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1458 - Die Mordkapelle

1458 - Die Mordkapelle

Titel: 1458 - Die Mordkapelle
Autoren: Jason Dark
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erwartet, aber die Theorie sah immer anders aus als die Praxis, und das musste er hier erleben.
    »Geschockt?«
    Ryan hob die Schultern.
    »Mir blieb nichts anderes übrig«, sagte Vanessa. »Er war dabei, als man mich tötete. Und ihr ebenfalls.«
    »Aber du bist doch nicht tot!«, widersprach Ryan und stampfte mit dem Fuß auf. Er wollte nicht nachdenken, sondern nur reden.
    Das Sprechen verhinderte vorerst gewalttätige Aktionen.
    »Ach, wer sagt das?« Sie lachte leicht blechern. »Habt ihr mich nicht hier in der Kapelle und auf diesem Altar umgebracht? Ist das nicht so gewesen, Ryan?«
    »Ja…« Er schüttelte den Kopf. »Nein, so ist das nicht gewesen, verflucht. Wenn du tot wärst, könntest du hier nicht sitzen, verflucht noch mal.«
    »Tot ist nicht gleich tot«, erklärte sie. »Es gibt schon Unterschiede, das kann ich dir versprechen. Ich habe sie selbst erlebt, als ich über den Friedhof fuhr. Da wurde mir klar, dass man als Toter Kontakt zu anderen Toten aufnehmen kann. Ich habe es getan, und es war für mich wunderbar. Für euch Lebende ist das nicht so, aber ich verspreche dir, dass es sich bald ändern wird.«
    Ryan Hurst hatte verstanden. »Du willst auch uns umbringen, schätze ich mal.«
    »So habe ich es vorgesehen.«
    Ryan sagte nichts. Er schwitzte nur. Noch einmal lief vor seinem geistigen Auge ab, was in dieser Kapelle geschehen war. Vanessa war tot gewesen, daran gab es nichts zu rütteln, aber wie war es möglich, dass sie jetzt vor ihnen saß und mit ihnen redete wie eine normale Frau?
    »Du willst es wissen, nicht?«
    »Ja«, keuchte er.
    Sie legte den Kopf zurück und lachte. »Das ist gar nicht so schwer«, erklärte Vanessa. »Man wollte mich nicht. Das Tor zum Jenseits war noch geschlossen. Ich habe erst eine Aufgabe zu erledigen, dann lässt man mich hinein. Es gibt da einen Geist, der über mich wacht. Manche sagen Schutzengel dazu, ich nenne ihn Totenengel. Und erst wenn er zufrieden ist, wird sich das Tor für mich öffnen. So aber gehöre ich weder zu den Lebenden noch zu den Toten. Ich hänge dazwischen, obwohl ich mit dem Totenreich bereits eng verbunden bin.«
    Ryan Hurst war geschockt. Durch seinen Kopf wirbelten Gedanken und Vermutungen. Auch wenn er sich noch so stark bemühte, er kam gedanklich nicht vom Fleck, und so blieb für ihn und auch seinen Freund Tom nur eine Lösung.
    Sie mussten die Person auf dem Altar noch mal töten!
    Ryan wich etwas zurück. Er hörte hinter sich seinen Freund heftig atmen. Manchmal war das Luftholen auch mit einem Stöhnen verbunden.
    Ryan suchte Toms Blick.
    »Hast du alles gehört?«
    »Klar, habe ich.«
    »Dann weißt du auch, dass es nur eine Lösung gibt!«
    »Welche denn?«
    Ryan ärgerte sich darüber, dass sein Freund in eine falsche Richtung gedacht hatte. Oder überhaupt nicht. Er schob sich so nahe wie möglich an Tom heran.
    »Wir müssen sie noch mal killen!«
    Burwell zuckte zusammen. An diese Möglichkeit hatte er in diesem Moment wirklich nicht gedacht. Die Haut in seinem Nacken spannte sich. Für einen Moment hatte er den Eindruck, keine Luft mehr zu bekommen, und er war auch nicht in der Lage, eine Antwort zu geben.
    Als Vanessa lachte, drehte sich Ryan Hurst wieder zu ihr um. Er hörte dabei ihre Frage.
    »Na, hast du ihm erklärt, dass ihr mich noch mal umbringen müsst?«
    »Wie kommst du darauf?«
    »Es liegt auf der Hand. Ich denke nicht, dass ihr noch eine andere Wahl habt.«
    Ryan grinste verunsichert. Sie wusste also Bescheid. Anders wäre es ihm lieber gewesen. So aber musste er durch den Tunnel gehen, und er nickte.
    »Ich bin gespannt.«
    Ryan ballte die rechte Hand mit dem Schlagring noch härter. Dabei flüsterte er: »Ich auch, Vanessa!«
    Und dann schlug er zu!
    ***
    Ryan hatte ansatzlos geschlagen. Trotzdem war es ein verdammt kraftvoller Hieb. Auf ihr Gesicht hatte er nicht gezielt. Ihr Körper bot mehr Fläche, und es wurde wirklich ein Volltreffer, denn die Wucht des Schlags trieb Vanessa über die Altarplatte hinweg, hinter der tiefer Schatten lag.
    Beide hörten den Aufprall ihres Körpers, der mehr einem Klatschen glich. Vanessa lag auf dem Boden und bewegte sich nicht mehr, jedenfalls war von ihr nichts mehr zu hören.
    »Das musste sein!« Ryan fühlte sich etwas erleichtert.
    »Und jetzt?«
    »Werden wir es zu Ende bringen.«
    »Gut.«
    Ryan schaute auf die Klinge, die zu Toms Messer gehörte. »Du wirst zustechen, und ich werde es auch tun. Und zwar in den Hals, verstehst du? Immer in den
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