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15 Gruselstories

15 Gruselstories

Titel: 15 Gruselstories
Autoren: Robert Bloch
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zu bit­ten.
    Als wir ein­ge­tre­ten wa­ren, be­merk­te ich, daß er die Tür zwei­mal hin­ter uns ab­schloß. Die­se Hand­lung be­wies mir, wie sehr er sich ver­än­dert hat­te. In al­ten Zei­ten hat­te Hart­ley im wahrs­ten Sin­ne des Wor­tes ein of­fe­nes Haus ge­führt. Es konn­te sein, daß ihn die Ar­beit län­ger im In­sti­tut auf­hielt, aber ein un­er­war­te­ter Be­su­cher fand sei­ne Tür im­mer weit of­fen. Und jetzt ver­schloß er sie dop­pelt!
    Ich sah mich su­chend in der Woh­nung, um. Ich kann nicht sa­gen, was ich zu se­hen er­war­te­te, aber ich war dar­auf vor­be­rei­tet, ir­gend et­was zu ent­de­cken, was Hart­leys Ver­än­de­rung er­klä­ren könn­te. Nichts der­glei­chen. Die Mö­bel stan­den an der­sel­ben Stel­le, und die Bil­der hin­gen noch an den Wän­den. Die lee­ren Bü­cher­kis­ten wa­ren noch in ei­ner Ecke auf­ge­sta­pelt.
    Hart­ley ent­schul­dig­te sich und ver­schwand im Schlaf­zim­mer. Als er sich sei­nes Man­tels ent­le­digt hat­te, kam er zu­rück. Ehe er Platz nahm, ging er zum Ka­min­sims und zün­de­te vor ei­ner klei­nen Bron­ze­fi­gur, die Ho­rus dar­stell­te, ein Streich­holz an. Se­kun­den spä­ter fühl­te ich mich in ein exo­ti­sches Mär­chen ver­setzt, denn vor der klei­nen Fi­gur er­hob sich ei­ne di­cke graue Rauch­spi­ra­le, und ich wur­de von dem bei­ßen­den Weih­rauch­duft fast ein­ge­ne­belt.
    Das war das ers­te Rät­sel, das et­was mit Hart­leys Ver­än­de­rung zu tun ha­ben muß­te, dach­te ich. Ich war un­be­wußt in die Rol­le ei­nes De­tek­tivs ver­fal­len, der nach An­halts­punk­ten sucht – oder viel­leicht auch in die ei­nes Psych­ia­ters, der bei sei­nem Pa­ti­en­ten fie­ber­haft nach psy­cho­neu­ro­ti­schen Nei­gun­gen fahn­det. Und der Weih­rauch war zwei­fel­los für den Ar­thur Hart­ley, den ich kann­te, et­was Frem­des.
    »Das be­sei­tigt den Ge­ruch«, be­merk­te er.
    Ich frag­te we­der ›wel­chen Ge­ruch‹, noch er­kun­dig­te ich mich nach sei­ner Rei­se, noch nach dem Grund, wes­halb er mei­ne Kor­re­spon­denz, nach­dem er Khar­toum ver­las­sen hat­te, nicht mehr be­ant­wor­tet hat­te, noch warum er mir in der Wo­che nach sei­ner Rück­kehr aus dem We­ge ge­gan­gen war. Statt des­sen ließ ich ihn re­den.
    Zu­erst ein­mal sag­te er gar nichts. Dann brach­te er ein paar be­lang­lo­se un­zu­sam­men­hän­gen­de Sät­ze her­vor, die sei­ne geis­ti­ge Ab­we­sen­heit deut­lich kenn­zeich­ne­ten. Er er­zähl­te mir, daß er sei­nen Pos­ten auf­ge­ge­ben hät­te, und deu­te­te an, daß er viel­leicht in Kür­ze die Stadt ver­las­sen und zu sei­ner Fa­mi­lie aufs Land zie­hen wür­de. Er wä­re krank ge­we­sen. Ägyp­ten und sei­ne be­grenz­ten Mög­lich­kei­ten hät­ten ihn ent­täuscht. Er haß­te die Dun­kel­heit, und die Heu­schre­cken­pla­ge in Kan­sas hät­te sich ver­grö­ßert.
    Sei­ne Re­de war schon mehr als wirr.
    Aber jetzt war mir al­les klar: Ar­thur Hart­ley war ver­rückt. ›Die be­grenz­ten Mög­lich­kei­ten Ägyp­tens‹, ›Ich has­se die Dun­kel­heit‹, ›Die Heu­schre­cken­pla­ge von Kan­sas‹.
    Aber ich sag­te nichts und schau­te ihm schwei­gend zu, als er jetzt die großen Ker­zen im Zim­mer an­zün­de­te. Ich blick­te ihn durch die Weih­rauch­wol­ken hin­durch schwei­gend an. Der Ker­zen­schein fiel auf sei­ne zu­cken­den Ge­sichts­zü­ge.
    Dann brach er zu­sam­men.
    »Du bist mein Freund«, sag­te er, aber es klang wie ei­ne Fra­ge. In sei­ner Stim­me lag so­viel Ver­zweif­lung und ängst­li­ches Miß­trau­en, daß mich plötz­lich das Mit­leid mit ihm pack­te. Es war schreck­lich, Zeu­ge sei­ner Geis­tes­ge­stört­heit zu sein. Trotz­dem nick­te ich ernst­haft.
    »Du bist mein Freund«, wie­der­hol­te er, und jetzt klan­gen sei­ne Wor­te wie ei­ne Fest­stel­lung. Er hol­te tief Luft und schi­en sich zu ei­nem Ent­schluß durch­ge­run­gen zu ha­ben.
    »Weißt du, was in dem großen Bün­del war, das ich un­ter dem Arm hat­te?« frag­te er plötz­lich.
    »Nein.«
    »Ich will es dir sa­gen: In­sek­ten­pul­ver! Ge­nau das: In­sek­ten­pul­ver!«
    Sei­ne Au­gen flamm­ten so tri­um­phie­rend auf, daß mich das kal­te Grau­en pack­te.
    »Ich bin
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