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15 Gruselstories

15 Gruselstories

Titel: 15 Gruselstories
Autoren: Robert Bloch
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er­zäh­len.
    Wenn Sie doch nur das Licht aus­ma­chen wür­den …
     
    Mein Na­me ist Hu­go. Nein, nichts wei­ter, nur Hu­go. So ha­ben sie mich in dem Heim im­mer ge­nannt. Seit­dem ich den­ken kann, ha­be ich in die­sem Heim ge­lebt. Die Schwes­tern wa­ren sehr nett zu mir. Die an­de­ren Kin­der ha­ben sich häß­lich und ge­mein ver­hal­ten. Kei­ner woll­te mit mir spie­len.
    Weil ich einen Bu­ckel ha­be und schie­le, müs­sen Sie wis­sen. Aber die Schwes­tern wa­ren nett. Sie nann­ten mich nicht ›ver­rück­ter Hu­go‹ und mach­ten sich über mich lus­tig, wenn ich mir nichts mer­ken konn­te. Sie stie­ßen mich nicht in ei­ne Ecke und ver­prü­gel­ten mich. Ih­ret­we­gen ha­be ich nie zu wei­nen brau­chen.
    Nein, kei­ne Sor­ge, ich füh­le mich wohl – wirk­lich. Es ist auch nicht so wich­tig, was ich von dem Heim er­zählt hö­be. Denn al­les be­gann erst, nach­dem ich weg­ge­lau­fen war.
    Wis­sen Sie, die Schwes­tern sag­ten mir ei­nes Ta­ges, daß ich lang­sam für das Heim zu alt ge­wor­den wä­re. Sie woll­ten, daß ich mit dem Arzt wo­an­ders hin­ge­hen soll­te. Ir­gend­wo aufs Land. Aber Fred – das war ei­ner von den we­ni­gen Jun­gen, die mich nicht ge­schla­gen ha­ben – sag­te mir, daß ich nicht mit dem Dok­tor ge­hen soll­te. Er sag­te, der Platz auf dem Lan­de wä­re schlecht und der Dok­tor wä­re auch schlecht. Er er­zähl­te mir, daß die Fens­ter dort ver­git­tert wä­ren und daß der Dok­tor mich an einen Tisch bin­den und mir das Ge­hirn auf­schnei­den wür­de. Der Dok­tor wür­de mit mei­nem Ge­hirn Ver­su­che ma­chen, und ich müß­te ster­ben. Da ha­be ich ge­merkt, daß mich die Schwes­tern auch für ver­rückt hiel­ten, ob­wohl sie es nie laut ge­sagt ha­ben. Als ich hör­te, daß der Dok­tor am nächs­ten Tag kom­men soll­te, bin ich fort­ge­lau­fen. Ich ha­be mich nachts aus dem Zim­mer ge­schli­chen und bin über die ho­he Mau­er ge­klet­tert.
    Ich weiß nicht, ob Sie hö­ren wol­len, was da­nach ge­sch­ah. Ich mei­ne die Zeit, als ich un­ter der Brücke leb­te und Zei­tun­gen ver­kauf­te? Und im Win­ter war es so bit­ter­kalt …
    Sa­di­ni? Ja, aber er ge­hört da­zu. Ich mei­ne, zum Win­ter und zur Käl­te. Denn ich wur­de durch die Käl­te ohn­mäch­tig, als ich ge­ra­de in der Stra­ße hin­ter dem Thea­ter war. Und dort fand mich Sa­di­ni.
    Ich kann mich noch ge­nau an den Schnee in der Stra­ße er­in­nern. Die­ser ei­si­ge, ei­si­ge Schnee schlug mir ins Ge­sicht. Ich dach­te, ich müß­te in der Käl­te er­sti­cken; und als ich ver­sank, war ich si­cher, daß al­les zu En­de wä­re.
    Als ich wie­der auf­wach­te, be­fand ich mich an ei­nem war­men Ort im In­ne­ren des Thea­ters. Es war ei­ne Gar­de­ro­be. Ne­ben mir stand ein En­gel und schau­te mich an.
    Ich hielt sie wirk­lich für einen En­gel. Ih­re lan­gen gol­de­nen Haa­re sa­hen wie die Sai­ten ei­ner Har­fe aus. Sie lä­chel­te, als ich mei­ne Hand da­nach aus­streck­te.
    »Geht es wie­der bes­ser?« frag­te sie. »Hier, trin­ken Sie …«
    Ich lag auf ei­ner Couch, und sie hielt mei­nen Kopf, als sie mir et­was War­mes, Herr­li­ches ein­flö­ßte.
    »Wie bin ich hier­her­ge­kom­men?« frag­te ich. »Bin ich tot?«
    »Ich ha­be es ge­dacht, als Vic­tor Sie her­ein­ge­schleift hat. Aber ich glau­be, daß es Ih­nen jetzt viel bes­ser geht.«
    »Vic­tor?«
    »Vic­tor Sa­di­ni. Sa­gen Sie mir nicht, daß Sie noch nie et­was von dem Großen Sa­di­ni ge­hört ha­ben …«
    Ich schüt­tel­te den Kopf.
    »Er ist Zau­be­rer. Er ist ge­ra­de auf der Büh­ne. Du lie­ber Gott – ich muß mich ja um­zie­hen.« Sie nahm die Tas­se fort und rich­te­te sich auf. »Ru­hen Sie sich schön aus, bis ich zu­rück­kom­me.«
    Ich lä­chel­te sie an. Das Re­den fiel mir schwer, weil sich al­les ir­gend­wie dreh­te.
    »Wer sind Sie?« flüs­ter­te ich.
    »Iso­bel.«
    »Iso­bel«, wie­der­hol­te ich. Es war ein hüb­scher Na­me. Ich flüs­ter­te ihn im­mer wie­der, bis ich ein­sch­lief.
    Ich weiß nicht, wie lan­ge ich ge­schla­fen hat­te, bis ich wie­der auf­wach­te, ich mei­ne, bis ich wie­der auf­wach­te und mich ge­sund fühl­te. Zwi­schen­durch muß ich wohl manch­mal halb­wach ge­we­sen sein, denn ich sah und
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