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1504 - Mordgeschichten

1504 - Mordgeschichten

Titel: 1504 - Mordgeschichten
Autoren: Jason Dark
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geschlossen.
    Ich holte mir einen zweiten Stuhl heran und ließ mich auf ihm nieder.
    Zwischen Tim und mir befand sich nur der viereckige Tisch mit seiner hellgrünen Kunststoff platte.
    Ich schaute ihm in die Augen, und er hielt meinem Blick stand, was mich wunderte. Wenn man so wollte, dann machte er auf mich überhaupt nicht den Eindruck eines Mörders. Man konnte Tim Burton als einen jungen Mann mit sehr offenem Gesicht bezeichnen.
    Seine braunen Haare waren kurz geschnitten und standen an verschiedenen Stellen des Kopfes in die Höhe. Ansonsten hatte Tim ein Durchschnittsgesicht, das eben zu einem Durchschnittstypen wie ihm passte.
    Er schaute mich sehr offen an. Es lag eine gewisse Neugierde in seinem Blick.
    »Bevor wir anfangen zu reden, Tim, möchte ich mich vorstellen. Ich heiße John Sinclair und arbeite bei Scotland Yard. Man hat mich wegen dieser Tat geholt.«
    »Ja, das dachte ich mir.«
    »Und du bist Tim Burton?«
    »Klar.«
    Er hatte die Antwort völlig normal gegeben. Da war nichts von Reue oder noch vorhandener Aggressivität zu hören gewesen. Wir saßen hier zusammen und wirkten mehr wie Lehrer und Schüler.
    »Darf ich dich duzen?«
    »Sicher.«
    »Okay, Tim. Du weißt, was du getan hast. Du hast ein Geständnis abgelegt und du stehst auch dazu, nehme ich an.«
    »Ja, so sieht es aus.«
    »Ist es auch so?«
    »Nicht ganz«, schränkte er ein.
    »Oh, das überrascht mich. Bist du denn bereit, mir die Wahrheit zu erzählen?«
    »Warum nicht?«
    »Dann bin ich gespannt.«
    Er senkte den Kopf und erweckte den Anschein eines Menschen, der nachdenken wollte. Die Luft stieß er durch seine Nasenlöcher aus und lächelte plötzlich.
    »Was freut dich so?«
    Mit den gefesselten Händen winkte er ab. »Es ist alles so unwahrscheinlich, aber es stimmt. Ich habe die beiden umgebracht und bin es trotzdem nicht gewesen.«
    »Das müsst du mir erklären.«
    »Er war noch bei mir. Er hat mich übernommen. Er hat dafür gesorgt, dass ich es tat.«
    »Du warst also nicht allein?«, erkundigte ich mich und näherte mich recht behutsam der eigentlichen Tat.
    »So ist es.«
    »Wer war denn bei dir?«
    »Sie werden ihn nicht kennen.«
    »Vielleicht doch, wenn du mir seinen Namen sagst.«
    »Es ist Aaron gewesen.«
    »Aha. Und weiter?«
    »Der böse Engel!«
    Jetzt war es heraus. Auf diese Antwort hatte ich gewartet und sie stark erhofft. Da hatte sich der Kollege also doch nicht geirrt. Für den Jungen gab es den bösen Engel.
    »Kannst du mir mehr über ihn sagen?«
    »Ja, das kann ich. Er war plötzlich bei mir und hat mir gesagt, was ich tun sollte. Er hat mich geleitet, und ich habe ihm nicht widerstanden. Ich nahm den Brieföffner und habe die beiden umgebracht. Danach habe ich sie auf die Betten gelegt.«
    Dieses Geständnis sorgte für einen kalten Schauer, der über meinen Rücken kroch. Niemand hätte den jungen Mann für einen Killer gehalten, aber er war ein zweifacher Mörder, daran gab es nichts zu deuteln.
    »Und du hast sie einfach getötet?«
    »Ja, das habe ich.«
    »Warum denn?«
    »Weil der böse Engel es so wollte. Ich habe nur das ausgeführt, was ich gelesen habe.«
    Ich fühlte mich nicht eben wie elektrisiert, aber der Schauer auf meinem Rücken verstärkte sich. Hier war ein neuer Faktor ins Spiel gekommen, mit dem ich beim besten Willen nicht hatte rechnen können.
    Er hatte etwas gelesen. Wenn das stimmte, musste er die Tat als Nachahmung begangen haben, wie er sie gelesen hatte.
    So dachte ich, und ich fragte Tim auch danach.
    »Ja, das trifft zu. Ich habe es gelesen. Es gibt Bücher über Aaron, den bösen Engel.«
    »Aha. Dann ist er also das Fantasieprodukt eines Schriftstellers, sage ich mal.«
    »Ja, schon…«
    »Und der soll es getan haben?«
    Tim Burton nickte. »Nur gibt es ihn nicht wirklich«, sagte ich.
    »Doch«, widersprach er. »Es gibt den bösen Engel. Es gibt ihn so, wie ich ihn aus meinen Büchern kenne. Er kam zu mir, und dann habe ich getötet. So wie ich es schon gelesen habe. Da ist das Gleiche passiert. Da tauchte Aaron auf, und er sorgte dafür, dass jemand umgebracht wurde. So habe ich es gelesen.«
    Ich blieb am Ball und fragte sofort: »Wo stand das?«
    »In dem Buch. Es ist ein Horrorroman. Hauptperson ist der böse Engel. Drei Bücher gibt es bereits davon. Der böse Engel erscheint, um die Welt in seinem Sinne zu verändern.«
    »Und er heißt also Aaron?«
    »Ja.«
    »Bist du ein Fan?«
    »Ich kenne alle seine Bücher.«
    »Aber Aaron ist keiner, der
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