Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
15 - Todestanz

15 - Todestanz

Titel: 15 - Todestanz
Autoren: Laura A. Gilman , Josepha Sherman
Vom Netzwerk:
greift es uns dann nicht an? Ich schwöre ...«
    »Da! Schon wieder. Bist du taub?«
    Cordelia neigte lauschend den Kopf, versuchte zwischen dem gleichförmigen Rauschen des regen Verkehrs, der trotz später Stunde auf der nur wenige Blocks entfernten Hauptstraße herrschte, und dem dumpfen Wummern von Bässen, das von der rückwärtigen Front des Bronze zu ihnen herüberdrang, etwas auszumachen, das Xanders plötzliche Besorgnis rechtfertigte.
    »Ja, jetzt höre ich es auch. Eine Art Summen oder so. Wirklich sonderbar ...« Sie brach jäh ab, als die Erkenntnis sie wie ein Keulenschlag traf, während Xanders Gesichtsausdruck immer noch ein einziges Fragezeichen war. »Oh nein ... «
    Endlich schien auch bei Xander der Groschen gefallen zu sein. Seine Augen weiteten sich, als das Summen eindringlicher wurde. »Oh dochl Cordy, halt dir die Ohren zu! Lauf!«
    Doch dafür war es längst zu spät.

14

    Ethan Rayne schreckte reflexartig zurück, als er einen halben Häuserblock weiter die beiden Gestalten erblickte, die unter dem spärlichen Licht der Straßenlaternen nur als vage Umrisse zu erkennen waren. Sehr merkwürdig, dachte er. Zuerst hatte er geglaubt, sie würden nur ein wenig herumalbern oder, von romantischen Gefühlen gepackt, gemeinsam im Mondlicht tanzen. Falls man so etwas überhaupt »tanzen« nennen konnte. Nichts an ihren skurrilen und zappelnden Pirouetten ließ sich auch nur annähernd mit Romantik in Verbindung bringen. Tatsächlich erweckten die Zuckungen der beiden eher den Eindruck, als ...
    Als würden sie auf unerklärliche Weise zum Tanzen gezwungen. Und, so erkannte Ethan rasch, es hatte wenig mit dem üblichen Blödsinn zu tun, zu dem Teenager sich gelegentlich verstiegen, wenn es um die Aufnahme in eine Gang oder um irgendeine dumme Wette ging. Nein, er wusste, konnte es förmlich riechen, wenn magische Kräfte am Werk waren, und das war hier der Fall, mit selten verspürter Macht. Die beiden Opfer hatten jeglichen freien Willen verloren.
    Und, so viel stand ebenfalls fest, was immer von ihnen Besitz
    ergriffen hatte, es war keinesfalls menschlich.
    Ein kurzes Sondieren des Terrains bestärkte ihn in der Annahme, dass es sich bei dem Wesen, in dessen unheilvollen Bann die beiden Tänzer geraten waren, der geschätzten Größe und - er hielt schnuppernd die Nase in die Abendluft - dem Geruch nach zu urteilen, um genau jene Kreatur handelte, hinter der er bereits seit Tagen her war.
    Ethan unterdrückte den plötzlichen Impuls, seine Deckung zu verlassen und sich Gewissheit zu verschaffen. Etwas, das stark genug war, zwei Teenager zu willenlosen Marionetten zu machen, war gewiss auch stark genug, es mit einem in Reichweite befindlichen einzelnen Erwachsenen aufzunehmen. Ich tanze nicht, frag mich gar nicht erst, dachte er, und beschloss, dass er sich das Schauspiel genauso gut aus einiger Distanz ansehen konnte - was ihm
    zudem Gelegenheit bot, sich in aller Ruhe zu überlegen, auf welche Weise ...
    Sieh einer an, dachte Ethan, wen haben wir denn da? Hastig glitt er zurück in die dunklen Schatten. Kurz darauf stakste die Jägerin an ihm vorbei, die einen Häuserblock und einen bedauerlichen Meinungsumschwung zuvor noch in die andere Richtung marschiert war. Doch anscheinend schien sie an diesem Abend für normal sterbliche Zaungäste ohnehin vollkommen blind zu sein. In ihrem Spagettiträgertop sah sie aus wie jedes andere junge Mädchen, das von einer Verabredung heimkehrte.
    Wie jedes andere junge Mädchen, korrigierte er sich in Gedanken, das ein ganzes Arsenal an schlagkräftigen Waffen gegen Untote mit sich herumschleppte. Zwei Pflöcke hatte sie locker in den Hosenbund gesteckt, ein weiterer war an der Seite ihres linken Stiefels befestigt. Und das war bestimmt lediglich die Spitze des Eisbergs.
    Doch waren ihre Waffen schon gefährlich, so war die Gereiztheit ihrer Stimme fatal. Ethan war heilfroh darüber, dass sie nicht an seine Adresse gerichtet waren. Amüsiert über ihren wütenden Monolog folgte er ihr, vielleicht in etwas geringerem Abstand, als aus Gründen der Selbsterhaltung angebracht gewesen wäre. Doch was nahm man nicht alles in Kauf für ein wenig gute Unterhaltung.
    Zehn Pfund auf die Jägerin, schloss er in Gedanken mit sich selbst eine Wette ab. Fünfzehn, erhöhte er den Einsatz, wenn diese beklagenswerten Trottel, die der Kreatur in die Falle gegangen waren, zu ihrem engsten Bekanntenkreis zählten.
    »Sie sind mir, verdammt noch mal, etwas schuldig, Giles«,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher