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1462 - Angriff der Knöchernen

1462 - Angriff der Knöchernen

Titel: 1462 - Angriff der Knöchernen
Autoren: Jason Dark
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Hintergrund lauerte wie ein unheimlicher Todesbote das große Skelett.
    Es war der Herrscher. Der Wächter. Der Abholer. Es war tatsächlich in der Lage, den Kontakt mit den Toten herzustellen.
    Wer hierher kam, der bekam den Kontakt zum Jenseits. Und zwar intensiver als ihm lieb sein konnte.
    Bill hatte keine Chance. Er versuchte es. Er wollte seine Beine aus dem Tisch hervorziehen, doch die lackierte Platte ließ ihn nicht mehr los.
    Er glitt tiefer. Es war nicht mal ein Ziehen zu spüren. Er fühlte seine Beine nicht mal umklammert, er spürte nur keinen Grund unter den Füßen. Hätte er im Sumpf gesteckt, hätte er sich Gedanken darüber gemacht, zu ersticken, wenn der Schlamm seinen Mund erreichte. Das war hier nicht der Fall. Er kämpfte einzig und allein mit seiner Hilflosigkeit, denn gegen die Kraft, die ihn in den Tisch zerrte, konnte er nicht das Geringste ausrichten.
    Er sackte weiter. Es war wie ein Schweben, und es geschah auch nicht in Intervallen. Er glitt stetig hinein in die andere Welt.
    Keiner half ihm oder Erskine.
    Mona starrte ihn an. Sie war nicht mal in der Lage, ihren Mund zu schließen. Bill sah ihr kreidebleiches Gesicht.
    Als er den Blick zur anderen Seite drehte, sah er Sir Walter.
    Der Mann hatte seine Haltung nicht verändert. Von ihm war auch keine Hilfe zu erwarten.
    Das aus dem Tisch gestiegene Skelett stand ebenfalls noch auf dem Tisch. Ob es auch in die Tiefe sackte, war für Bill nicht zu erkennen, denn Erskine nahm ihm die Sicht. Er stand vor ihm und krallte sich an ihm fest. Sein Gesicht war eine einzige Maske der Angst. Er sprach immer schneller mit flüsternder Stimme. Er schüttelte den Kopf, er wollte seine Beine anheben und sich aus dem Sumpf befreien.
    Das war nicht möglich. Die andere Seite war stärker.
    Bill spürte auch weiterhin nichts. Es gab keinen Druck, kein Zerren. Und doch sackte er immer tiefer. Er war ein Opfer der anderen Welt, die selbst bestimmte, wen sie sich holte und wen sie wieder freigab.
    Es mochte ja für manche Menschen eine faszinierende Vorstellung sein, in die Welt der Toten zu gleiten, doch Bill Conolly gehörte trotz allem, was er in all den Jahren erlebt hatte, nicht dazu.
    »Tu was!« keuchte Erskine. »Verdammt, du musst was tun! Du bist – ich meine…«
    »Halt deinen Mund!«
    »Willst du sterben?« brüllte Erskine.
    »Noch leben wir.«
    »Aber im Jenseits gibt es nur die Toten, verflucht!«
    »Richtig, mein Freund. Und du hast doch vorgehabt, mit ihnen in Kontakt zu treten oder?«
    »Ja, aber…«
    »Jetzt wirst du ihn bekommen.«
    Bill Conolly war in diesen Augenblicken zu einem Fatalisten geworden. Er wusste genau, dass er sich nicht wehren konnte gegen das, was hier passierte. Dazu war er als Mensch zu schwach. Es gab dieses Tor zum Jenseits nun mal, aber schließen konnte er es nicht.
    Das Gesicht des Mannes vor ihm blieb eine Maske der Angst. Erskine riss noch mal seinen Mund auf. Er würde um Hilfe schreien, das stand für Bill fest, aber die Schreie waren nicht mal im Ansatz zu hören, denn die andere Seite war schneller.
    Bill hatte nicht darauf geachtet, dass er in den letzten Sekunden tiefer gesunken war. Jetzt ging alles sehr schnell. Zwischen ihm und Erskine wehten dunkle Schatten wie Rauch hin und her. Er merkte, dass auch über ihm etwas passierte. Bill legte seinen Kopf in den Nacken und verdrehte die Augen. Er sah die Decke nicht mehr. Dafür füllte die Gestalt des Skeletts sein Blickfeld aus.
    Er holte tief Atem.
    Das gelang ihm auch, doch in seine Lungen strömte eine ungewöhnlich kühle Luft. Sie schmeckte, als wäre sie mit dem Rauch gefüllt, der ihm noch vor kurzem aufgefallen war.
    Bill hatte alle Gedanken, die sich um seine Person drehten, verdrängt. Es gab für ihn nur noch das Neue, das Andere, und er wusste mit Bestimmtheit, dass er die alte Welt verlassen hatte und nun in einer Sphäre schwebte, die ihm unbekannt war. Er glitt weiter, er sah auch Erskine in seiner Nähe, aber der Mann krallte sich nicht mehr an ihm fest.
    Beide schwebten. Bill nahm diesen Zustand sehr genau wahr. Sein Denken war nicht beeinträchtigt worden. Er hatte seine Menschlichkeit behalten, und plötzlich gelang es ihm auch wieder, seine Beine zu bewegen. Er schaffte es, zu gehen. Er setzte einen Fuß vor den anderen wie ein normaler Mensch. Aber eines fiel ihm besonders auf und sorgte für ein scharfes Erschrecken.
    Seine Füße fanden keinen Halt. Er wandelte in der Luft und hätte sich nach menschlichem Ermessen gar nicht
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