Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1495 - Jäger der Dunkelheit

1495 - Jäger der Dunkelheit

Titel: 1495 - Jäger der Dunkelheit
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
günstigen Moment für einen Angriff auszusuchen.
    Wir waren beide darauf eingestellt, ihn noch in der Luft abzuschießen. Das brauchten wir nicht in die Tat umzusetzen, denn die Gestalt suchte sich ein anderes Ziel aus.
    Es war der Turm der kleinen Kirche.
    Mit nur wenigen Bewegungen seiner Schwingen hatte er ihn erreicht und schwebte dann für einen Moment über dem flachen Dach, um sich wenige Sekunden später dort niederzulassen.
    »Verstehst du das, John?«
    »Nicht so richtig.«
    »Ich auch nicht. Warum hockt er da? Was will er dort? Verdammt, ich sehe darin keinen Sinn…«
    »Frag dich lieber, wer er ist und wo er herkommt. Ich weiß es nicht, verdammt, und ich kann es mir auch nicht vorstellen.«
    »Denk an Carlotta.«
    »Nein, sie ist anders. Nicht aggressiv. Oder willst du behaupten, dass er dich nicht hat töten wollen?«
    »Stimmt. Das war schon verdammt knapp. Jedenfalls habe ich das Gefühl, dass er nicht aufgeben will. Der hockt auf dem Turm und glotzt zu uns herunter.«
    »Vielleicht sollten wir ihn von dort weglocken.«
    Bill grinste schief. »Wie denn?«
    »Indem wir den Friedhof hier verlassen.«
    »Okay. Aber frag dich lieber, warum er unterwegs ist. Oder wer ihn geschickt hat. Das würde mich viel mehr interessieren. Alles andere kannst du vergessen.«
    »Gut«, lobte ich ihn. »Dazu müssten wir ihn einfangen.«
    »Klar, ich hole das Netz.«
    »Aber ein großes.«
    »Versteht sich.«
    Wir kamen so nicht weiter. Das lief nicht, wie wir es uns vorgestellt hatten. Aber auf der Stelle stehen bleiben und warten, bis dem nächtlichen Jäger etwas einfiel, wollten wir auch nicht. Da gab es dann nur noch die Möglichkeit, ihn wegzulocken, und das würde uns nur gelingen, wenn wir den Friedhof verließen.
    Dass er uns nicht aus den Augen lassen würde, stand fest. Wir schauten uns auch nicht besonders um, als wir auf die Mauer zugingen, um wieder hinüberzuklettern. Erneut ließ ich Bill den Vortritt, während ich den Turm beobachtete, wo sich nichts tat. Die Gestalt dachte gar nicht daran, sich von ihm zu entfernen. Sie blieb hocken.
    Das Schwert hatte sie mit der Spitze in den Boden gestemmt. Beide Hände lagen auf dem Griff.
    »Okay, ich bin unten, John.«
    »Ist gut.«
    Ich kletterte ebenfalls über die Mauer. Bill stand an der anderen Seite und versuchte, seine Kleidung so gut wie möglich vom Schmutz zu befreien.
    »Na, ist dir etwas eingefallen?« fragte ich ihn.
    Er schüttelte den Kopf.
    »Mir auch nicht«, sagte ich.
    »Aber es muss eine Erklärung geben, John«, murmelte Bill. Er ballte die linke Hand und starrte darauf, als ob sie ihm eine Antwort geben könnte. »Das muss es einfach.«
    Ich stimmte ihm zu. Und ich war sicher, dass wir die Lösung auch finden würden. Das war bisher immer noch der Fall gewesen.
    Wir bewegten uns auf den Golf zu, aber keiner von uns verspürte Lust, einzusteigen. Immer wieder schauten wir zum Turm hoch, doch dort passierte nichts.
    Der Vogelmensch blieb sitzen. Nur die Haltung hatte er verändert, damit er uns verfolgen konnte.
    Der Golf stand vor der Kirche. Wir sahen die mit Obstbäumen bewachsene Wiese in der Nähe. Alles wirkte so harmlos, und es gab nichts, was auf eine Gefahr oder einen Angriff hingedeutet hätte.
    Das einzig Unnormale war die Gestalt auf dem Kirchturm.
    »Sollen wir verschwinden?« fragte Bill.
    »Wäre das ein Vorteil?«
    »Keine Ahnung.«
    »Er würde uns möglicherweise verfolgen. Wir sind Zeugen und…«
    Bill unterbrach mich. »Das waren die anderen auch, von denen ich meine Informationen bekommen habe.«
    »Haben sie denn einen direkten Kontakt mit ihm gehabt?«
    »Das weiß ich nicht. Nein, das glaube ich auch nicht. Das hätten sie mir gesagt.«
    Wir konnten uns nicht entscheiden. Das lag auch an mir. Mir schossen viele Gedanken durch den Kopf, die sich allerdings um die Gestalt dort oben drehten.
    Manchmal liegt einem die Lösung eines Problems auf der Zunge, und das war auch bei mir der Fall. Ich war nahe dran und brauchte nur den letzten Dreh, um es zu haben.
    »Achtung, John!«
    Bills Warnung ließ mich nach oben schauen. Der Vogelmensch hatte sich hingestellt. Von unten her gesehen konnte man von seiner Größe beeindruckt sein. Noch waren die Schwingen angelegt, aber gleich darauf breitete er sie aus, und da konnte man nur staunen, was aus dieser eigentlich recht kleinen Gestalt geworden war.
    »Der King«, flüsterte Bill, der ähnlich dachte wie ich. »König der Lüfte.«
    Und das bewies der Vogelmensch. Es kam uns wie
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher