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1465 - Der Blutschwarm

1465 - Der Blutschwarm

Titel: 1465 - Der Blutschwarm
Autoren: Jason Dark
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Mehrere Fledermäuse hatten gerochen, wo es frisches Blut zu trinken gab, und drängten nach…
    ***
    Reverend Ian Preston hatte sich viel vorstellen können, nicht aber das, was ihm da so brutal ins Gesicht gesagt worden war. Er war so überrascht, dass ihm die Antwort im Hals stecken blieb, und das passierte ihm wahrlich selten.
    »He, was ist, Pfaffe?« höhnte Joel Dancer.
    Die Frage riss den Reverend aus seiner Erstarrung, und er flüsterte: » Was wollen Sie?«
    »Deine Kirche.«
    »Das ist doch…« Preston schüttelte den Kopf, weil er nichts mehr sagen konnte.
    »Was ist doch?«
    »Wahnsinn!«
    »Warum?«
    »Weil es einfach nicht geht, verstehen Sie? Eine Kirche ist eine Kirche. Da werden Messen gefeiert und nicht…«
    »Halt dein Maul, Pfaffe!« befahl Dancer. »Du kennst die Realitäten nicht. Hier in deinem Kaff weißt du nichts von der Welt. Was meinst du, wie viele Gemeinden schon pleite gegangen sind. Die Kirchen werden immer leerer, und ihre Hüter müssen sich deshalb etwas einfallen lassen. Sie vermieten sie für irgendwelche Events und…«
    »Events?« krächzte der Geistliche. »Was – was – wollen Sie denn damit sagen?«
    »Ganz einfach. Hast du noch nie von einem Rockkonzert in der Kirche gehört?«
    »Nein!«
    »Das gibt es aber.« Dancer grinste feist.
    »So etwas ist Blasphemie«, hielt der Geistliche dagegen. Er war innerlich erschüttert, sich so etwas überhaupt anhören zu müssen.
    Joel Dancer beugte seinen Kopf nach vorn.
    »Ich will dir mal was sagen, Pfaffe. Es ist mir scheißegal, wie man das nennt. Für mich zählen nur die Tatsachen. Und Tatsache ist, dass ich deine Kirche für meine Freunde übernehmen werde. Wir haben uns lange genug versteckt gehalten, doch jetzt ist die Zeit reif. Hier haben sie einen wunderbaren Platz, und ich bin ab heute hier der Chef.«
    »Das bin noch immer ich!« zischte Preston.
    Dancer legte den Kopf schief. »Glaubst du das wirklich, mein Freund? Glaubst du daran?«
    »Ja, ich…«
    »Vergiss es!« schrie Dancer. »Vergiss es ganz schnell. Hier laufen die Dinge jetzt anders. Und ich muss dir nicht erst sagen, wie meinen Freunden dein Blut schmecken wird. Ich habe das noch offene Grab auf dem Friedhof gesehen und denke, dass dort noch Platz für einen zweiten Typen ist. Deine Leiche verschwindet auf Nimmerwiedersehen, Pfaffe!«
    Ian Preston schwieg. Er hätte auch nicht gewusst, was er hätte sagen sollen. Ein dicker Kloß verschloss seine Kehle.
    Die Kirche, sonst eine Heimat für ihn, war zu einer großen Gruft geworden.
    »Jetzt kommt die Angst, wie?« Der Hohn in Dancers Frage war nicht zu überhören.
    Ian Preston wusste ja, dass Dancer nicht falsch lag. Aber er wollte darauf keine Antwort geben. Seine Kirche war für ihn stets sein Zuhause gewesen, und er wollte, dass dieses Gefühl blieb. Es sollte ihn nicht verlassen, und sich vorzustellen, dass diese Kirche einem anderen geweiht wurde als dem Allmächtigen, das sorgte bei ihm für einen inneren Aufruhr, der zu einer Rötung des Gesichts führte.
    »He, hat es dir die Sprache verschlagen?« So sprach ein Gewinner, und so benahm sich Joel Dancer auch, denn der hockte auf der Altarplatte und schlenkerte mit den Beinen, wobei seine Füße den Boden nicht mal streiften.
    »Gehen Sie, Dancer! Verlassen Sie meine Kirche! Und nehmen Sie Ihre verdammte Brut mit!«
    »He, was sind das für Worte, Pfaffe! Du willst mir doch keinen Ärger bereiten? Diese Brut sind meine Kinder. Ich habe sie aufgezogen, nachdem ich sie fand.«
    »Fand?«
    »Ja.«
    Das eigene Schicksal hatte der Reverend vergessen. Er blieb beim Thema und flüsterte: »Wo haben Sie Ihre Kinder denn gefunden?«
    Das Wort Kinder hatte er fast bösartig ausgesprochen.
    »In meinem Revier.«
    »Im Wald also.«
    »So ist es.«
    »Und wieso? Warum? Was sind das für Wesen? So große Fledermäuse gibt es nicht mal in den südamerikanischen Urwäldern, verflucht noch mal. Und auch von irgendwelchen Mutationen habe ich noch nichts gehört. Aber sie müssen irgendwo herkommen.«
    »Das kommen sie auch. Da war ein Nest. Es lag in der Erde, und ich erinnere dich an die zahlreichen Stürme, die es in der letzten Zeit gegeben hat. Da sind uralte Bäume umgeknickt wie Zündhölzer. Einer dieser gewaltigen Bäume hat sich quer gelegt. Sein Wurzelwerk drang aus dem Erdboden hervor, und ich habe dort das Nest gefunden. Versteckt in einer tief liegenden Höhle. Dort haben sie über einen langen Zeitraum gelegen und gedarbt. Sie sind hungrig gewesen. Sie
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