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1463 - Geburt eines Cantaro

Titel: 1463 - Geburt eines Cantaro
Autoren: Unbekannt
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dieser Situationen gibt es wiederum eine Anzahl feststehender Lösungen. Lerne deine Lektionen, Yttalar, dann bist du gut beraten. Jeder General, der nach eigenen Wegen sucht, ist ein schlechter General."
    Als Yttalar herausfand, daß Guulmar weit mehr Verständnis für seinen Wissensdurst hatte, wandte er sich von da an nur noch an diesen. Und er hatte von diesem Schulungsleiter bisher auch noch jedesmal einen Passierschein bekommen.
    Yttalars Ausflüge in die Natur dienten vor allem der Beobachtung der Tierwelt. Er wollte sehen, wie sich das winzige Insekt gegen das stärkere Reptil schützte, und er wollte die Taktik der geduldigen Schlange kennenlernen, mit der sie ihre Opfer beschlich.
    Er hatte beobachtet, daß die großen Raubtiere, die Herren des Dschungels alles andere als blutrünstige Bestien waren, die blindlings ihre Beute schlagen konnten. Ihre vermeintliche Stärke war von der Natur dadurch ausgemerzt worden, daß sie den Schwächeren schnellere Beine verlieh oder ihnen einen besseren Geruchssinn gab, der sie vor den starken rechtzeitig warnte. Und so mußten auch die Herren des Dschungels Listen und Tücken entwickeln, um zu ihrer Beute zu gelangen. Mit ihrer Kraft allein hätten auch die Starken ihre Vormachtstellung nicht behaupten können. Denn die Beute fiel ihnen keineswegs einfach in den Rachen.
    Yttalar war überzeugt, daß er seinen ersten großen Sieg bei einem strategischen Spiel gegen Shoudar den Erkenntnissen verdankte, die er durch die Beobachtung der Tierwelt gewonnen hatte.
    Es ging dabei um die Simulation einer Raumschlacht. Yttalar hatte den „Feind" gezogen, der immer der Schwächere war. „Feind" war das Synonym für die terroristischen Widder, deren Namen man aber im theoretischen Unterricht nicht nannte. Shoudar hatte gegen Yttalars drei antike Kugelraumer sieben cantarische Vollkampfschiffe aufzubieten. Neben der überlegenen Kampfkraft hatte Shoudar auch noch den Vorteil, die Zielkoordinaten von Yttalars Raumschiffen zu kennen.
    Natürlich dachte Shoudar, mit so einem unterlegenen Gegner leichtes Spiel zu haben. Darum legte er auf Taktik keinen großen Wert, sondern stürzte sich mit voller Kraft auf den Gegner, als dieser die Zielkoordinaten erreicht hatte.
    Yttalar erinnerte sich in dieser Situation an die Taktik des „Totstellens", die er bei manchen Tieren des Dschungels beobachtet hatte, und er überlegte sich, wie er sie auf seine Situation übertragen konnte.
    Und das lief dann so ab: Er ließ es zu, daß Shoudar mit aller Feuerkraft über seine fast wehrlosen Schiffe herfiel, und leistete halbherzige Gegenwehr. Zu einem genau kalkulierten Zeitpunkt stellte er das Feuer jedoch ein und ließ seine Schutzschirme zusammenbrechen.
    Shoudar war so siegesgewiß, daß er auf alle weiteren Vorsichtsmaßnahmen verzichtete und zum Entern der Feindschiffe überging. Yttalar stellte sich so lange tot, bis er Shoudar am verwundbarsten wußte. Dann ging er zum Gegenangriff über. Es gelang ihm, drei von Shoudars als unzerstörbar geltenden Schiffen zu zerstören, bevor Shoudar seinen Widerstand brach.
    Doch an Yttalars Erfolg war dadurch nicht mehr zu rütteln, denn Shoudars Auftrag hatte gelautet, die Schiffe manövrierunfähig zu schießen und zumindest einen Teil der feindlichen Besatzung gefangenzunehmen. Eigene Verluste waren für Shoudar je doch nicht einkalkuliert. Seine Niederlage wurde damit vollkommen, daß ihm kein einziger Feind in die Hände fiel.
    Yttalar mußte jedoch zugeben, daß Shoudar die Niederlage wie ein wahrer General genommen hatte: Er hatte symbolisch Selbstanklage erhoben und sich dem Tribunal des Supremkommandos ausgeliefert.
    Inzwischen hatten sie Dutzende solcher Simulationen hinter sich, und es stand in etwa unentschieden, mit leichten Vorteilen für Yttalar; Shoudar hatte aus seinen Fehlern gelernt. Aber gewiß wäre er nie auf den Gedanken gekommen, daß er letztlich ebenfalls Nutznießer von Yttalars Beobachtungen des tierischen Instinktverhaltens geworden war.
    Da Generale jedoch nicht nur durch Simulation ausgebildet werden konnten, standen für die beiden ältesten Generalfähnriche auch praktische Einsätze auf dem Lehrplan. Und in der Praxis konnte wiederum Shoudar mehr Gutpunkte für sich verbuchen.
    Das klang, als würde ein Konkurrenzkampf unter den Generalfähnrichen gefördert, und dieser Eindruck wurde der Wahrheit vollauf gerecht. Je erfolgreicher ein Cantaro war, desto länger lief sein cynaui - wie es der Oberste Schulungsleiter, der
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