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1476 - Höllenbilder

1476 - Höllenbilder

Titel: 1476 - Höllenbilder
Autoren: Jason Dark
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war? Vorhin hatte ich Bilder gesehen, die blasse, kaum erkennbare Motive zeigten. Aber hier war nichts.
    Ich trat noch näher heran und musste feststellen, dass mich meine Augen nicht getäuscht hatten. Die Leinwand war tatsächlich leer, und ich verspürte plötzlich ein scharfes Ziehen in meinem Magen.
    Wer hängte sich schon einen leeren Rahmen zwischen all seine Kunstwerke?
    Ich wurde wieder an den Grund unseres Besuches erinnert. Ich hatte ihn bisher nicht richtig ernst genommen, jetzt allerdings geriet ich schon ins Grübeln.
    Zudem fehlte noch immer der Sammler, und das machte die Lage auch nicht gerade besser.
    Ich schaute nicht mehr länger hin. Dafür senkte ich meinen Blick und erstarrte.
    Auf dem hellen Boden lagen rote Tropfen. Sie waren aufgeklatscht und zur Seite gespritzt, sodass sie mich an Tintenkleckse erinnerten, die sie aber nicht waren, denn mit roter Tinte hatte hier niemand gespritzt. Es konnte sich nur um Blut handeln, und wenn ich einen Schritt weiter dachte, kam ich zu dem Ergebnis, dass hier jemand gestanden und geblutet hatte.
    Bill war so leise herangeschlichen, dass ich ihn erst hörte, als er mich fast erreicht hatte.
    »Ist das Blut?«
    »Ich denke schon.«
    »Das sieht nicht gut aus.«
    »Du sagst es.«
    Ich wollte wissen, ob sich weitere Spuren auf dem hellen Stein abzeichneten und schaute nach links.
    Es stimmte.
    Die Spur war zu sehen. Kleine rote Tropfen, die auseinander geplatzt waren und in Richtung Tür führten. Sogar eine mit Blut verschmierte Klinke fiel mir auf.
    »Ich glaube, hier sind wir richtig«, flüsterte Bill.
    Noch vor mir ging er auf die Tür zu. Die weiß lackierte Klinke drückte er nach unten, legte aber ein Taschentuch zwischen sie und seine Hand.
    Die Tür ließ sich öffnen.
    Beide waren wir gespannt. Es konnte sich alles Mögliche dahinter befinden, und was wir tatsächlich zu sehen bekamen, sorgte zunächst für eine kleine Erleichterung.
    Wir standen in der Tür zu einem Waschraum oder einem doch geräumigen Bad. Ein Waschbecken, Handtücher, ein Spiegel…
    Dann sahen wir auch hier das Blut auf dem Boden – und die männliche Gestalt im dunklen Anzug, die vor der Dusche auf dem Boden lag.
    Bill und ich blieben stehen, ohne dass wir ein Wort sagten. Uns hatte beide der Schock erwischt, und wir konnten auch nicht sagen, ob der Mann tot war oder noch lebte.
    »Das ist Harold Wilson«, flüsterte Bill.
    Ich sagte nichts. Mit vorsichtigen Schritten näherte ich mich dem Mann, der auf die Seite gerollt war, bis ich in sein Gesicht und auch auf seinen Hals schauen konnte, wo sich die schlimme Wunde abmalte. Es floss kein Blut mehr, aber keiner von uns glaubte daran, dass Wilson noch lebte.
    Bill hielt schon sein Handy in der Hand. Ich wusste nicht, wen er anrufen wollte, aber ich winkte ab, denn ich hatte etwas gehört. Es war ein Geräusch, das nicht so leicht zu identifizieren war. Möglicherweise ein Spucken oder Röcheln.
    Wilson riss plötzlich die Augen weit auf. Vielleicht hatte er unsere Ankunft im Unterbewusstsein gespürt.
    »Mr. Wilson…«
    Ich wollte, dass er sprach, auch wenn es unter Umständen schiefgehen konnte. Aber er war der einzige Mensch, der uns eine entsprechende Information geben konnte.
    Blut klebte auch auf seinen Lippen. Es sah schaurig aus, als er sie bewegte.
    »Bild – Monster – es lebt. Es ist ganz anders – nicht glauben wollen, aber es ist gekommen.«
    »Aus dem Bild?«
    »Ja.«
    »Wer hat es gemalt?«
    Ich beugte mich vor, gespannt darauf, ob er mir Antwort geben könnte.
    Das nächste Röcheln. Er bäumte sich dabei auf und sank sofort danach wieder zurück. Dabei floss Blut aus seinem Mund, und als ich an der Halsschlagader prüfte, ob noch Leben in ihm war, da musste ich leider passen.
    Harold Wilson war tot!
    ***
    Ich richtete mich langsam auf. Bill stand wie aus Stein gemeißelt neben mir. Nur seine Lippen zuckten, und über seine Stirn rannen kleine Schweißperlen.
    »Verdammt, damit habe ich nicht gerechnet«, flüsterte er.
    »Tut mir leid, das ist zu viel gewesen.«
    Bill schüttelte den Kopf. »Dass es so enden würde, hätte ich nicht gedacht.«
    »Ich auch nicht.«
    »Hast du alles verstanden, was er sagte?«
    Ich hob die Schultern. »Ja, schon. Nur habe ich es nicht richtig begriffen. Ich denke, dass es um den Maler gegangen ist, aber mehr weiß ich auch nicht.«
    »Einer, der Bilder mit schrecklichen Motiven malt, die dann anfangen zu leben.«
    »Sieht so aus. Höllenbilder.«
    Wie sah der Mörder aus? Er
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