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1500 - Der Albino

1500 - Der Albino

Titel: 1500 - Der Albino
Autoren: Jason Dark
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meine Gedanken drehten sich um die Gäste, die im Schankraum wie Tote saßen, aber nicht von ihren Stühlen kippten.
    In meinem Job ist man immer auf der Hut. Gelöst und locker öffnete ich die Tür nicht. Ich ging da schon behutsam vor, zog sie langsam auf und warf einen Blick in den Flur.
    Keine Gefahr.
    Es lauerte niemand auf mich.
    Aber unten im Gastraum hielten sich noch Menschen auf. Sie sprachen nicht laut. Ich verstand auch nicht, was sie sagten, doch eine Frauenstimme war schon herauszuhören.
    Die Wirtin und Suko würden sich…
    Nein, das war nicht die Wirtin. Ich musste nicht mal die Treppe erreichen, um das festzustellen. Es war eine andere Stimme, und sie war mir nicht fremd. Auf der zweitobersten Stufe hielt ich an, und jetzt verstand ich auch, wer da redete.
    Justine Cavallo!
    Sie war also gekommen. Suko hielt sich dort ebenfalls auf. Rose Nelson schob ich mal gedanklich zur Seite, denn ich vernahm einen neuen Namen, und das war kein anderer als der von Saladin.
    Auf keinen Fall wollte ich die Stufen hinabeilen und wie der große Meister erscheinen, der alles unter Kontrolle hielt. Das konnte man sich bei Saladin nicht erlauben. Dazu war er zu gefährlich. Ein Blick von ihm reichte aus, um einen Menschen unter seinen Zwang zu bringen.
    Ich schlich die Stufen nach unten. Zum Glück blieb ich leise, doch als ich die letzte erreicht hatte, lag schon ein dünner Schweißfilm auf meiner Stirn.
    Zwischen der Treppe und der Tür zur Kneipe gab es einen Zwischenraum. Vorhin hatte Bubi mir den Weg versperrt, jetzt hatte ich freie Bahn und nutzte sie aus.
    Die Tür war nicht wieder ins Schloss gefallen. Sie war angelehnt, und so konnte ich leider keinen Blick nach vorn werfen.
    »Bist du dir sicher, Suko?«
    Auf einmal war die Stimme da und damit auch Saladin…
    ***
    Durch Wände schauen konnte er zum Glück nicht. Die Tür vor mir gab mir genügend Deckung. Er konnte mich nicht sehen. Ob er meine Anwesenheit ahnte, war mir egal.
    Ich musste eine bessere Sicht bekommen, und das klappte nur, wenn ich die Tür etwas weiter öffnete. Mit zwei Fingern meiner linken Hand zog ich sie auf, und ich hatte einen ersten Überblick.
    Er war da!
    Saladin stand nahe der Tür. Von dort konnte er alles überblicken.
    Ich sah auch Suko und Justine Cavallo. Sie standen nicht beisammen. Sie trennte ein ziemlicher Zwischenraum. So konnte keiner dem anderen richtig beistehen.
    Ich war sicher, dass mich Saladin nicht entdeckt hatte, und öffnete den Spalt noch weiter. Seine Stimme zerstörte die Stille, die im Gastraum lag, und dabei brauchte er nicht mal laut zu sprechen.
    »Du siehst, Justine, ich habe nicht gelogen. Die Gäste stehen unter meinem Bann. Du kannst dir aussuchen, wen du dir zuerst vornehmen willst. So gut hast du es noch nie gehabt.«
    »Stimmt.«
    Saladin deutete eine Verbeugung an. »Dann bitte.«
    Die Cavallo zögerte noch. Sie warf Suko einen Blick zu, der nichts tat. Er hielt auch keine Waffe in der Hand. Das beruhigte Saladin trotzdem nicht, denn er behielt ihn im Blick.
    Nur mich hatte er noch nicht gesehen…
    »Dann los, Justine. Ich will sehen, wie du deine Zähne in den Hals eines Menschen schlägst und anfängst zu saugen. Es muss doch das Höchste für dich sein. Du gehörst zu Mallmann, zu uns. Die Vampirwelt wartet auf dich, verdammt.«
    »Das stimmt wohl.«
    »Dann würde ich an deiner Stelle keinen Moment länger zögern.«
    »Das werde ich auch nicht.« Justine gab sich ganz gelassen. Sie bewegte sich wie eine Schauspielerin auf der Bühne, die erst mal keinen Text zu sprechen hatte.
    Jeden Gast schaute sie sich genau an. Manchmal nickte sie, lächelte auch oder hob die Schultern.
    Schließlich hatte sie alle durch und hob die Arme halb in die Höhe.
    »Was ist?« fuhr Saladin sie an.
    »Ich weiß es nicht.«
    »Was heißt das?« keuchte er.
    »Ja, ich weiß es nicht. Ich habe keine Ahnung. Das musst du so hinnehmen.«
    »Es ist genügend Blut für zehn und mehr Vampire vorhanden, und du machst einen Rückzieher?«
    »So ist es.«
    »Und warum tust du das?«
    Die Vampirin stoppte ihren Gang und stemmte die Hände in die Hüften. »Das ist leicht zu sagen. Ich mag es nicht, Saladin. Ich mag es einfach nicht, wenn sie von meinem Biss nichts mitbekommen und deshalb auch nicht erleben, wie sie in die andere Existenz hineingleiten.«
    Das war eine Erklärung, die den Hypnotiseur überraschte. Allerdings nicht nur ihn, denn ich war ebenfalls perplex. Stimmte das?
    Oder machte Justine ihm und Suko nur
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