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15 Gruselstories

15 Gruselstories

Titel: 15 Gruselstories
Autoren: Robert Bloch
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sel­ber ge­we­sen sein, der ihm den Zau­ber­stab ge­ge­ben hat, mit dem er al­le Tricks aus­füh­ren kann.«
    Sie nick­te und ließ mich nicht aus den Au­gen.
    Ich warf wie­der einen Blick auf den Zau­ber­stab. Er glit­zer­te im­mer noch. Ge­nau­so wie ih­re Haa­re und ih­re Au­gen.
    »Warum kann ich den Zau­ber­stab nicht ein­fach steh­len?«
    Sie schüt­tel­te hef­tig den Kopf. »Das wür­de nichts nut­zen, zu­min­dest nichts, so­lan­ge er am Le­ben ist.«
    »So­lan­ge er am Le­ben ist«, wie­der­hol­te ich.
    »Wenn er al­ler­dings – oh, Hu­go, Sie müs­sen mir hel­fen! Es gibt nur einen Aus­weg – und es wä­re kei­ne Sün­de – nicht, wenn je­mand sei­ne See­le dem Teu­fel ver­schrie­ben hat. Oh, Hu­go, Sie müs­sen mir hel­fen! – Sie wer­den mir hel­fen, nicht wahr?«
    Sie küß­te mich.
    Sie küß­te mich. Wirk­lich und wahr­haf­tig! Sie leg­te ih­re Ar­me um mei­nen Rücken, und ihr gol­de­nes Haar um­hüll­te mich. Ih­re Lip­pen wa­ren weich und ih­re Au­gen glänz­ten. Sie er­klär­te mir ge­nau, was ich zu tun hat­te, und sag­te im­mer wie­der, daß es kei­ne Sün­de wä­re, weil er doch sei­ne See­le dem Teu­fel ver­kauft hät­te. Au­ßer­dem wür­de es nie­mand er­fah­ren.
    Ich sag­te al­so: Ja, ich wür­de es tun.
    Sie er­klär­te mir noch ein­mal ge­nau, wie ich es an­zu­stel­len hät­te. Und ich muß­te es schwö­ren, die Ge­schich­te nie­mals und nie­man­dem zu ver­ra­ten. Egal, was pas­sier­te. Selbst dann soll­te ich schwei­gen, wenn et­was schief­ge­hen soll­te und je­mand Fra­gen an mich stel­len wür­de.
    Ich schwor. Dann war­te­te ich.
    Ich war­te­te auf Sa­di­nis Rück­kehr. Und ich war­te­te, bis die Vor­stel­lung zu En­de war und al­le nach Hau­se ge­gan­gen wa­ren. Als Iso­bel ins Ho­tel ging, bat sie Sa­di­ni, mir beim Zu­sam­men­räu­men zu hel­fen, weil ich mich nicht wohl­fühl­te. Er war so­fort da­zu be­reit. Es ver­lief al­les so haar­ge­nau am Schnür­chen, wie sie es mir ver­spro­chen hat­te.
    Als wir mit dem Ab­bau be­gan­nen, war au­ßer dem Nacht­por­tier kein Mensch mehr im Haus. Und der saß in sei­nem klei­nen Zim­mer, das weit ent­fernt von der Büh­ne, di­rekt an der Stra­ße lag. Wäh­rend Sa­di­ni pack­te, ging ich auf den Gang hin­aus, um mich da­von zu über­zeu­gen, daß er dun­kel und aus­ge­stor­ben war. Dann ging ich in die Gar­de­ro­be, wo Sa­di­ni ge­ra­de da­bei war, die letz­ten Uten­si­li­en zu­sam­men­zu­le­gen.
    Der Zau­ber­stab lag noch un­be­rührt da. Er glit­zer­te und glit­zer­te, und ich hät­te ihn für mein Le­ben gern ein­mal in die Hand ge­nom­men, um die Macht zu spü­ren, die der Teu­fel ihm ein­ge­haucht hat­te. Aber da­für war jetzt kei­ne Zeit. Denn ich muß­te mich hin­ter Sa­di­ni stel­len, der sich ge­ra­de über ei­ne Kis­te beug­te. Und dann muß­te ich das Stück Blei­rohr aus der Ta­sche zie­hen und es ein­mal, zwei­mal, drei­mal auf sei­nen Kopf nie­der­sau­sen las­sen.
    Es gab ein ab­scheu­lich knir­schen­des Ge­räusch und dann einen dump­fen Fall, als Sa­di­ni auf dem Bo­den zu­sam­men­sack­te.
    Ich brauch­te ihn jetzt nur noch in die Kis­te zu wuch­ten und –
    Aber da hör­te ich ein an­de­res Ge­räusch!
    Je­mand klopf­te an die Tür!
    Als ich er­starrt ste­hen­blieb, rüt­tel­te die­ser Je­mand an der Klin­ke. Ich muß­te den leb­lo­sen Kör­per schnell in ei­ne Ecke schlei­fen, da­mit er nicht gleich zu se­hen war. Aber viel Zweck hat­te das nicht. Das Klop­fen an der Tür wur­de hef­ti­ger. Dann hör­te ich ei­ne Stim­me.
    »Ma­chen Sie auf, Hu­go! Ich weiß, daß Sie da sind!«
    Was blieb mir an­de­res üb­rig, als die Tür zu öff­nen? Ich hat­te nicht ein­mal Zeit, das Blei­rohr aus der Hand zu le­gen. Dar­um ver­steck­te ich es hin­ter mei­nem Rücken. Ge­or­ge Wal­lace schoß her­ein.
    Ich glau­be, er war be­trun­ken. Wie dem auch sei, er sah je­den­falls nicht so­fort den am Bo­den lie­gen­den Sa­di­ni, son­dern starr­te nur mich an und fuch­tel­te auf­ge­regt mit den Ar­men.
    »Hu­go – iich mm­muß mit ddir re­den.« Na schön, er war al­so wirk­lich be­trun­ken. Die Fah­ne, die mir ent­ge­gen­weh­te, war be­acht­lich. Sei­ne Stim­me wur­de hei­ser, als er
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