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1476 - Höllenbilder

1476 - Höllenbilder

Titel: 1476 - Höllenbilder
Autoren: Jason Dark
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keine Chance, ihren Sturz aufzuhalten. Mit beiden Händen schlug sie um sich. Ihre Schreie erstickten, sie überrollte sich, sie schlug immer wieder hart auf und spürte bei jedem Aufprall die Schmerzen, die durch ihren gesamten Körper rasten. Sie riss den Mund auf und schrie. Die Welt um sie herum war zu einem Wirbel geworden. Manchmal glaubte sie, mit den Händen nach etwas greifen und ihren Fall stoppen zu können, aber die Wucht und die Geschwindigkeit ihres Sturzes waren einfach zu groß, sodass sie die Büsche und andere Hindernisse einfach durchbrach und immer weiter in die Tiefe rollte.
    Was gegen ihren Körper und auch gegen ihr Gesicht schlug, wusste sie nicht. Jessica wusste nur, dass sie bereits aus vielen kleinen Wunden blutete, die Dornen in ihre Haut gerissen hatten.
    Dann rollte sie über eine Kante innerhalb des Abhangs. Es war wie der Sprung von einer Minischanze. Sie erlebte den bösen Aufprall, hörte ihren gellenden Schrei, und noch schneller ging es bergab.
    Jessica wünschte sich die Bewusstlosigkeit herbei, aber dieser Wunsch wurde ihr leider nicht erfüllt.
    Sie erlebte die höllischen Schmerzen und die Todesangst während des ganzen endlos erscheinenden Sturzes.
    Urplötzlich war ihre Reise zu Ende. Es kam ihr vor, als hätte eine gewaltige Faust sie gestoppt. Ihr Herz schlug wie irre. Sie wollte schreien, aber vor ihren Augen drehte sich alles. Sie hatte den Eindruck, auch weiterhin zu rutschen und sich zu überschlagen, aber sie lag tatsächlich still. Und hätte sie die Kraft aufgebracht, ihren Kopf zu heben, dann hätte sie auch den Fluss gesehen, dessen glitzernde Wassermassen sich in ihrer Nähe vorbeiwälzten.
    Jessica Black hatte ihr Ziel ereicht, doch sie war nicht in der Lage, diesen kleinen Triumph zu genießen.
    Ein ganz besonderes Gefühl überkam sie und zerrte sie nicht hinein in die Ohnmacht, aber in einen Zustand, in dem die Erinnerung vor ihrem inneren Auge wie ein Film ablief…
    ***
    Vor dem Holzhaus gab es eine Außentreppe aus Aluminiumstufen, die in den ersten Stock zum Atelier des Malers führte. Es gab auch noch eine zweite Tür, die sich im Erdgeschoss befand, aber der Mann hatte ihr von oben herab zugerufen, sie möge doch nach oben kommen, das wäre besser für sie.
    Also stieg Jessica die Treppe hoch und merkte, dass ihr Herz schneller klopfte.
    Mit ihren fünfundzwanzig Jahren gehörte sie zu den jungen Frauen, die noch studierten. Sie hatte sich für das Gebiet der Kunstgeschichte entschieden und hoffte, irgendwann einen Job in einem der Museen zu finden, wobei sie ihre Suche nicht unbedingt nur auf London oder andere größere Städte im Land beschränken wollte. Sie war auch bereit, ins Ausland zu gehen. Am liebsten wären ihr Spanien oder Frankreich gewesen, und sie war dabei, die Sprachen zu erlernen.
    Um Geld zu verdienen hatte sie sich als Aktmodell beworben. Das konnte sie riskieren, denn sie wusste, dass sie einen gut gewachsenen Körper hatte. Das hatte sich herumgesprochen, und so hatte Jessica schon zahlreichen Profimalern und auch Amateuren Modell gestanden. Dass sie zu einem Job ging, war also nichts Neues.
    Den Maler, den sie jetzt aufsuchte, kannte sie nicht. Den Namen hatte sie nie in ihrem Leben gehört. Er wohnte auch recht einsam auf dem Land. Über das Internet hatte sie ihn kennen gelernt, und es war zu einer Verabredung gekommen.
    Zwei Stunden sollte sie ihm Modell sitzen und dafür einhundert Pfund kassieren. Für Jessica war das viel Geld. Da lohnte sich sogar die Benzininvestition für den kleinen Polo, der sie zum Ziel gebracht hatte. Den Wagen hatte sie sich von einer Freundin geliehen. Sie selbst konnte sich keinen eigenen leisten.
    Die Treppe führte als kantige Serpentine in die Höhe. Es gab zwischendurch kleine Absätze, auf denen die Frau aber nicht stehen blieb. Sie setzte ihren Weg fort, und das starke Klopfen ihres Herzens nahm zu. Die Schläge dröhnten als Echos in ihrem Kopf. Auf halber Strecke verspürte sie ein bedrückendes Gefühl, das ihr fremd war. Zu ihren Jobs ging sie eigentlich immer recht locker.
    Sie schaute hoch, sah die Gestalt des Mannes aber nicht mehr, dafür allerdings das Dachgeschoss, das einem Künstler wie Brian Nykill zur Ehre gereichte, denn er hatte es sich als ein perfektes Atelier ausbauen lassen. Wer so arbeitete, der konnte nicht schlecht verdienen, denn auch die Grundstücke waren hier – zwischen London und Brighton – nicht eben preiswert.
    Trotz ihrer inneren Unruhe war Jessica Black auf
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