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1461 - Katakomben des Wahnsinns

1461 - Katakomben des Wahnsinns

Titel: 1461 - Katakomben des Wahnsinns
Autoren: Jason Dark
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es hier ist.«
    »Das glaube ich Ihnen, Reuter.«
    Er saugte wieder an seinem Glimmstängel und schaute mich dabei aus spaltbreiten Augen an. »Da tut man verdammt viel, um die Zeit zu verkürzen, sage ich Ihnen.«
    »Also deshalb sitze ich hier.« Ich schaute ihn nicht gerade freundlich an.
    »Kann schon sein.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Wenn Sie daran denken sollten, dass ich Ihnen helfen kann, früher aus dem Knast zu kommen, dann unterliegen Sie einem Irrtum. Ich bin kein Richter. Ich bin auch kein Politiker, der über eine Amnestie entscheiden kann. Ich bin nur ein Beamter von Scotland Yard.«
    »Und ein Geisterjäger.«
    »Jaa…«, dehnte ich. »So nennt man mich. Aber das ist nur ein Spitzname, mehr nicht.«
    »Sie untertreiben. Würde man Sie nicht so nennen, würden Sie nicht hier vor mir sitzen.«
    »Vielleicht. Aber weiter. Was wollen Sie?«
    Er drückte seinen Glimmstängel in dem Mini-Ascher aus. »Ich will mit Ihnen ein Geschäft machen, das habe ich Conolly bereits erzählt. Ich gebe Ihnen einen Hinweis, und Sie werden etwas für mich tun. Ist das in Ihrem Sinne?«
    »Was soll ich für Sie tun?«
    »Ein gutes Wort einlegen, damit die Zeit im Knast für mich verkürzt wird. Mit einem Richter reden, zum Beispiel. Sie können ihn auch daran erinnern, dass ich es nicht gewesen bin, der geschossen hat. Das war mein Kumpan.«
    »Ich glaube, Sie überschätzen meine Möglichkeiten. Ich kann mich nicht in die Angelegenheiten der Justiz einmischen.« Nach dieser Antwort hatte ich Protest erwartet, der allerdings nicht erfolgte, denn Reuter zeigte sogar Verständnis.
    »Klar, es ist eine haarige Sache. Aber ich habe Ihnen auch etwas zu bieten, und wenn man das gegeneinander aufwiegt, dann ist meine Sache, die ich weiß, viel wichtiger als ein Jahr mehr oder weniger, das ich hier im Knast verbringe. Glauben Sie mir, Sinclair.«
    »Bravo. Aber sagen kann man viel.«
    »Sie glauben mir nicht.«
    »So ist es.«
    »Nur komisch, dass mir Ihr Freund Conolly geglaubt hat. Sonst sä ßen Sie ja nicht hier.«
    »Vielleicht haben Sie ihm mehr gesagt als mir.«
    »Ja, da ist der Begriff Zombie gefallen.«
    »Eben.«
    »Mehr sagen Sie nicht?«
    »Ich warte, dass Sie…«
    Er öffnete den Mund und lachte laut. »Ohne Gegenleistung läuft da nichts.«
    Bereits seit einigen Minuten dachte ich darüber nach, wie ernst es dieser Mensch meinte. Wollte er mich nur hinhalten, mich auf die Probe stellen? Oder hatte er tatsächlich eine Information anzubieten, die mich interessieren konnte?
    Ich gab mir gegenüber zu, dass meine Neugierde schon geweckt worden war. Auf der Haut spürte ich ein leichtes Kribbeln. Es entstand immer dann, wenn gewisse Dinge ins Rollen kamen, sich nahe an der Wahrheit bewegten und ich so das Gefühl hatte, dass etwas auf mich zukam, das durchaus real war. Den Begriff Zombie nahm man nicht so einfach in den Mund. Da musste es schon einen Grund geben.
    »Erzählen Sie, Mr. Reuter.«
    »Wie weit kommen Sie mir entgegen?«
    »Das kann ich Ihnen nicht sagen. Sollte aber durch Ihre Aussage ein Fall gelöst werden, dann werde ich einen Versuch starten und mit den zuständigen Personen sprechen. Ist das ein Kompromiss, auf den Sie sich einlassen können?«
    Er grinste. »Sie sind nervös geworden, wie?«
    »Nein.«
    »Aber neugierig.«
    »Das allerdings.«
    Er räusperte sich. »Sie werden sehen, dass Sie anders denken, wenn ich Ihnen etwas erzähle. Ganz sicher bekommen Sie große Augen, und ich denke, dass Sie auch losziehen werden.«
    »Um was geht es konkret?«
    »Lebende Leichen.«
    »Zombies?«
    »Um düstere Katakomben.«
    »Aha. Halten sich die Zombies dort auf?«
    Er gab mir keine Antwort. »Kennen Sie eigentlich den Bleichen?«
    »Nein, nie gesehen, nie gehört.«
    »Er hütet die Toten. Er wacht über deren Körper, und deren Asche. Er fühlt sich dort zu Hause, wo der Tod ganz nahe ist. Auf Friedhöfen oder in Krematorien. Es gibt Menschen, die ihn für einen Gesandten der Hölle halten. Ob das zutrifft, weiß ich nicht, aber man kann schon davon ausgehen.«
    »Sie kennen ihn?«
    »Ja.«
    »Und wo haben Sie ihn gesehen?«
    »Immer dort, wo der Tod nahe ist. Der Bleiche liebt den Geruch des Todes. Manche Menschen behaupten, dass jemand, der ihn gesehen hat, sehr bald stirbt. Und ich denke, dass Sie sich dafür interessieren sollten.«
    »Das ist mir zu viel auf einmal, wenn ich ehrlich sein soll. Erst sind es Zombies, dann sprechen Sie von einer Asche, plötzlich taucht der Bleiche auf, und wenn ich
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