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1487 - Die Dämonen-Prinzessin

1487 - Die Dämonen-Prinzessin

Titel: 1487 - Die Dämonen-Prinzessin
Autoren: Jason Dark
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Haltung. Ich sah, dass sie schwankte. Nach einem Flüstern legte sie auf. Der Hörer wäre ihr dabei fast aus der Hand gefallen.
    Langsam drehte sie sich in meine Richtung. Ihr Gesicht war natürlich dasselbe geblieben, nur der Ausdruck darin hatte sich verändert. Große Augen schauten mich an, und noch immer musste sie sich an einer Kante festhalten.
    »Was ist geschehen?«
    Ich erhielt zunächst keine Antwort. Mrs. Quinn ging mit Zitterschritten auf ihren Sessel zu und ließ sich hineinfallen. Als sie saß, schloss sie die Augen.
    Sie ließ sie auch geschlossen, als sie sprach. »Es war Judy Peters, die mich angerufen hat. Mein Gott, es ist schrecklich. Sie war völlig außer sich.«
    »Warum war sie das?«
    »Ihre Kinder – Kevin und Karen – sie – sie – sind nicht mehr da. Die Prinzessin hat sie geholt…«
    ***
    Es war, als hätte man mir den Atem geraubt. Ein Bild erschien vor meinen Augen. Überdeutlich sah ich das Geschwisterpaar vor mir.
    Die dunkelblonden Haare, die hellen Augen, die netten Gesichter, das alles traf plötzlich zusammen.
    Nicht Gerrit war geholt worden, sondern Kevin und Karen. Verdammt, damit hatte ich nicht rechnen können. Oder doch? Es war nicht der richtige Zeitpunkt, sich Vorwürfe zu machen, aber jetzt musste gehandelt werden. Es stellte sich nur die Frage, was ich tun konnte.
    Lena Quinn war momentan nicht in der Lage, überhaupt nur ein Wort zu sagen. Sie wirkte wie ein künstliches Geschöpf, das sich nicht bewegen konnte. Ihr Blick war ins Nirgendwo gerichtet. Zwar bewegte sie die Lippen, doch da war nichts zu hören.
    Dennoch redete ich mit ihr.
    »Wie ist das passiert?« Zweimal musste ich die Frage wiederholen, erst dann erlebte ich eine Reaktion.
    Die Frau schrak leicht zusammen, sie schüttelte den Kopf, als wollte sie meine Frage abwehren, dann überlegte sie es sich anders, nickte kurz und fing an zu sprechen.
    »Sie konnte es nicht richtig erklären. Sie hat so schnell gesprochen und dabei auch geweint. Die beiden waren in ihrem Zimmer. Sie hörte sie sprechen, aber auch schreien, und dann waren sie plötzlich weg. Einfach so verschwunden.«
    »Hat Judy Peters etwas gesehen?«
    »Ich glaube nicht«, erwiderte Lena traurig. »Sie lief hin und…«
    »Hat sie nichts gesehen?«
    »Ja und nein. Ihre Kinder nicht mehr. Aber da muss etwas anderes gewesen sein.«
    »Und was?«
    »Das Zimmer war rot. So, wie es auch die Bühne gewesen ist.«
    »Dann muss sie auch die Prinzessin gesehen haben – oder?«
    »Das weiß ich nicht. Sie hat nichts davon gesagt. Aber die Kinder haben sie bestimmt gesehen.«
    Ich legte eine Pause ein. Dabei schaute ich in das Kinderzimmer.
    Dort befand sich Gerrit noch immer in seinem Bett. Allerdings hatte er sich jetzt aufgesetzt. Er starrte nach vorn und auch ins Leere hinein. Ob er allerdings etwas sah, war fraglich. Ich jedenfalls bekam nichts zu Gesicht.
    Aber Gerrit saß. Es konnte durchaus sein, dass dies etwas zu bedeuten hatte. Ich konzentrierte mich auf sein Gesicht. Der Junge schaute in eine andere Richtung.
    Ich überlegte, ob ich noch mal zu ihm gehen sollte, als mir ein anderer Gedanke kam. Er war wirklich alles andere als fröhlich, und ich spürte bereits eine innere Aufregung.
    Was war, wenn das Verschwinden der Geschwister erst der Anfang war? Wenn die dämonische Prinzessin weitermachte und sich die anderen Kinder der Reihe nach holte?
    Daran durfte ich gar nicht erst denken. Da bekam ich einen trockenen Hals, aber es war durchaus möglich, dass so etwas passierte.
    Ich konnte auch nicht verhindern, dass mir der Schweiß auf die Stirn trat. Diese Ophelia konnte sich verhalten wie der berühmte Rattenfänger von Hameln, doch weshalb hätte sie sich an Kindern rächen sollen?
    Mit dieser Frage beschäftigte ich mich, aber mir fiel keine Antwort ein. Genau die Tatsache sorgte dafür, dass es mir nicht eben besser ging. Ich fühlte mich in diesen Augenblicken als der große Verlierer.
    »Wissen Sie, an was ich soeben gedacht habe, Mr. Sinclair?«
    »Ja. Das ist nicht schwer zu erraten. Sie befürchten, dass mit Gerrit das Gleiche passieren wird.«
    »Genau das ist der Fall. Und nicht nur mit ihm, auch mit den anderen Kindern. Hier ist ein verdammtes Netz gesponnen worden, dem keiner entkommen kann. Ich sage, wie es ist, und ich weiß nicht, wie ich dieses Netz zerreißen soll.«
    Ich konnte nur nicken. Lena Quinn hatte recht, und ich hörte, wie sie erneut sprach.
    »Nein, ich will nicht, dass Gerrit das gleiche Schicksal
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