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15 Gruselstories

15 Gruselstories

Titel: 15 Gruselstories
Autoren: Robert Bloch
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Fluch dir denn an­ha­ben?« frag­te ich. O ja, ich wür­de mit Hart­ley ver­nünf­tig re­den. Das ägyp­ti­sche Fie­ber hat­te ihn so ge­schwächt, daß die Ge­schich­te mit dem Fluch bei ihm zu ei­ner fi­xen Idee ge­wor­den war. Wenn ich lo­gisch mit ihm re­de­te, konn­te ich ihn viel­leicht da­von über­zeu­gen, daß er nur an ei­ner Hal­lu­zi­na­ti­on litt. »Was kann der Fluch dir denn an­ha­ben?« wie­der­hol­te ich.
    Er sag­te nicht gleich et­was. Und dann schi­en er sich die Wor­te ab­zu­rin­gen.
    »Ich ha­be ei­ne Mu­mie ge­stoh­len«, sag­te er müh­sam. »Ich ha­be die Mu­mie ei­ner Tem­pel­göt­tin ge­stoh­len. Ich muß ver­rückt ge­we­sen sein, als ich es ge­tan ha­be. In dem Sarg wa­ren Gold und Ju­we­len – und der ge­schrie­be­ne Fluch. Ich ha­be jetzt bei­des – die Mu­mie und den Fluch.«
    Ich starr­te ihn an und wuß­te, daß er in die­sem Fall die Wahr­heit sag­te.
    »Dar­um muß­te ich mei­nen Pos­ten nie­der­le­gen. Ich ha­be die Mu­mie ge­stoh­len, und ich bin ver­flucht. Ich ha­be es nicht ge­glaubt, aber die krie­chen­den We­sen sind ge­nau­so er­schie­nen, wie es die In­schrift ver­kün­det hat.
    Zu­erst dach­te ich, der Fluch be­sag­te, daß die Kä­fer über­all dort­hin ge­hen, wo auch ich hin­ge­he, daß sie mich ver­fol­gen und daß sie mich da­durch für im­mer von den Men­schen fern­hal­ten. Aber seit kur­z­em den­ke ich an­ders über den Fluch. Ich ha­be das Ge­fühl, daß die Kä­fer die Funk­ti­on von Rä­chern ha­ben, die mich um­brin­gen wol­len.«
    Das war ein haar­sträu­ben­der Un­sinn.
    »Ich ha­be mich seit­dem nicht ge­traut, den Kas­ten mit der Mu­mie auf­zu­ma­chen. Ich ha­be Angst, die In­schrift noch ein­mal zu le­sen. Der Kas­ten be­fin­det sich hier im Hau­se, aber ich ha­be ihn ab­ge­schlos­sen, und ich wer­de ihn dir nicht zei­gen.
    Ich möch­te ihn ver­bren­nen, aber ich darf ihn auch nicht aus der Hand ge­ben. Er ist in ge­wis­ser Wei­se der Be­weis da­für, daß ich nicht ver­rückt bin. Und wenn die­se Bies­ter mich um­brin­gen …«
    »Hör mit die­sem Un­sinn auf«, brüll­te ich ihn an. Ich hol­te tief Luft, und dann leg­te ich los. Ich kann heu­te nicht mehr sa­gen, wel­che Wor­te ich ge­brauch­te, aber ich weiß ge­nau, daß es ei­ni­ge herz­er­fri­schen­de Din­ge wa­ren. Als ich schließ­lich fer­tig war, setz­te er ein Mär­ty­rer­lä­cheln auf.
    »Täu­schun­gen? Nein, die Kä­fer sind kei­ne Ein­bil­dung. Aber wo kom­men sie her? Ich kann nicht ein ein­zi­ges Loch in der Wand fin­den. Und trotz­dem kom­men sie je­de Nacht in mein Schlaf­zim­mer, krie­chen an mei­nem Bett hoch und wol­len an mein Ge­sicht her­an. Die­se schwar­zen krie­chen­den Bies­ter, die nur ein paar Zen­ti­me­ter lang sind, kom­men zu Hun­der­ten. Ich fe­ge sie bei­sei­te. Doch so­bald ich ein­schla­fe, kom­men sie wie­der. Sie sind sehr schlau und schnell. Ich ha­be noch nie einen Kä­fer er­wi­schen kön­nen. Sie schei­nen ge­nau zu wis­sen, wie es um mich steht – oder die Macht, die sie schickt, weiß es …
    Sie kom­men Nacht für Nacht aus der Höl­le ge­kro­chen. Ich kann das nicht mehr aus­hal­ten. Ei­nes Abends wer­de ich ein­schla­fen. Dann wer­den sie über mein Ge­sicht krie­chen und dann …«
    Er sprang plötz­lich auf sei­ne Fü­ße und schrie.
    »Da – da – die Ecke – di­rekt aus der Wand.«
    Schwar­ze Schat­ten be­weg­ten sich.
    Ich sah einen Fleck und glaub­te das Ra­scheln von krie­chen­den We­sen zu hö­ren.
    Hart­ley schluchz­te tro­cken.
    Ich dreh­te das elek­tri­sche Licht an. Wie nicht an­ders zu er­war­ten, war nichts von sei­nen Kä­fern zu se­hen. Ich blick­te ihn wort­los an und ver­ließ ihn dann sehr plötz­lich. Hart­ley saß zu­sam­men­ge­sun­ken auf dem Stuhl und stütz­te sei­nen Kopf in die Hän­de.
    Ich ging auf der Stel­le zu mei­nem Freund, Dok­tor Sher­man.
    Die Dia­gno­se, die er stell­te, war ge­nau­so, wie ich es mir vor­ge­stellt hat­te. Neu­ro­se und Hal­lu­zi­na­tio­nen. Hart­leys Schuld­kom­plex we­gen der ge­stoh­le­nen Mu­mie ließ ihn nicht los. Das Re­sul­tat war, daß er sich ein­bil­de­te, Kä­fer zu se­hen, die ihn ver­folg­ten.
    Sher­man sag­te in der Ge­heim­spra­che der Ärz­te noch
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