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1508 - Der Templerjunge

1508 - Der Templerjunge

Titel: 1508 - Der Templerjunge
Autoren: Jason Dark
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beruhen zu lassen. Keine Meldung machen, die Dinge im Dunkeln lassen und versuchen, die Erinnerung daran auszulöschen.
    Ossy Stuart tat seinen Job gern. Ebenso wie seine Frau, die als Krankenschwester arbeitete. Da sie Nachtschicht hatte, würde sie nicht zu Hause sein, wenn er eintraf, und so musste er seine Geschichte erst mal für sich behalten.
    Die Böschung an den beiden Seiten war verschwunden. Der Zug rollte jetzt über eine Ebene. Von den Dörfern in der Umgebung aus wirkte er wie eine helle Schlange, die sich durch die Luft zu bewegen schien, weil der Untergrund nicht zu sehen war.
    Und weiter ging die Reise. Immer in westliche Richtung, dem Moloch London entgegen, einer Stadt, die auch in der Nacht nicht schlief und Anziehungspunkt für zahlreiche lichtscheue Gestalten war. So vergrößerte sich die Einwohnerzahl, ohne dass dies offiziell registriert werden konnte.
    Ossy Stuart liebte die Stadt trotzdem. Er war darin aufgewachsen, und er hatte das Glück gehabt, in ein kleines Haus ziehen zu können, das ihm von einer Tante vererbt worden war, bei der er schon als Kind stets seine Ferien verbracht hatte.
    Nie würde er aus London wegziehen. Es sei denn, man trug ihn mit den Beinen zuerst aus dem Haus. Da hoffte er, noch einige Jahrzehnte Zeit zu haben.
    Neben ihm stand eine Thermosflasche. Er hatte sie in Dover mit heißem Kaffee gefüllt. Jetzt hatte er Lust darauf, sich einen Schluck zu gönnen.
    Seine Hand hatte das Gefäß noch nicht berührt, als er zum zweiten Mal geschockt wurde.
    Er spürte so etwas wie einen kalten Luftstrom an seinem Gesicht entlang gleiten, schüttelte sich und wunderte sich nur.
    Dann schrie er auf.
    Rechts neben ihm stand jemand.
    Es war der Junge von den Schienen!
    ***
    Ich saß im Zug und schaute aus dem Fenster in die Landschaft, ohne sie wirklich zu sehen, denn die Dunkelheit der Nacht deckte so gut wie alles zu. Hin und wieder wurde der Vorhang durch Lichter zerrissen, die in der Ferne schimmerten, aber sie waren nicht wirklich nah und auch nichts anderes als ein Gruß aus einer weit entfernt liegenden Welt, an der der Zug vorbeiraste.
    Ich war in Dover, der Stadt mit den Kreidefelsen, eingestiegen, und befand mich auf der Rückreise nach London. Nach Dover selbst hatte mich ein Hubschrauber gebracht, aber die Rückfahrt hatte ich mit dem Zug angetreten, und zwar mit einem bestimmten.
    Selbst ausgesucht hatte ich mir das nicht. Drei Warnungen oder Befehle hatte ich erhalten, doch mal mit diesem Zug zu fahren. Wer mir diese Warnungen geschrieben hatte, war mir unbekannt. Sie hatten mich als E-Mails erreicht. Zwar hatten wir die Spur zurückverfolgen können, aber sie hatte sich in einem der zahlreichen Internet-Cafés verloren, und so stand ich auf dem Schlauch.
    Sollte man die Warnungen dieser unbekannten Person ernst nehmen oder nicht? Das war die Frage, auf die ich eine Antwort finden wollte.
    Deshalb saß ich im Zug, und ich dachte daran, dass ich die Entscheidung nicht allein getroffen hatte. Sie war mit meinem Chef, Sir James Powell, abgesprochen worden. Er hatte zunächst gezögert, auch von einer Falle gesprochen, doch nach der dritten Botschaft hatte er sich anders entschieden.
    Ich sollte fahren.
    Aber wir hatten auch darüber gesprochen, was passieren könnte.
    Das Schlimmste war ein Zugunglück!
    Wollte mich jemand auf diese Art und Weise vom Leben in den Tod befördern?
    Das konnte ich mir nicht vorstellen. Das hätte man einfacher haben können. Außerdem musste man damit rechnen, dass ich das Unglück überlebte. Nein, die Erfolgsaussichten waren einfach zu unbestimmt.
    Was war dann der Grund?
    Sir James und ich rätselten herum, doch uns beiden war keine Lösung eingefallen. Wir hatten auch Suko hinzugezogen, der ebenfalls nur die Schultern hatte heben können. Ich stand wirklich vor einem Rätsel und wusste nicht, wie es weitergehen sollte.
    Schon kurz nach der Abfahrt in Dover war ich durch die einzelnen Wagen gegangen und hatte mir die übrigen Reisenden so unauffällig wie möglich angeschaut.
    Mir war nichts Verdächtiges aufgefallen. In dieser frühen Nacht bevölkerten zumeist Geschäftsleute die Wagen, die ihre Ruhe haben wollten und nicht mal mehr vor ihren Laptops hockten, um auf der Tastatur herumzutippen.
    Das alles hatte ich gesehen. Müde Menschen. Selbst eine Mutter mit ihren beiden kleinen Kindern hatte ihre Ruhe, weil die Sprösslinge endlich eingeschlafen waren.
    Und so hatte ich mich wieder an meinen Platz gesetzt, mit dem Gedanken
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