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1451 - Das Erbe des Grauens

1451 - Das Erbe des Grauens

Titel: 1451 - Das Erbe des Grauens
Autoren: Jason Dark
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gewisse Furchen. Die Lippen lagen aufeinander, und Johnny wollte ihn soeben etwas fragen, da fiel ihm der Ausdruck in Petes Augen auf.
    Pete schaute ihn an und zugleich an ihm vorbei. Er hatte etwas Bestimmtes ins Visier genommen.
    »Ist was?«, fragte Pete.
    »Ja, verdammt.«
    »Und was?«
    »Dreh dich mal um. Da steht jemand an dem verdammten Längsbalken. Genau hinter dir!«
    Johnny fühlte sich etwas auf den Arm genommen. »Ich habe keinen gesehen, verdammt.«
    »Aber ich lüge nicht!«
    Conolly junior erkannte, dass sein Freund Pete nicht scherzte. Er tat ihm den Gefallen und drehte sich um.
    Zuerst sah er nichts Auffälliges außer den senkrechten Balken.
    Doch dann fiel ihm auf, dass er nicht an allen Stellen gleich dick war, und er hob seine Lampe an.
    Einen Atemzug später wusste er Bescheid.
    Die Verdickung war keine Einbildung gewesen, denn dieser Balken wurde von einer Gestalt umklammert, die sich mit ihrer linken Kopfseite gegen das Holzstück gelehnt hatte.
    Nur für Johnny hörbar schrillten in dessen Kopf die Alarmglocken. Er wusste sofort, dass es sich bei dieser Gestalt nicht um eine Puppe oder ein anderes künstliches Geschöpf handelte. Das war schon eine besondere Gestalt, und sie war auch kein Skelett wie die Gestalten, die von der Decke herabhingen, auch wenn sich in dem Schädel Augenlöcher und das Loch befanden, wo einst die Nase gesessen hatte.
    Die Knochen lagen nicht frei. Nach wie vor war der Körper von der menschlichen Haut überzogen, die allerdings völlig ausgetrocknet und rissig geworden war.
    Diesmal musste Johnny schlucken, und es war auch zu hören, dass er heftig den Atem durch die Nase einsaugte.
    »Hast du alles gesehen?«, klang Petes Zitterstimme auf.
    »Ich bin nicht blind.«
    »Und was sagst du dazu?«
    »Gib mir einen Moment Zeit«, bat Johnny. »Ich will mir den Bruder mal genauer anschauen.«
    »Du hast Nerven.«
    »Die braucht man hier auch.«
    »Stimmt.«
    Johnny Conolly hatte nicht geblufft. Er nahm sich die Gestalt tatsächlich vor. Seine Fingerkuppen strichen über die dünne, ausgetrocknete Haut hinweg, und er konnte das Gerüst aus Knochen darunter fühlen.
    Ihn schauderte schon, als er daran dachte, was er da anfasste, und er fragte sich zugleich, warum Kilgo diese Leiche an den Balken gestellt hatte. Und überhaupt – wie passte sie in das Gesamtbild hinein, gemeinsam mit den verdammten Skeletten?
    Er fand noch keine Erklärung, aber sein Freund Pete verlangte eine von ihm.
    »He, was hast du da gefühlt, Johnny? Ist das wirklich ein Toter?«
    »Sieht so aus.« Da Pete vor Schreck den Atem anhielt, sprach Johnny weiter. »Er ist nur nicht verwest, verstehst du? Man muss ihn meiner Meinung nach präpariert haben.« Er hob die Schultern. »Ich weiß auch nicht, warum Kilgo das getan hat, aber deinen Plan kannst du vergessen, Pete. Wir können überhaupt hier alles vergessen.«
    »Wieso?«
    »Das können wir nicht mehr für uns behalten, verdammt. Das ist nicht mehr unsere Sache. Hier muss die Polizei kommen.«
    »Wieso denn?«
    »Ganz einfach. Tote gehören unter die Erde, nicht darüber. Das sollte auch dir klar sein.«
    »Ja, ja, schon. Aber…« Pete hatte sich wieder gefangen und schaute sich um. »Ein paar Sachen könnten wir doch mitnehmen.«
    »Nein, verdammt!«
    Pete ließ nicht locker. »Und wenn es nur die Uhr ist. Die passt auch durch die Klappe. Ich kenne da einen Händler, der kauft sie mir bestimmt ab.«
    »Nicht mal eine Armbanduhr würde ich mitnehmen. Wir verschwinden von hier, und ich werde dann jemanden anrufen, der sich für diese Dinge bestimmt interessiert.«
    »Ach. Soll dein Vater vielleicht das Zeug mitnehmen?«
    »Bestimmt nicht. Ich habe von der Polizei gesprochen, nicht von meinem Vater.«
    Pete merkte, dass er bei Johnny tatsächlich auf Granit biss. Deshalb hielt er den Mund. Er drehte sich um und schaute bereits in Richtung der offenen Klappe.
    Von unten her drang noch immer das Licht durch. Aber der Schein hielt sich nur in der Nähe der Luke. Ansonsten schien ihn der alte und staubige Holzboden zu verschlucken.
    Pete Ruskin tat es wirklich Leid, dass er den Speicher verlassen musste. Er ging mit langsamen Schritten und schaute sich einige der alten Gegenstände noch mal an.
    Vor einem hochbeinigen Holzstuhl mit schmaler Rückenlehne blieb er stehen. Auf der Sitzfläche hockte eine nackte Puppe. Selbst im Dunkeln sah sie hässlich aus. Krumme Arme, auch krumme Beine und einen Bauch, der wie ein Sitzkissen vorstand. Die Puppe war
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