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1480 - Endstation Hölle

1480 - Endstation Hölle

Titel: 1480 - Endstation Hölle
Autoren: Jason Dark
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geschah ohne jede Vorwarnung.
    Die Kühle der Nachtluft schwappte in den Wagen hinein.
    Für einen Moment fühlte sich Herbert Fulton besser, sodass er tief durchatmete. Aber das hielt nicht lange an, denn kaum war die Tür geöffnet worden, sah er die Gestalt vor sich.
    Es war der Kutscher. Wer hätte es auch anders sein können? Er stand neben der Kutsche, schaute in sie hinein, und Herbert fragte sich, ob ein Skelett überhaupt Augen hatte, um etwas sehen zu können. Für ihn waren es nur leere Augenhöhlen, was jedoch auch nicht ganz stimmte, denn er blickte zugleich in eine dichte Schwärze hinein.
    Das Skelett in der grünen Kutte bewegte sich nicht. Es blieb stehen und hielt die Tür auf, als wollte es Herbert Fulton auffordern, die Kutsche zu verlassen.
    Das tat er nicht.
    Er konnte es nicht.
    Er blieb sitzen und erlebte in den folgenden Sekunden die nächste Überraschung.
    Das Skelett schaffte es, mit ihm Kontakt aufzunehmen. Aber es redete nicht. Er hörte die Botschaft in seinem Kopf, die nur aus zwei Worten bestand.
    »Bleib hier!«
    Herbert Fulton zuckte leicht zusammen. Eine Antwort konnte er nicht geben. Vielleicht hatte er genickt, aber das war dann mehr unbewusst gewesen.
    Jedenfalls hatte der unheimliche Fahrer es verstanden. Er ließ die Tür los, drehte sich zur Seite und schlug den Weg zum nächsten Haus ein.
    Herbert Fulton kannte sich in Church End aus. Er kannte die Namen aller Einwohner, und so wusste er auch, wer in den Häusern lebte. Als er daran dachte, wen das unheimliche Skelett besuchen wollte, erschrak er tief.
    Es war eine Familie mit Kindern.
    Die Malloys hatten drei Kinder. Jack Malloy war mal Bürgermeister gewesen. Nach einem Unfall hatte er den Posten aufgeben müssen. Seine Zeit im Rollstuhl war vorbei. Er konnte sich bereits auf Krücken bewegen und hatte Glück, dass seine Frau ihrem Beruf nachging. Sie arbeitete als Nachtschwester in einem Krankenhaus in Luton. Manchmal war sie über mehrere Tage in der Klinik, da musste sich Malloy dann allein um die Kinder kümmern, wobei das jüngste Kind gerade mal vier Jahre alt war.
    Die anderen beiden befanden sich bereits im Teenager-Alter und alle konnten für den Knöchernen eine perfekte Beute sein, wenn er es dann wollte.
    Die Gestalt in der Kutte bewegte sich durch einen Vorgarten. Bevor sie das Haus erreicht hatte, wurde es hinter einem der Fenster im Erdgeschoss hell.
    Fulton schrak zusammen. Zugleich fiel ihm ein, dass Jack Malloy ein Mensch war, der in der Nacht schlecht schlief und oft stundenlang wach lag. Diese Zeit verbrachte er zumeist am Fenster, um nach draußen zu schauen, denn er wurde noch immer von Schmerzen gepeinigt.
    Er musste etwas bemerkt haben, sonst wäre es nicht hell geworden. Und bei diesem Licht blieb es nicht, denn der unheimliche Kutscher hatte die Tür noch nicht ganz erreicht, als die Außenbeleuchtung eingeschaltet wurde und ihr Licht vor dem Haus verstreute.
    Es traf auch die Gestalt.
    Herbert Fulton schoss das Blut ins Gesicht, als er das sah. Er befürchtete, dass Jack Malloy von allein ins Verderben lief und der Kutscher ihn nur noch zu packen brauchte.
    Tatsächlich trat dies ein.
    Von innen wurde die Tür aufgezogen. Es war hell genug, um auch Fulton alles erkennen zu lassen.
    Auf seinen Krücken stand Jack Malloy in der offenen Tür!
    ***
    Wir hätten den Wagen nehmen können, aber Edna Ferguson hatte davon abgeraten. Church End war so klein, dass jede Strecke bequem zu Fuß zurückgelegt werden konnte.
    Und so hatten wir uns auf den Weg gemacht, um den Jungen und auch die Kutsche zu suchen.
    »Was sollen wir tun, wenn wir beide finden sollten?« fragte Edna, die neben mir herging und mit mir Schritt zu halten versuchte.
    »Sie gar nichts.«
    »Ach…«
    »Es ist zu gefährlich für Sie. Lassen Sie die Kutsche besser in Ruhe, wenn Sie in ihre Nähe geraten sollten. Darum kümmere ich mich.«
    »Und was soll ich tun?«
    »Sie sollten an den Jungen denken.«
    »Klar.«
    »Wenn Sie ihn finden, dann versuchen Sie bitte, ihn in Sicherheit zu bringen, das ist alles.«
    »Und wo soll ich ihn suchen?«
    »Überhaupt nicht. Ich gehe davon aus, dass wir ihn dort finden, wo sich auch die Kutsche befindet.«
    »Ja, das verstehe ich.«
    »Und bitte, Edna, keine unüberlegten Schritte. Denken Sie daran, dass Sie noch gebraucht werden.«
    »Ja, hier.« Sie lachte bitter.
    »Nein, auch in London.«
    »Ach, was wissen Sie schon, wie einsam man sein kann, wenn man wirklich allein ist.«
    »Ja, das kann ich
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