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1468 - Tanz im Totenreich

1468 - Tanz im Totenreich

Titel: 1468 - Tanz im Totenreich
Autoren: Jason Dark
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Hals zerfetzen. Die Adern würden platzen, und das Blut würde sich überall verteilen. Es kam nichts anderes infrage. »Hier bin ich, Walcott!«
    ***
    Tom Abel hatte die Stimme seiner Schwester gehört, aber das konnte nicht sein!
    Er musste sie sich eingebildet haben! Sie war tot, und dass sie hier zu ihm sprach, war unmöglich. Sie lag im Grab und…
    Aber der Mörder Walcott ist auch tot!, zuckte es ihm durch den Kopf. Und er ist hier!
    Konnte es dann mit seiner Schwester nicht genau so sein?
    Ein zischendes Geräusch riss ihn aus seinen Gedanken. Walcott hatte es abgegeben. Aber es war kein Atemzug gewesen. Eher ein Laut der Erleichterung.
    So genau wollte Tom es nicht wissen. Er hielt den Atem an, und er öffnete wieder die Augen, die er kurz vor dem Erklingen der Stimme geschlossen hatte.
    Er sah noch immer das Gesicht Walcotts vor sich, weil sich der Killer nicht von der Stelle gerührt hatte. Er sah die großen Augen hinter den Gläsern der Brille, die ihm so leer vorkamen. Er sah auch das Zucken der Mundwinkel, bekam aber keinen Atemzug mit.
    »Hast du nicht gehört, Walcott? Hier bin ich…«
    Tom schrak zusammen. Wieder diese Stimme! Und sie glich der seiner verstorbenen Schwester auf den Ton genau. Sehen konnte er sie nicht, weil ihm Walcott die Sicht nahm. Nur nahm er den Klang diesmal anders auf. Er war jetzt davon überzeugt, dass es tatsächlich die Stimme seiner Schwester gewesen war. Sie hatte sich nicht verändert. Sie klang so, wie sie schon immer geklungen hatte.
    »Sehr gut, Marietta.«
    »Was willst du von mir?«
    Der Killer ging nicht darauf ein. »Du scheinst sehr an deinen Brüdern zu hängen. Schade für dich, dass einer der beiden schon tot ist. Du hättest früher erscheinen sollen…«
    Marietta ging nicht darauf ein. Erneut fragte sie: »Was willst du von mir?«
    »Deine endgültige Vernichtung. Es geht nicht an, dass du auf einer gewissen Stufe weiterlebst. Das will ich nicht, verdammt. Hast du das begriffen?«
    »Du überschätzt dich!«
    »Nein, ich bin gut. Sonst hätte mich die Hölle nicht wieder zurück auf diese Welt geschickt. Hier werden wir es austragen. Es ist für mich unerträglich zu wissen, dass es noch etwas von dir gibt, verdammt noch mal.«
    Tom hatte zugehört, alles verstanden, aber nichts begriffen. Die beiden unterhielten sich auf einer Ebene, die für ihn nicht zugänglich war.
    Was hier geschah, widersprach jeglicher Logik, aber was war in den letzten Minuten schon logisch gewesen?
    Eric Walcott war es leid, der anderen Person den Rücken zuzukehren. Und so drehte er sich langsam um, denn er wollte der Person von Angesicht zu Angesicht gegenüberstehen.
    Tom Abel bewegte sich nicht. Ein Schleier schien sich vor seine Augen gelegt zu haben. Er konnte sehen, aber er sah alles verschwommen. Trotzdem erkannte er undeutlich seine Schwester. Ihre Erscheinung erinnerte ihn mehr an eine helle Wolke, die zudem noch an den Rändern ausfaserte.
    Das war ihm nicht geheuer.
    Walcott hatte das Interesse an ihm verloren. Sein Ziel war erreicht.
    Für Tom stand fest, dass der Killer mit seiner Schwester das Gleiche vorhatte wie mit ihm.
    Aber konnte man jemanden töten, der schon tot war?
    Das war eine verrückte Frage, und er wusste keine Antwort darauf. Die Welt hatte sich auf den Kopf gestellt. Damit musste er zurechtkommen, was noch nicht möglich war, denn sein Denken lief nach wie vor in den normalen Bahnen ab.
    Allmählich klärte sich sein Blick. Er sah seine Schwester nicht mehr so verschwommen. Er sah ihre Umrisse sogar überdeutlich. Er nahm jetzt Einzelheiten in ihrem Gesicht wahr, und genau das versetzte ihm einen tiefen Schrecken. Marietta sah so aus, wie er sie als lebende Person gekannt hatte. Sie hatte auch nichts von einer Leiche mehr an sich. Für ihn sah sie aus wie eine normale junge Frau.
    Das schlug ihm auf den Magen. Nicht nur das, sein gesamter Körper wurde in Mitleidenschaft gezogen, und so konnte er nicht vermeiden, dass er anfing zu zittern. So stark, dass seine Zähne aufeinander schlugen, zudem verschwamm sein Blick wieder, sodass er seine Schwester abermals wie einen Geist vor sich sah.
    Er rieb sich die Augen. Noch immer konnte er nicht so recht an dieses Bild glauben, aber es blieb bestehen. Marietta trug das Tanzkleid, mit dem sie beerdigt worden war. Der breite Ausschnitt, der ausgestellte Rock, das leuchtende Weiß, da stimmte einfach alles.
    Und sie sah nicht wie eine Tote aus.
    Ihre Haut war nicht knochenbleich und eingefallen. Wenn er es
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