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1476 - Höllenbilder

1476 - Höllenbilder

Titel: 1476 - Höllenbilder
Autoren: Jason Dark
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Conollys, die es sich hätten leisten können, nahmen davon Abstand.
    Der Weg war so glatt asphaltiert wie eine frisch eingeweihte Autobahn. Rechts lag das Wohngebäude, ein Klotz aus viktorianischer Zeit, der bereits durch das Licht einiger in den Bäumen installierter Scheinwerfer angestrahlt wurde.
    Wir mussten weiter durch die parkähnliche Landschaft fahren, die einen Rasen zeigte, der mit einem perfekten Schnitt versehen war.
    Auf einigen Inseln im Grün streckten Blumen ihren Stängel und Köpfe aus dem Boden, und es gab auch Ecken unter den Bäumen, wo man Sitzgruppen aus Metall hingestellt hatte. Nur noch die Polster fehlten.
    Der glatte Weg endete dort, wo das Museum stand. Wer jetzt weiterging, musste über Kies schreiten.
    Bill stoppte, und wir stiegen aus. Der Bau hatte nicht nur ein Kuppeldach, es gehörte auch ein runder Grundriss dazu. Verzierungen oder Stuckarbeiten mit irgendwelchen Gebilden, die auf einen Musentempel hingewiesen hätten, waren nicht zu sehen. Ich sah eine glatte Fassade aus Stein, und in dieses Mauerwerk war eine Tür eingelassen worden, die aus Glas und Metall bestand.
    Sie stand offen. Jemand hatte sie festgekeilt.
    Bill nickte. »Das ist ja alles toll vorbereitet«, kommentierte er. »Typisch Bankier.«
    »Wenn du das sagst.«
    Er hob nur die Schultern und betrat als Erster den Rundbau. Es gab keinen Vorraum, man gelangte direkt in die Ausstellungsräume.
    An den Seiten sah ich zwei Türen. Sie waren nur zu erkennen, wenn man genau hinschaute, denn sie waren fast perfekt in die hellen Wände integriert.
    Der helle Marmorboden kam noch hinzu, auch die hohe Kuppeldecke. Man hatte jedoch nicht das Gefühl, sich in einer Kirche zu befinden, dafür war die Umgebung zu kalt. Ich konnte mir auch den Grund dieser Bauweise vorstellen. Nichts sollte von den Bildern ablenken, denn die Kunst war das eigentlich Wichtige.
    Man konnte im Kreis gehen. Entweder von links nach rechts oder von rechts nach links. Wir taten das nicht, sondern näherten uns der Mitte und blieben mitten im Licht stehen, das über unseren Köpfen von einem hellen Drahtnetz herabfiel. Es war mit unzähligen Lampen bestückt, deren Helligkeit das Museum ausfüllte.
    »Fehlt nur noch Wilson«, sagte ich.
    »Genau.«
    »Habt ihr eine Zeit vereinbart?«
    »Nein, nicht genau. Ich denke, dass einer seiner Sicherheitsleute ihm inzwischen Bescheid gesagt hat.«
    »Okay, dann wird er ja bald kommen. Warten wir eben und schauen uns schon mal die Bilder an.«
    »Ja, so kannst du noch was lernen, John.«
    »Klar. Vor allen Dingen von einem Bild, das seinem Besitzer Angst einjagt. Mich würde es wirklich mal interessieren, wo wir es finden können.«
    Schon beim Eintreten hatte ich mir einen Überblick verschaffen wollen, aber das war mir in der Kürze der Zeit nicht gelungen. Jetzt hatte ich mehr Zeit, auch wenn sich in meinem Innern ein ungutes Gefühl breit machte. Ob es mit der Abwesenheit des Bankiers zusammenhing, wusste ich nicht. Ungewöhnlich war es schon.
    Bild hing neben Bild. Allerdings nur in einer Reihe und in Augenhöhe. Ich stand zu weit weg, um die einzelnen Motive genau erkennen zu können, aber abstrakt waren sie alle. Manche sehr farbig, andere wiederum farblich zurückhaltend, und es gab auch Radierungen oder Bleistiftzeichnungen.
    Hier hatte wirklich jemand eine beeindruckende Sammlung an Werken junger Künstler zusammengetragen.
    Manche Bilder waren äußerst blass. Das heißt, der Betrachter hatte Mühe, überhaupt etwas zu erkennen. Er musste schon recht nahe an das Werk heran, um es eingehend betrachten zu können. Dann erhielt er auch Aufklärung und konnte lesen, dass sich der Maler seine eigenen Gedanken über den Nebel gemacht und diese auf der Leinwand verewigt hatte.
    Mein Fall war das nicht. Wenn ich mir ein Bild an die Wand hängte, wollte ich auch etwas sehen. Auch Bill Conolly, der die Reihen der Kunstwerke abging, schüttelte hin und wieder den Kopf.
    Das Kopf schütteln konnte allerdings auch einen anderen Grund haben. Möglicherweise wunderte er sich darüber, dass der Bankier noch nicht erschienen war. Obwohl wir verabredet waren, ließ sich Wilson Zeit.
    Und dann blieb ich mitten aus der Bewegung heraus stehen. Ich war so weit gegangen, dass ich nur noch wenige Schritte zu einer der beiden Türen zu gehen hatte. Genau darauf verzichtete ich nun, denn ich hatte etwas gesehen, was mich überraschte.
    Vor mir hing ein Bild!
    Oder war es nur ein Rahmen, in den eine leere Leinwand gespannt worden
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