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1504 - Mordgeschichten

1504 - Mordgeschichten

Titel: 1504 - Mordgeschichten
Autoren: Jason Dark
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Lippen in die Breite. »Im Buch ist es nur erwähnt, nicht mehr. Aber es steht nicht auf der Seite des bösen Engels. Das kann ich dir sagen. Er mag keine Kreuze. Er will sie weghaben, glaube ich. Die Apokalypse ist etwas anderes. Sie ist Untergang und Neubeginn zugleich.« Er streckte seinen Finger aus und wies auf das Kreuz. »Aber nicht in seinem Zeichen, das weiß ich.«
    »Er mag es also nicht.«
    »Kann sein, wir haben nie darüber gesprochen. Es geht ja nur um das Buch und seine Geschichte.«
    »In der du jetzt vorkommst.«
    »Ja.«
    »Und auch in der Wirklichkeit. Wenn ich das Buch lese, stolpere ich dann über deinen Namen?«
    Er lächelte wieder. »Sicher, es gibt diesen Tim. Er wird nur Tim genannt, das ist alles. Aber er tut das, was ihm der Engel befiehlt. Sie müssen es lesen.«
    »Ja, das denke ich auch. Aber später, mein Freund. Ich werde es mir noch besorgen müssen.«
    »Dann aber hurtig.«
    Ich nahm mein Kreuz wieder an mich. Aus dem Jungen wurde ich einfach nicht schlau. Er spielte mit nichts vor, er gab sich in dieser Unnatürlichkeit völlig natürlich.
    »Kann ich jetzt gehen?«
    »Ja. Aber nicht allein.«
    »Sie wollen mich begleiten?«
    »Ich werde dich wahrscheinlich besuchen kommen. Sicherlich noch am heutigen Abend. Und ich denke auch, dass ich dann das Buch mitbringen werde. Wir beide können gemeinsam darin lesen. Hört sich doch nicht schlecht an - oder?«
    »Ja, warum nicht?«
    Tim Burton gab sich locker, als wäre überhaupt nichts geschehen. Er wirkte auch jetzt noch wie der nette Junge von nebenan, der keiner Fliege etwas antun konnte.
    Als hätte der Kollege Murphy hinter der Tür gelauscht, öffnete er genau zum richtigen Zeitpunkt die Tür und fragte: »Fertig?«
    »Ja.«
    »Und was passiert mit unserem Freund?«
    »Ich werde mich später noch mal mit ihm unterhalten, weil ich einiges recherchieren muss. Es wird jedenfalls noch an heutigen Tag geschehen.«
    »Dann bleibt er in unserem Gewahrsam?«
    »Ja, aber geben Sie gut auf ihn acht.«
    »Keine Sorge.« Murphy drehte sich um. Er gab zwei Uniformierten ein Zeichen.
    Die beiden kräftigen Männer gingen zu Tim und zogen ihn vom Stuhl hoch. Er leistete keinen Widerstand. Mir fiel auf, dass er sogar fröhlich und zufrieden wirkte. Alles schien so gelaufen zu sein, wie er es sich vorgestellt hatte.
    Das machte mich misstrauisch und gab mir das Gefühl, etwas Wesentliches vergessen zu haben.
    Es war jetzt nicht der richtige Moment, um darüber nachzudenken. Ich musste erst das Buch lesen. Hätte es noch eine Sarah Goldwyn gegeben, die Horror-Oma, dann hätte ich gewusst, an wen ich mich wenden konnte. Aber Sarah war tot. Sie konnte ihre Sammlung an Horrorgeschichten nicht mehr auffüllen. Aber es gab Alternativen.
    Murphy sprach mich von der Seite her an.
    »Na, ist alles in Ihrem Sinne gelaufen?«
    »Nicht so ganz. Es stehen einfach noch zu viele Fragen offen.«
    Murphy nickte. »Aber es war wohl richtig von mir, Ihnen Bescheid gegeben zu haben?«
    »Das auf jeden Fall«, erklärte ich.
    »Wir haben es hier mit einem Phänomen zu tun.«
    »Magie?«
    »Im Endeffekt schon.«
    »Und es steht fest, dass Tim Burton die beiden ermordet hat - oder?«
    Ich zögerte, und dieses Zögern bedeutete die Suche nach einer Antwort.
    Murphy ging darauf ein. »Nicht…?«
    »Doch, aber ich kann Ihnen sagen, dass es noch so etwas wie einen Mittäter gibt.«
    »Wie heißt er?«
    Ich wedelte mit den Händen. »Dies zu erklären ist ein wenig kompliziert. Aber ich arbeite daran, das können Sie mir glauben. Nur muss ich leider noch ein wenig recherchieren. Aber Sie brauchen sich keine Sorgen zu machen. Das bekomme ich schon hin.«
    »Wir müssen den Jungen wegen eines Doppelmordes anklagen, John.«
    »Das habe ich ihm auch gesagt.«
    »Und wie reagierte er?«
    Ich unterdrückte mein Lachen. »Es hat ihm nichts ausgemacht. Ob Sie es glauben oder nicht. Er nahm es hin und zeigte sich in keiner Weise erschreckt.«
    »Und was denken Sie darüber?«
    »Dass wir erst am Anfang stehen.« Ich nickte dem Kollegen zu. »Viel Zeit habe ich nicht mehr. Auf jeden Fall hören wir noch voneinander oder sehen uns.«
    »Bestimmt, denn dieser Fall interessiert mich sehr.«
    Als ich die Küche verließ, sah ich noch, wie die beiden Leichen abtransportiert wurden. Sie lagen in den Kunststoff kisten. Mir stieg das Blut in den Kopf, als ich daran dachte. Zwei junge Menschen hatten ihr Leben verloren, nur weil ein bestimmter Autor das so geschrieben hatte.
    Wenn ich näher
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