Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

1482 - Der Alleingang des Außenseiters

Titel: 1482 - Der Alleingang des Außenseiters
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
bewegte sich gemessenen Schrittes. „Da, wo ich herkomme, leben zahlreiche Cantaro, die dem Supremkommando und den Herren der Straßen inzwischen abgeschworen haben. Wenn du die Waffe wegsteckst und dich mir anvertraust, bringe ich dich zu ihnen. Du wirst zu nichts gezwungen. Du kannst dir anhören, was sie zu sagen haben, und dann deine eigene Entscheidung treffen."
    „Du sprichst zuviel", antwortete der Cantaro. „Ein Bruch der Treue wäre mein Tod. Geh schneller! Wir haben nicht mehr viel Zeit, bevor die Station explodiert."
    Das war Loydel schmerzhaft klar. Von den 50 Minuten, die er sich vorgenommen hatte, waren nur noch elf übrig. Er beschleunigte seinen Schritt und hielt vor dem Schleusenschott an. „Ich schließe jetzt meinen Helm", sagte er. „Tu das", forderte Ponakhrar ihn auf.
    Loydel drehte sich halb zur Seite. Er sah, daß der Cantaro ebenfalls im Begriff war, seine Schutzmontur für den Austritt ins Vakuum zu sichern. Die Waffe allerdings hielt er nach wie vor starr auf seinen Gefangenen gerichtet Loydel erteilte dem Pikosyn einen knappen Befehl. Daraufhin löste sich die allseits transparente Helmhülle aus der Halskrause des SERUNS und blähte sich über dem Schädel auf. Augenblicklich war im Helmfunk die synthetische Stimme des Roboters zu hören. „Wirf dich nach rechts, sobald du das äußere Schott durchquerst Ich warte auf euch."
    Das innere Schott hatte sich geöffnet Loydel Shvartz trat in die Schleusenkammer. Er war nicht sicher, ob der Cantaro hören konnte, was er dem Roboter zu sagen hatte. Er ging das Risiko trotzdem ein. „Schone ihn", bat er. „Ich werde tun, was ich kann", kam die Antwort.
    Loydel hörte, wie die Luft aus der Schleusenkammer gepumpt wurde. Ponakhrar schien ahnungslos. Das äußere Schott fuhr auf. Loydel zögerte eine Sekunde. Da spürte er, wie ihm der Lauf der cantarischen Waffe in den Rücken gestoßen wurde. Der Roboter war nirgendwo zu sehen,' aber das spielte keine Rolle. Es gab draußen auf der Plattform zahlreiche Aufbauten; hinter einer davon mochte er Deckung gesucht haben.
    Jenseits der Schleuse hörte die künstliche Schwerkraft auf. Auf der Schwelle des Schottes stieß Loydel sich ab und schoß wie eine Pistolenkugel nach recht davon. Der SERUN aktivierte automatisch den Individualschirm. Aber noch hatte sich die Feldhülle nicht allseitig geschlossen, da gab es hinter Loydel eine Explosion. Er befahl dem Pikosyn, das Gravo-Pak zu aktivieren und den Flug zu bremsen. Dort, wo sich eben noch Ponakhrar befunden hatte, blähte sich ein grell leuchtender Glutball. Die Helligkeit, die von ihm ausging, beleuchtete die Gestalt des Roboters, die soeben hinter einer der Aufbauten hervorgeschwebt kam. Loydel Shvartz hatte inzwischen auf null abgebremst und schickte sich an zurückzukehren. „Du hättest ihn nicht umzubringen brauchen!" rief er zornig. „Ich sehe die Sache anders", antwortete der Roboter mit der für seinesgleichen typischen Gelassenheit. „Paralysieren kann man einen Cantaro ohnehin nicht. Hätte ich ihn nur verletzt, wäre er noch in der Lage gewesen, auf dich zu schießen. Ich hatte Gelegenheit, seine Waffe aus der Ferne zu analysieren. Sie war von schwerem Kaliber. Wahrscheinlich hätte sie deinen Individualschirm mühelos durchschlagen."
    Solchen Argumenten konnte Loydel Shvartz sich nicht entziehen. Er schwieg daher und kehrte dorthin zurück, wo von dem unglückseligen Ponakhrar inzwischen nur noch ein matt glühender, hauptsächlich aus geschmolzenen Syntron-Modulen bestehender Überrest vorhanden war. „Hast du deine Arbeit abgeschlossen?" fragte er den Roboter. „Der Hypertrop-Zapfer ist demontiert und befindet sich an Bord des Bootes."
    Irgendwo in der Ferne zuckten Blitze durch die Finsternis. Das würden die VALDEZ und die RACHMANINOFF sein, die das fliehende Cantaro-Schiff abzufangen versuchten, schloß Loydel. „Gut", sagte er. „Dann komm mit mir. Da drinnen gibt es ein paar Geräte, die wir noch mitnehmen müssen."
    „Ich darf dich darauf aufmerksam machen, daß unsere Zeit fast abgelaufen ist", warnte der Roboter. „Ich weiß", knurrte Loydel Shvartz. „Aber wir brauchen das Zeug, sonst ist der Zapfer nur die Hälfte wert."
    Während das Schleusenschott sich öffnete, warf er einen kurzen Blick auf die Datenanzeige des SERUNS. Mit Unbehagen nahm er zur Kenntnis, daß sich die energetische Streuemission, die von mehreren Orten an der Oberfläche des Raumforts ausging, vervielfacht hatte.
    Die Speicher liefen über.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher