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1500 - Der Albino

1500 - Der Albino

Titel: 1500 - Der Albino
Autoren: Jason Dark
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Seite, aber mehr auf dem Bauch. So sah ich nur seinen Rücken und hatte noch immer nicht feststellen können, ob es sich bei ihm um einen Vampir handelte.
    Ich zerrte noch mal mit aller Kraft.
    Geschafft!
    Der Albino ließ los und schlug mit seinem Oberkörper auf den Fußboden, wobei nicht ein Laut aus seinem Mund drang. Ein Mensch hätte aufgestöhnt oder kurz geschrien.
    Er tat nichts dergleichen, und das gab mir praktisch die Gewissheit, dass ich einen Blutsauger vor mir hatte.
    Die Beretta hatte ich vor der letzten Aktion weggesteckt. Ich holte sie wieder hervor, und das im richtigen Augenblick, denn Lucio schwang sich mit einer schnellen Bewegung auf den Rücken und starrte zu mir hoch.
    Sekundenlang tat sich nichts. Er lag, ich stand, aber ich sah, dass er seinen Mund bewegte. Sprechen wollte er nicht. Er wollte mir etwas zeigen, und so schnellte seine Zunge hervor.
    Es war nicht die erste Zunge, die ich in meinem Leben sah, aber es war die widerlichste, die ich jemals betrachtet hatte. Einfach ekelhaft. Ein rötlichbrauner Klumpen, breit, auch lang und vorn spitz zulaufend. Eine derartige Zunge hätte besser zu einem großen Reptil gepasst.
    Warum er sie so zuckend bewegte, wusste nur er selbst. Mich interessierte der Grund auch nicht besonders, denn ich wollte etwas ganz anderes sehen, und das sah ich auch.
    Zwei lange, spitze und damit unnatürliche Zähne wuchsen aus seinem Oberkiefer.
    Jetzt war alles klar.
    Ich hatte es mit einem Vampir zu tun. Mit einem, der Blut wollte und bestimmt noch auf seinen ersten Biss wartete. Nur wollte ich ihm diese Tour vermasseln.
    Er schrie, und es hörte sich an, als wäre ein Musikinstrument falsch gestimmt worden. Aber noch lag er am Boden, noch hatte die Gier ihn nicht hochgetrieben. Wenn er mich sah, dann musste er einfach daran denken, dass in mir warmes, köstliches Blut pulsierte.
    Er fuhr hoch.
    Ich sah genau, welche Kraft in ihm steckte. Er brauchte sich nicht abzustützen, er wuchtete den Körper auf mich zu und stand plötzlich auf seinen Beinen.
    Wir starrten uns an.
    Er sah die Beretta in meiner Hand und ignorierte sie, denn er konnte nicht wissen, dass sie mit geweihten Silberkugeln geladen war. Für einen Blutsauger absolut tödlich.
    Unter der Kleidung meldete sich das Kreuz mit einem leichten Wärmestoß.
    Die Warnung brauchte ich nicht mehr, der Vampir-Albino hatte keine Chance.
    Ich würde ihn vernichten, bevor er noch den ersten Blutstropfen geschmeckt hatte.
    Als Wiedergänger atmete er nicht. Was da aus seinem Maul strömte, war ein Keuchen, das allerdings auch das Zischen einer Schlange hätte sein können.
    »Es ist vorbei, Lucio!«
    Lucio hatte mich verstanden. Er wollte es nicht wahrhaben, denn er schüttelte den Kopf.
    Ich hob die Waffe an. Sein Gesicht mit dem Maul, aus dem die Zunge hervorschaute, widerte mich an. Auch als normaler Mensch hatte er bestimmt kein leichtes Leben gehabt. Da allerdings hätte man Mitleid zeigen können. In diesem Fall war es nicht angebracht.
    Er wollte mich, und da war ihm alles egal. Aus dem Stand sprang er mich an.
    Ich feuerte.
    Das geweihte Silbergeschoss erwischte ihn nicht im Gesicht. Es traf seinen blanken Schädel, den er beim Sprung gesenkt hatte, als wollte er ihn mir in den Magen rammen.
    Er kam nicht mehr dazu. Schon beim nächsten Schritt riss es ihn von den Beinen. Ich musste bis an die Tür zurück, um nicht von ihm umgerissen zu werden.
    Auf dem Bauch blieb der Albino liegen. Nichts regte sich mehr an ihm. Da gab es kein Aufbäumen mehr oder ein letztes Zucken. Seine Existenz war zerstört, bevor sie richtig begonnen hatte.
    Tief durchatmen. Das Fenster wieder schließen. Ich tat alles automatisch. Anschließend blieb ich dicht neben ihm stehen und schaute auf die reglose Gestalt hinab.
    Das Loch befand sich genau in der Mitte des Kopfes. Da hatte ihn die Kugel erwischt, aber sie hatte sonst nichts hinterlassen, denn nicht ein Tropfen Blut quoll hervor, der dem bleichen Kopf einen Farbtupfer hätte geben können.
    Da er mir den Weg nach draußen versperrte, musste ich den Körper zur Seite drehen. Ich nahm meinen Fuß zu Hilfe. Als er auf dem Rücken lag, interessierte ich mich für sein Gesicht.
    Es sah entspannt aus, auch wenn es sich von dem eines normalen Menschen unterschied. Aber das geweihte Silber hatte ihn erlöst. Er würde nie losziehen, um das Blut eines Menschen zu trinken.
    Ich hatte ein Problem hinter mich gelassen, das im Prinzip kein Problem gewesen war. Jetzt ging es weiter, und
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