmöglich war. Deshalb war ich gespannt darauf, was sich die Verantwortlichen der Bahn einfallen lassen würden, um uns an den Zielort zu bringen. Ob es eine Nebenstrecke gab, war mir auch nicht bekannt. Das interessierte mich im Moment auch nicht, denn ich beschäftigte mich gedanklich wieder mit dem Warner, den leider nur der Lokführer gesehen hatte. Aber ich hatte eine gute Beschreibung von ihm bekommen und dachte daran, dass sich dieser Junge möglicherweise noch in der Nähe des Zuges aufhielt, um seinen Erfolg zu sehen.
    Mittlerweile waren auch andere Fahrgäste ausgestiegen. Fragen, gestellt von wütenden Stimmen, schwirrten durch die Luft, ohne dass Antworten gegeben werden konnten.
    Um nicht von den Fahrgästen belästigt zu werden, verdrückte ich mich.
    Da bot mir die Nacht schon einen guten Schutz, denn auch der Himmel war nicht eben mit Sternen übersät.
    Ich hielt mich an den Schienenstrang und entfernte mich Schritt für Schritt vom Zug. Langsam verklangen die Stimmen hinter mir, sodass mich nur noch die Dunkelheit der Nacht und die Geräusche, die ich selbst verursachte, umgaben.
    Ich sah keinen Menschen, der auf mich gewartet hätte. Rechts und links des Bahndamms reckten Büsche und Sträucher ihre Zweige in die Höhe, als wollten sie mir zuwinken.
    Ich dachte über die Explosion nach. Es war kein Zufall. Man konnte dies als einen Anschlag bezeichnen, und da musste man sich fragen, wer dahintersteckte.
    Natürlich dachte ich sofort an islamistische Terroristen. Von diesen Leuten ausgeführte Anschläge waren in der heutigen Zeit eigentlich normal.
    Aber ich wusste noch immer nicht, weshalb gerade ich in den Zug hatte einsteigen sollen.
    Es gab einen Grund, das stand fest. Bei mir allerdings blieb es bei einer Spekulation. Ich dachte daran, dass mir jemand etwas beweisen und auf sich aufmerksam machen wollte. Einer, dem es nicht möglich war, auf dem normalen Weg Kontakt mit mir aufzunehmen. Das wäre eine Erklärung gewesen. Nur hatte ich ein Problem, mich damit abzufinden.
    Ich war so weit gegangen, bis die Büsche höher wuchsen und zu einem Niederwald wurden. Auch hier war es still. Abgesehen vom Summen der Insekten, von denen auch einige in der Nacht flogen. Die erste Wärme hatte bereits die Mücken angelockt.
    Der Klang der Sirenen war noch immer zu hören. Er erreichte mich als ein schauriger Schall, der auf meinem Rücken eine Gänsehaut hinterließ. Und erneut dachte ich daran, welch ein großes Glück wir Reisenden doch gehabt hatten.
    Ich wollte schon zurückgehen, als ich etwas hörte. Rechts von
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