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1500 - Der Albino

1500 - Der Albino

Titel: 1500 - Der Albino
Autoren: Jason Dark
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fiel in ein Zimmer, in dem nur eine Wandlampe brannte.
    Der Schein erreichte ein Bett mit hohen Kissen. An den Wänden klebten Poster von nackten Männern. Wo immer man saß und die Augen geöffnet hielt, sie waren einfach nicht zu übersehen.
    Der Albino hatte sich hier nicht versteckt. Dafür kam ein anderer keuchend die Treppe hoch. Bubi hatte es unten nicht mehr ausgehalten. Was ihn zu mir trieb, wusste ich nicht. Aber er kam und nahm auch die letzten Stufen.
    Ich stand noch an der Tür. »Ist das dein Zimmer?«
    »Ja, ja!« kreischte er, schob sich an mir vorbei und warf sich auf sein Bett.
    »Was wollte er vor dir?«
    Bubi schnappte sich ein Kissen und drückte es vor sein Gesicht.
    Trotzdem sprach er. »Der war so fies. Der hatte eine so schlimme und widerliche Zunge…«
    »Und weiter?«
    »Ich habe mich geekelt.«
    Die Antwort wollte ich nicht haben.
    »Ist dir denn sonst nichts an ihm aufgefallen?«
    »Was denn?« quiekte Bubi.
    »Die Zähne, zum Beispiel.«
    Bubi ließ das Kissen sinken. Seine Augen blickten nicht mehr klar.
    Tränenwasser ließ die Pupillen verschwimmen.
    »Na los, was ist?«
    Er nickte. »Ja, da ist was gewesen.«
    »Und was?«
    Bubi wischte sich über die Augen. Er gab eine Antwort, und die hätte auch von einem Kind stammen können.
    »Die waren so komisch, glaube ich.«
    »Wie komisch?«
    Er hob die Schultern.
    »Spitz?« fragte ich.
    Genau auf dieses Stichwort schien er gewartet zu haben. »Ja, ja, die waren spitz.«
    »Du bist dir sicher?«
    »Bestimmt.«
    »Toll, Bubi, toll. Und nun kannst du mir bestimmt sagen, wo er sich versteckt haben könnte.«
    Bubi dachte nicht lange nach. »Gegenüber gehen die Frauen oft hin. Sie nehmen dann meist einen mit.« Er fing an zu kichern und bekam einen roten Kopf.
    Ich ging nicht weiter auf seine Antwort ein.
    »Danke, Bubi«, sagte ich, drehte mich um und schloss die Tür.
    Um die Tür gegenüber zu erreichen, brauchte ich nicht mal zwei Schritte. Dabei dachte ich nach, wie ich vorgehen sollte. Es war am besten, wenn ich ebenso schnell und überraschend das Zimmer betrat, wie ich es bei diesem hier getan hatte. Ein Anschleichen hätte nicht viel gebracht.
    Ich fegte die Tür nach innen.
    Sofort spürte ich den Luftzug, der über mein Gesicht strich. Der konnte nur entstehen, weil Durchzug herrschte.
    Das Fenster stand offen. Es war nicht besonders groß, und es hatte in der Mitte noch einen senkrecht stehenden Rahmen. Trotzdem versuchte der Albino, sich durch diese Öffnung zu quetschen. Er hatte sich dabei auf die Seite gedrückt, aber er hatte Probleme mit den Hüften, denn damit klemmte er im Rahmen fest.
    Die Szene sah irgendwie lächerlich aus, und ich konnte mir das Grinsen kaum verkneifen.
    Entkommen sollte er mir nicht.
    Und deshalb stürzte ich mich auf ihn!
    ***
    Zwei Hände packten Suko so hart an der linken Schulter, dass er seinen Weg nicht mehr fortsetzen konnte. Er wurde von dem Griff zurückgezogen und hörte die Wirtin sprechen. Ihr Worte bestanden mehr aus einem Keuchen und waren nur schwer zu verstehen.
    »Bitte, Mister«, flehte sie, »bitte, lassen Sie mich hier nicht allein, bitte.«
    Suko steckte in einer Zwickmühle. Er wäre gern hinter dem Albino und John hergelaufen. John war bereits nicht mehr zu sehen. Suko hörte nur noch die Echos der Tritte.
    Rose Nelson zerrte weiterhin an seinem Arm. »Bitte, Mister, bleiben Sie bei mir!«
    »Ist schon okay. Sie brauchen sich keine Sorgen zu machen. Das kriegen wir schon hin.«
    »Bleiben Sie denn?«
    »Ja.«
    Ihr fiel ein Stein vom Herzen.
    Suko ging davon aus, dass sich dieser Lucio bei John in guten Händen befand, wobei er noch immer nicht wusste, ob es sich bei dem Albino um einen Vampir handelte oder nicht. Das hatte er auf die Schnelle leider nicht feststellen können.
    »Danke, Mister, danke.«
    »Ach, sagen Sie Suko zu mir.«
    »Okay.«
    Beide standen noch hinter der Theke, und der Blick der Wirtin glitt über die Reihe der Flaschen hinweg, die in den Regalen standen.
    »Wollen Sie etwas trinken, Suko?«
    »Höchstens ein Wasser.«
    »Gut.« Rose Nelson öffnete eine Flasche. Sie ärgerte sich selbst darüber, dass sie so zitterte, aber sie bekam es leider nicht in den Griff.
    Suko nahm ihr das Getränk ab und schaute zu, wie die Frau nach einer Wodkaflasche griff. Den farblosen Schnaps goss sie in ein Wasserglas und erklärte, dass sie jetzt einen Schluck brauchte.
    »Er sei Ihnen gegönnt.«
    »Danke.«
    Während Suko trank, verließ er den Platz hinter der Theke.
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