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1468 - Tanz im Totenreich

1468 - Tanz im Totenreich

Titel: 1468 - Tanz im Totenreich
Autoren: Jason Dark
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anderen wurden nur verletzt, und diese Tote bin eben ich gewesen, John.« Sie schaute mich wieder an, und ich glaubte dabei, in menschliche Augen zu blicken.
    Allmählich stieg bei mir die Erinnerung hoch. Ja, dieser Fall lag noch nicht lange zurück. Es war in diesem Jahr passiert. Da hatte es einen Irren gegeben, der die Tänzerinnen töten wollte. Die Kollegen hatten ihn stellen können. Er war erschossen worden, und zum Glück hatte es nur eine Tote gegeben, und deren Astralleib saß jetzt vor mir, was beinahe nicht zu glauben war.
    »Du hast Probleme, mir zu glauben, John – oder?«
    »Nun ja, ich überlege schon noch.«
    »Marietta Abel heiße ich mit vollem Namen. Kannst du dich wirklich nicht an den Fall erinnern?«
    »Doch, Marietta, doch. Du bist die einzige Tote gewesen.«
    »Ja«, sagte sie mit einer schon entwaffnenden Offenheit. »So ist es gewesen. Er hat mich erwischt und regelrecht zerstückelt. Aber davon siehst du nichts.«
    »Das stimmt«, murmelte ich. »Was geschah nach deinem Tod?«
    »Da öffnete sich mir das Jenseits, und ich kann dir sagen, dass es wunderbar ist. Man braucht als Verstorbener keine Angst zu haben, zumindest war das bei mir so. Ich habe mich im Jenseits stets wohl gefühlt. Es war wirklich herrlich.«
    »Aber du bist nicht dort geblieben.«
    »So ist es.«
    »Warum?«
    »Ich musste weg. Mir sind dort die Augen geöffnet worden, und ich begriff, dass man mir eine Aufgabe zugeteilt hat.«
    Ich saß wie festgebacken auf meinem Platz und fragte leise: »Wer hat dir diese Aufgabe gegeben?«
    Auf ihrem Gesicht sah ich einen Ausdruck von Traurigkeit. »Die Stimme und die Aufforderung waren plötzlich in mir, und ich bin ihnen gefolgt.«
    »Mit deinem Astralleib, wie ich sehe.«
    »Du glaubst es noch immer nicht?«
    »Es ist schwer.«
    Sie stand auf. »Dann wäre es wohl besser, wenn du dich davon überzeugst, John Sinclair.«
    »Und wie soll das gehen?«
    »Warte, ich komme zu dir.« Das war nicht so dahingesagt, sie hielt ihr Versprechen. Mit kleinen, grazilen Schritten überwand sie die uns trennende Distanz und stoppte neben der Couch.
    »Bitte, fass mich an.«
    Das wollte ich tun, wenn auch zögernd, denn mir waren gewisse Dinge nicht geheuer. Für einen Moment dachte ich an einen Test mit meinem Kreuz, aber den Gedanken verwarf ich schnell wieder.
    Marietta wartete neben der Couch und blickte dabei lächelnd auf mich herab. Ich sah zudem die Aufforderung in ihren Augen und ließ mich nicht mehr lange bitten. Ich streckte den Arm aus und legte die Finger dicht zusammen. Dann fasste ich Marietta an und musste feststellen, dass es für meine ausgestreckte Hand kein Hindernis gab, denn sie glitt durch ihren Körper hindurch. Ich spürte nur eine gewisse Kühle auf meiner Haut.
    Ja, es stimmte. Marietta bestand aus einem feinstofflichen Körper, obwohl sie bei ihrem Auftreten nicht so wirkte. Denn da sah sie überhaupt nicht durchscheinend aus, sondern wirkte beinahe schon wie ein Mensch aus Fleisch und Blut.
    Wenn ich ehrlich war, dann musste ich zugeben, dass mir diese Person ein Rätsel war.
    Ich genoss die Kühle auch in den folgenden Sekunden. Sie hatte nichts Feuchtes an sich. Man konnte sie mit dem Dampf von Trockeneis vergleichen.
    So langsam, wie ich meine Hand in den Körper hineingesteckt hatte, so bedächtig zog ich sie auch wieder zurück. Dabei ließ ich sie nicht aus dem Blick. Eine Öffnung im Leib hatte ich nicht geschaffen, demnach gab es auch nichts, was sich hätte schließen können.
    »Nun?« Mehr als dieses eine Wort sagte Marietta nicht.
    Ich betastete meine Hand, die sich keinesfalls kalt oder verändert anfühlte.
    »Ja, es stimmt. Du bist ein Astralleib.«
    »Danke.« Sie lächelte fröhlich.
    »Obwohl ich andere Leiber kenne, auf die der gleiche Ausdruck zutrifft.«
    Marietta trat zurück. Sie schien durch meine Antwort leicht verwirrt. »Was meinst du damit? Willst du mich infrage stellen?«
    »Auf keinen Fall. Du bist ein Phänomen, Marietta. Ich spreche nur von deinem Leib. Er ist eben nicht so wie diejenigen, die ich kenne.«
    »Was stört dich?«
    »Du bist mit deinem Körper so anders. Ich würde sagen, dass ich ihn als kompakter als andere Astralleiber erlebt habe.«
    »Wie waren denn die anderen?« flüsterte sie.
    »Durchscheinender. Genau das fehlt dir. Wer dich sieht, wird dich kaum als Wesen akzeptieren, das nur aus einem Astralleib besteht. Genau in diese Richtung denke ich.«
    Marietta nickte, als hätte sie verstanden, was ich meinte. Dann
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