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1487 - Die Dämonen-Prinzessin

1487 - Die Dämonen-Prinzessin

Titel: 1487 - Die Dämonen-Prinzessin
Autoren: Jason Dark
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schaute.
    Es gab im Zimmer einen leeren Stuhl, den ich mir ans Bett holte, bevor ich Platz nahm.
    Gerrit reagierte nicht.
    »Hallo«, sprach ich ihn an. »Darf ich mich ein wenig mit dir unterhalten?«
    »Warum?«
    »Nun ja, ich würde gern mehr über eine gewisse Ophelia wissen. Du kennst sie doch – oder?«
    »Sie ist meine Freundin.«
    »Na, das ist wunderbar. Es ist immer toll, wenn Menschen Freunde haben. Aber manchmal bedeutet Freundschaft auch Probleme. Wenn die eine Person so ganz anders ist. Verstehst du?«
    »Nein.«
    »Dann muss ich dich anders fragen…«
    »Das brauchst du nicht. Du wirst keine andere Antwort bekommen. Sie mag mich. Sie hat mich immer besucht, und sie hat mir versprochen, mir eine andere Welt zu zeigen.«
    »Ah ja, die der Märchen.«
    »Es sind keine Märchen.«
    »Das weiß du?«
    »Ophelia hat es mir gesagt. Es sind keine Märchen. Es ist wirklich alles wahr. Märchen sind Geschichten, die man sich ausgedacht hat. Sie ist eine Prinzessin.«
    »Kommt sie denn aus dem Märchenland?«
    »Nein, aus ihrem Reich.«
    »Kennst du es?«
    »Fast…«
    »Das verstehe ich nicht.«
    »Sie hat mich mal geholt. Da habe ich hineinschauen können. Ich weiß, dass sie erneut kommen wird, um mich zu holen. Dann werde ich alles mit ihr erleben, was ich mir vorgestellt habe. Es wird so wunderbar sein, das weiß ich genau. Viel, sehr viel kann sie mir zeigen.«
    »Das ist ja toll für dich, Gerrit. Aber hat ihr Reich, in dem sie Prinzessin ist, auch einen Namen? Hat sie darüber vielleicht mal mit dir gesprochen?«
    »Nein, es gibt wohl keinen Namen. Aber sie ist eine Prinzessin in ihrem Reich. Dort kann ich vieles sehen. Alles, was man sich so denkt. Das weiß ich aus meinen Träumen. Sie hat mich dabei geführt, und ich sah auch das große Feuer, aber es machte mir keine Angst. Ich habe die Gestalten darin gesehen. Sie waren etwas Besonderes, ehrlich. Das waren die Märchen, ihre Märchen, unsere auch.«
    »Hast du etwas aus den alten Märchen wiedererkannt?«
    »Nein.«
    »Nicht die böse Stiefmutter?«
    »Nein, auch sie nicht. Und nicht den gläsernen Sarg, in dem Schneewittchen lag. Auch nicht das Haus der Hexe und den Ofen für Hansel uns Gretel. Aber sie hat mir versprochen, dass ich viel Neues sehen werde. Alles, wonach ich mich gesehnt habe. Nur wer es sieht, kann über Märchen sprechen.«
    »Ja, das glaube ich dir, Gerrit.«
    Er wechselte plötzlich das Thema. Dabei verzog sich sein Gesicht.
    »Aber du bist ihr Feind. Du warst nicht eingeladen. Du bist gekommen und hast sie vertrieben. Das war nicht gut. Das hättest du nicht tun sollen. Aber…«
    »Ich musste es tun.«
    »Nein«, rief er, »nein! Sie hat den Kindern ihre Welt zeigen wollen. Deshalb ist sie gekommen. Sie hätte auch in ihrem Reich bleiben können, aber das hat sie nicht getan. Sie meint es nur gut mit mir. Und jetzt geh weg, verdammt!«
    »Ja, gut, ich gehe. Aber ich möchte dir noch etwas zeigen, bevor ich dich allein lasse.«
    »Das will ich nicht sehen.«
    »Doch, du musst.«
    »Nein!« Er brachte das Wort fast kreischend hervor. Ich ließ mich davon nicht beirren und hob die Hand so hoch, dass mein Kreuz in seinen Sichtkreis geriet. Es schwebte in einer gewissen Entfernung über seinem Gesicht. Wenn er es nicht sehen wollte, dann musste er den Kopf zur Seite drehen.
    Gerrit tat es nicht. Er schaute sich das Kreuz an, aber er gab auch keinen Kommentar ab. Sein Gesicht blieb ohne Ausdruck. Die Lippen bildeten einen Strich.
    »Möchtest du es anfassen?«
    »Warum?«
    »Weil ich dich darum bitte.« Ich drückte es ihm praktisch in die Hände, und es passierte nichts. Auf der einen Seite freute mich dies, denn jetzt hatte ich die Gewissheit, dass der Geist dieser Prinzessin nicht in ihm steckte. Aber ich blieb dabei, dass er von ihr beeinflusst worden war, sonst hätte er sich nicht so entschieden auf ihre Seite gestellt.
    »Danke«, sagte ich und nahm das Kreuz wieder an mich. »Jetzt wartest du bestimmt darauf, dass sie dich erneut besucht.«
    »Sie wird kommen. Das hat sie mir versprochen. Und sie wird mich auch wieder wegholen. Es war so wunderschön, als ich bei ihr war. Das kann ich nie vergessen.«
    »Schon gut«, sagte ich und stand auf. »Dann möchte ich dich nicht länger stören.«
    Er gab mir keine Antwort. Ich ging zur Tür, wo mich Mrs. Quinn erwartete. Sie schaute mich mit einem verständnislosen Blick an und hob die Schultern.
    »So war es immer, Mr. Sinclair. Ich bin nicht an ihn herangekommen. Er ist für
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