Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1478 - Tiefsee-Schrecken

1478 - Tiefsee-Schrecken

Titel: 1478 - Tiefsee-Schrecken
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
lächelte. »Genau.«
    »Wahrscheinlich bin ich zu blöde. Ist aber auch egal, denn ich bin kein Polizist.«
    Es war Zeit für mich, dem Mann die Wahrheit zu sagen, was ich auch tat. »Mir geht es nicht um das Skelett, Mr. Keene. Ich habe andere Gründe, hier zu stehen.«
    »Das ist ja noch besser.«
    Ich nickte. »Und diese Gründe drehen sich um etwas anderes. Das Skelett kann eine Folge davon sein.«
    »Ich verstehe nur Bahnhof.«
    »Das wird sich gleich ändern. Ich bin zu Ihnen gekommen, weil es mir um die geheimnisvolle Insel geht, die vor rund zweihundert Jahren vor dieser Küste versunken ist…«
    ***
    Ich konnte nicht sagen, ob Orson Keene am liebsten weggelaufen wäre, aber begeistert sah er nicht aus. Er schaffte es nicht, mir in die Augen zu schauen. Der Sand zu unseren Füßen war plötzlich sehr interessant für ihn geworden. Er rang nach einer Antwort und sagte schließlich mit leiser Stimme: »Hätte ich das gewusst, dann wäre ich nicht mit Ihnen gekommen, das mal vorweg gesagt.«
    »Und warum nicht?«
    »Weil das mit der Insel – ich meine, das ist eine Sage.«
    »Kann sein.« Ich schaute Keene sehr genau an. Mir fiel seine Veränderung auf. Er zitterte nicht, er war nur innerlich aufgewühlt, und auf seiner Stirn entdeckte ich Schweißperlen. Es wunderte mich, dass die Erwähnung der Insel ihn so aus der Fassung gebracht hatte, obwohl er das zu verbergen versuchte.
    »Bitte, Mr. Keene, ich sehe ja, was mit Ihnen ist oder wie es Ihnen geht. Das Thema anzusprechen war vielleicht nicht ganz glücklich, aber es ist nun mal so. Ich bin wegen der geheimnisvollen Insel hier, und Sie können mir vertrauen.«
    Sein Misstrauen schwand nicht. »Wieso sollte ich einem Londoner Yardmann Vertrauen schenken?«
    Da schimmerten wieder Vorurteile durch. »Hören Sie, Mr. Keene. Zum einem bin ich kein Engländer, sondern gebürtiger Schotte, obwohl ich in London lebe, und zum anderen muss ich Ihnen sagen, dass ich mich beruflich für diese Dinge interessiere. Ja, sie sind äußerst wichtig für mich. Ich bin jemand, der diesen Phänomenen auf den Grund geht. Ich will herausfinden, was Wahrheit und was nur Legende ist.«
    »Das weiß ich nicht.« Er schaute mich dabei nicht an.
    »Aber Sie kennen die Geschichte der Insel.«
    »Die kennt jeder.«
    »Und sie ist tatsächlich vom Meer verschluckt worden?« hakte ich nach.
    »Das ist sie.«
    »Okay, Mr. Keene. Und können Sie ungefähr sagen, wo die Insel lag?«
    Er überlegte noch. Schließlich hob er den Arm und deutete auf den Fjord hinaus, aber er drehte die Hand auch und wies zur Mündung hin, zumindest in diese Richtung.
    »Es ist nicht sehr weit. Vielleicht zwei Meilen. Dort gewinnt der Fjord an Breite.«
    »Auch an Tiefe?«
    »Genau.«
    Es war eigentlich alles, was ich von ihm hören wollte, aber etwas störte mich. Es war Keenes Verhalten. Er schien mir innerlich aufgewühlt oder erregt zu sein. Wenn er Luft holte, dann atmete er schnaufend durch die Nase, und es war auch zu sehen, dass sich sein Gesicht gerötet hatte.
    »Was haben Sie?«
    Er hob die Schultern und schwieg weiterhin.
    »Bitte, Mr. Keene, Sie können volles Vertrauen zu mir haben. Was wir hier bereden, bleibt unter uns. Ich habe allmählich den Eindruck, als würden Sie leiden, weil Sie etwas Bestimmtes gesehen haben und nicht mit der Sprache heraus wollen. Sie knacken daran, und Sie wissen nicht, wie Sie damit umgehen sollen.«
    Orson Keene traute sich, mich anzuschauen. »Sie haben einen guten Blick für Menschen, Mr. Sinclair.«
    »Es geht.«
    »Nun ja, ich bin kein guter Schauspieler. Wenn mich etwas bedrückt, dann sieht man mir das an. Die Insel ist ein Fluchtpunkt für Menschen gewesen, die einen anderen Weg gehen wollten. Es heißt, dass sie sich von Gott abgewandt haben und deshalb einen Ort für sich gesucht haben. Das ist auch eingetreten.«
    »Bis das Eiland verschwand«, sagte ich.
    »Genau. In einer stürmischen Nacht ging es unter. So heißt es in den Überlieferungen. Der Herrgott lässt die Bäume nicht in den Himmel wachsen. Er hat sich gerächt. Wer der anderen Seite dient, der kann nur mit dem Tod bestraft werden.«
    »Dann liegt die Insel auf dem Meeresgrund. Mit allen ihren Bewohnern. Ist das so richtig?«
    »Ja.«
    »Ist denn nie versucht worden, danach zu tauchen? Hat man kein Interesse gehabt, mehr herauszufinden?«
    »Nein, das hatte man nicht.«
    »Angst?«
    »Ich denke schon.«
    »Warum?«
    »Auch nach ihrem Untergang war die Insel den Menschen nicht geheuer. Das muss
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher