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1460 - Lockruf des Trolls

1460 - Lockruf des Trolls

Titel: 1460 - Lockruf des Trolls
Autoren: Jason Dark
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Geisterjäger.«
    »Oder ein Mensch.«
    »Das kannst du dir aussuchen.«
    Ich dachte darüber nicht weiter nach. Esgair konnte nicht mehr weit entfernt sein. An der rechten Seite wurden wir jetzt von einem breiten Bach begleitet, dessen Bett noch gut gefüllt war, was an der Schneeschmelze lag, die hier in der Gegend und in den höheren Lagen erst seit Kurzem vorbei war.
    Und plötzlich erreichten wir die Abzweigung. Ich wäre beinahe an ihr vorbeigefahren, weil dichtes Buschwerk den Rand unserer Straße begrenzte. Im letzten Augenblick sah ich sie, riss das Lenkrad herum, und der Jeep schleuderte in den neuen Weg hinein.
    Eine Strecke, die schmaler war und wo der Asphalt durch die Kräfte der Natur noch mehr aufgerissen worden war. Durch hoch gewachsene Bäume war uns der Blick auf den Ort versperrt. Beim Näherkommen allerdings sahen wir die flachen Bauten, die sich in die Landschaft duckten. Wer hier lebte, der hatte es nicht weit bis zum Ende der Welt.
    Uns fielen einige tiefer stehende Trauerweiden auf. Ihre Wurzeln gruben sich fast in das Bachbett hinein, das wir auf einer schmalen steinernen Brücke überquerten.
    Ihre beiden Mauern rechts und links zeigten eine grüne Patina, aus den Ritzen wuchs Unkraut, und als wir die kleine Brücke hinter uns gelassen hatten, bekam ich plötzlich große Augen, denn wir sahen den ersten Menschen.
    Eine Frau, die ihr Fahrrad am Straßenrand abgestellt hatte, bewegte sich gebückt über eine Wiese, um nach irgendwelchen Kräutern zu suchen.
    Ich hielt an.
    »Bleib du im Wagen«, sagte ich zu Justine. »Ich möchte gern allein mit der Frau sprechen.«
    »Wie du willst.«
    Ich war bereits gesehen worden. Die Frau richtete sich auf. Sie trug eine Hose und einen langen Pullover, der ihr beinahe bis zu den Knien reichte. Von einer Frisur konnte man bei ihrem angegrauten Haar nicht sprechen. In der rechten Hand hielt sie ein Messer, mit dem sie einige Kräuter abgeschnitten hatte. Einige davon hatte sie in den neben sich stehenden Korb gelegt.
    Hier war man Fremden gegenüber zurückhaltend, und deshalb lächelte ich ihr zu. Ich grüßte freundlich, und sie grüßte etwas misstrauisch zurück.
    »Vielleicht können Sie mir helfen, denn ich suche einen Freund, der hier in der Nähe sein soll.«
    »Wo denn? Im Ort?«
    »Nein, er ist kein Einheimischer, obwohl er sich oft hier in der Gegend aufhält. Er lebt in einem Wohnmobil und…«
    Sie unterbrach mich. »Sie meinen Al, den Bullen?«
    »Ja. Er war Polizist vor seiner Pensionierung.«
    »Er heißt bei uns nur der Bulle.«
    »Und lebt, wie ich hörte, auf einem Campground?«
    »Ja, auf dem alten Platz.«
    »Können Sie mir den Weg beschreiben? Das wäre sehr nett.«
    »Kann ich. Aber was wollen Sie denn von ihm?«
    Neugierig war sie auch noch.
    »Ach, wissen Sie, wir sind alte Kollegen. Al hat mich oft bedrängt, dass ich ihn besuchen sollte, wenn ich mal in die Gegend komme.«
    »Ach so.«
    Sie schien beruhigt zu sein und zeigte sich kooperativ. Mit dürren Worten beschrieb sie den Weg, den wir zu fahren hatten. Es war recht einfach. Wir mussten nicht erst in den Ort hineinfahren, konnten ihn passieren und würden schon das alte Schild sehen, das auf den Campground hinwies.
    »Danke sehr.«
    Die Frau nickte nur. Das Misstrauen war nicht aus ihren Blicken verschwunden. Hier war wohl jeder Mensch suspekt, der nicht zur einheimischen Bevölkerung gehörte.
    »Na, Erfolg gehabt?« fragte Justine.
    »Ja.«
    »Dann ist es ja gut.« Sie warf der Frau einen scharfen Blick zu, der mir nicht verborgen blieb, sodass ich flüsterte: »Denk nicht mal daran, Justine.«
    »Ach, meinst du?«
    Ich schwieg, denn auf dieser Ebene wollte ich das Gespräch nicht fortsetzen. Justine versuchte immer wieder, mich aus der Reserve zu locken. Partner waren wir wirklich nicht, obwohl sie mich hin und wieder mit diesem Begriff bedachte.
    Die Frau auf der Wiese hatte nicht gelogen. Der Platz war leicht zu finden. Nur mussten wir die normale Straße verlassen und über eine Wiese rollen. Vor uns hatten schon andere Fahrzeuge diesen Weg genommen, was an den platt gefahrenen Pflanzen zu erkennen war.
    Ich lenkte den Jeep nach links auf einen freien Platz. Der Campground lag zwar nicht mitten im Wald, aber an den Rändern schützte ihn schon hohes Buschwerk oder Unterholz.
    Das Wohnmobil war nicht zu übersehen. Wie ein schmutziggelber Kasten stand es auf der Wiese. Wir schauten auf ein Rückfenster und rollten schaukelnd darauf zu.
    Ich stoppte.
    Als ich den
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