Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1496 - Keltenzauber

1496 - Keltenzauber

Titel: 1496 - Keltenzauber
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
einen heulenden Laut, der auch von einem Hund hätte stammen können. Bill hatte ihn in seiner wilden Verzweiflung ausgestoßen, dann fuhr er herum, damit er mich anstarren konnte.
    Ich wusste nicht, ob ich je in seinem Gesicht einen derartigen Ausdruck gesehen hatte. Er war für mich kaum zu beschreiben.
    Er war verzweifelt. Kein Mensch konnte schlimmer dran sein als er. Das Gesicht schien nicht mehr ihm zu gehören, und dann brüllte er mich an.
    »Tu was, John! Verdammt noch mal, tu etwas!«
    Ich konnte ihn verstehen. Verdammt, mir ging es auch dreckig, aber irgendwo hat jeder Mensch seine Grenzen, und da machte ich keine Ausnahme. Und so blieb mir nur eine Reaktion übrig.
    Hilflos hob ich die Schultern an.
    Bill sah es. Seine Verzweiflung konnte nicht stärker werden. Er drehte trotzdem durch.
    Ausweichen konnte ich ihm nicht mehr. Er stieß sich ab und sprang mich an.
    Ich wollte noch zur Seite ausweichen. Es klappte nicht. Bill wuchtete gegen meine Schulter und trieb mich auf die Wand zu. Der Aufprall erwischte mich nicht nur in Schulterhöhe, sondern auch am Hinterkopf, und für einen Moment sah ich Sterne, die vor meinen Augen hin und her zuckten.
    »Bill, bitte!«
    »Tu was!« brüllte er mir ins Gesicht. »Verdammt noch mal, du bist doch der Mann, der…«
    »Ich bin nicht allmächtig, verflucht!«
    Seine Hände umfassten den Kragen meiner Jacke. Er riss mich zu sich heran und drückte mich noch in derselben Sekunde wieder wuchtig zurück, sodass ich erneut gegen die Wand prallte.
    Bill war nicht mehr bei Sinnen. Ich nahm ihm dies nicht übel, aber ich wollte nicht weiterhin malträtiert werden und immer wieder diese Schläge hinnehmen.
    »Hör auf!«
    »Nein…«
    Ich reagierte. Auch wenn er mein ältester Freund war. Was jetzt zu tun war, daran ging kein Weg vorbei. Meine Arme schossen in die Höhe. Ich sprengte den Griff und nutzte die gewonnene Freiheit sofort aus. Aus kurzer Distanz schlug ich Bill die Faust in den Leib.
    Er brach nicht zusammen, aber er taumelte zurück. Auf seinem Gesicht zeigte sich weiterhin dieser wahnsinnige Ausdruck, und für mich stand fest, dass ich ihn durch meine Aktion noch längst nicht zur Besinnung gebracht hatte. Ich setzte noch mal nach.
    Diesmal mit einem Handkantenschlag, der Bill ins Taumeln brachte. Er flog zurück und stieß mit dem Rücken gegen die Wand.
    Bill blieb nicht stehen. Die beiden Treffer hatten ihn schwer angeschlagen. Ich verfolgte genau, wie seine Beine nachgaben und er in die Knie sackte.
    In einer hockenden Stellung kam er zur Ruhe. Sein Kopf war ihm zu schwer geworden. Er sackte nach vorn. Bill fiel zur Seite und krümmte sich zusammen.
    Ich hörte ihn leise schluchzen und bekam auch das Stöhnen dazwischen mit.
    Und Johnny?
    Erst jetzt konnte ich wieder an ihn denken. Wir hatten vorhin alles gehört, und mir stellte sich jetzt die verdammt bange Frage, ob er noch lebte oder nicht.
    Die andere Seite schien nur auf diesen Gedanken gewartet zu haben, denn plötzlich vernahm ich einen Laut, der sich anhörte, als hätte ihn ein Sterbender ausgestoßen…
    ***
    Johnny schloss die Augen!
    Er wollte nicht sehen, wie die mörderische Keule nach unten raste, um seinen Kopf zu zertrümmern. Er wartete auf den ersten grausamen Schmerz, der ihn danach in die absolute Stille treiben würde.
    Er kam nicht.
    Johnny wartete zitternd.
    Noch immer tat sich nichts.
    Johnny stockte der Atem. Zugleich kehrte sein normales Denken zurück und vertrieb die Angst. Irgendetwas musste geschehen sein, denn er hätte längst tot sein müssen.
    Ich bin es nicht!, dachte er.
    Und deshalb öffnete Johnny die Augen. Er wollte endlich die Wahrheit erkennen und er sah, was sich in seiner Nähe abspielte.
    Dagda hatte nicht mehr zuschlagen können. Jemand war erschienen und hatte sich auf seine Seite gestellt.
    Er sah eine wunderschöne Frau mit roten Haaren und grünen Augen. Sie war mit einem dunklen Anzug aus Samt bekleidet, und sie hielt eine Waffe in der Hand.
    Es war ein Morgenstern, der allerdings nicht an einer Kette hing, sondern an einer Griffstange befestigt war.
    Lange und spitze Stacheln schauten aus der Kugel hervor, und wenn diese Waffe einen Menschen traf, konnte sie ihm ebenso den Kopf zertrümmern wie die verfluchte Keule Dagdas.
    Johnny schaffte es, den Kopf anzuheben. So erkannte er Nadine Berger besser. Sie hatte ihre Wahlheimat Avalon verlassen und war in diesen Torbereich gelangt, um dem Menschen zu helfen, dessen Schutzengel sie einmal gewesen war.
    Dagda
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher