Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1441 - Der Seelenfluss

1441 - Der Seelenfluss

Titel: 1441 - Der Seelenfluss
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
aufgeben wird. Nein, auf keinen Fall. Er lässt kein Opfer aus seinen Klauen.«
    »Weiter!«
    »Das können Sie sich doch denken. Er wird versuchen, sie wieder zurückzuholen.«
    »Dann müsste er gegen Suko und Shao kämpfen.«
    »Na und?«
    Die Frage reichte mir eigentlich als Antwort. Ich rieb über mein Kinn und machte mir meine Gedanken. Gestört durch eine Bedienung wurden wir nicht. Wer hier etwas im Sitzen trinken wollte, der musste sein Getränk an der Theke holen und damit zu seinem Tisch gehen.
    Wenn Paul richtig lag, dann hatte er mir die einzige Lösung vorgegeben, die in Frage kam. Ich würde ihn zum Yard fahren, wo er in Schutzhaft genommen werden konnte. Das waren wir ihm schuldig.
    Ob er hundertprozentig Recht hatte mit seinen Vermutungen, wollte ich mal dahingestellt sein lassen, aber ich musste etwas tun, das stand fest.
    »Haben Sie sich entschlossen, Mr Sinclair?«
    »Ja, das habe ich. Da wäre nur noch eine Kleinigkeit zu klären.«
    »Und welche?«
    »Es geht um diese kleinen Drachen, die uns in der Scheune überfallen haben. Sie kamen wie aus dem Nichts. Sie huschten auf uns zu. Es war ein blitzschneller Angriff, der uns völlig überraschte. Können Sie mir sagen, in welch einem Verhältnis die kleinen Drachen zu einer Unperson wie diesen Schamanen stehen?«
    Paul überlegte. Er kratzte dabei über seinen Nasenrücken, doch auch das half nichts.
    »Keine Ahnung. So genau kenne ich mich in der Legende nicht aus. Ich weiß nur, dass der Schamane stark ist. Er holt sich, was er will, um die Seelen der Urahnen positiv zu stimmen.«
    »War’s das?«, fragte ich.
    »Ja. Mehr weiß ich nicht.« Er schaute mich bittend an. »Und was ist mit Ihnen?«
    »Ich habe mich entschieden und werde Sie mitnehmen. Den Schutz sind wir Ihnen schuldig, Paul.«
    »Das ist gut«, flüsterte er. Zum ersten Mal machte er auf mich einen erleichterten Eindruck.
    Während des Gesprächs hatte ich mich zwar auf ihn konzentriert, aber die Umgebung nicht aus den Augen gelassen. Viel hatte sich nicht getan. Alles war normal über die Bühne gelaufen. Die Gäste kannten sich aus. Sie holten ihre Drinks, setzten sich hin oder blieben an der Theke stehen, um sich dort zu unterhalten. Von den Helfern des Schamanen sah ich nichts. Es huschten auch keine kleinen Drachen durch die schlechte Luft, was nicht hieß, dass sie nicht in der Nähe lauern konnten.
    Beim Aufstehen schob ich meinen Stuhl zurück. Paul tat es mir nach. Er blickte sich leicht nervös um. Die Angst steckte noch immer tief in ihm, und er zog auch den Kopf ein.
    Ich ließ ihn vorgehen und ich freute mich schon auf die kalte Spätherbstluft, die ich dann tief einatmete, als wir vor die Tür getreten waren.
    Paul blieb neben mir stehen. Er stieß mich an. »Wo steht Ihr Auto?«
    »In der Nähe.«
    »Scheiße!«
    »Warum?«
    »Ich gehe nicht gern durch diese Gassen. Erst recht nicht, wo ich in Gefahr bin. Verstehen Sie das?«
    »Ja. Aber glauben Sie nicht, dass Sie ein wenig übertreiben?«
    »Nein, verdammt! Die sind mir auf den Fersen, und das werden sie auch bleiben. Da können Sie sagen, was Sie wollen. In ihren Augen habe ich Schuld auf mich geladen. Und der Schamane rächt sich mit dem Tod.«
    Das mochte zutreffen. Nur hatte ich dieses Wesen bisher noch nicht zu Gesicht bekommen. Wenn er in der Nähe lauerte, hielt er sich gut versteckt. Seine Helfer, von denen Paul Hui gesprochen und gegen die Suko gekämpft hatte, waren ebenfalls nicht zu entdecken, es hatte nur die Kälte zugenommen und damit auch das Gefühl der Einsamkeit. Die wenigen Fahrzeuge, die wir sahen, trugen auf ihren Dächern und den Scheiben eine weiße Schicht. Wer losfahren wollte, der musste erst kratzen.
    Paul ging geduckt neben mir her. Er befand sich auch weiterhin in einem inneren Aufruhr. Sein Kopf bewegte sich von einer Seite zur anderen. Er suchte nach irgendwelchen Verfolgern, aber er hatte das Glück, keine zu sehen.
    Als ich auf meinen abgestellten Wagen deutete, atmete er auf. Man hatte an dieser Stelle wohl vergessen, einige Bäume zu fällen. So hatten sich die Menschen diesen Ort als Parkplatz ausgesucht, der bei schönem Wetter sicherlich voll belegt war. Jetzt wirkten die vier abgestellten Fahrzeuge ziemlich verloren.
    Allmählich verfaulende Blätter bedeckten den Boden.
    Mein Rover hatte noch am wenigstens von der Kälte abbekommen. Jedenfalls sah ich keinen Frostschimmer auf dem Dach und den Scheiben.
    Ich öffnete die Türen.
    »Steigen Sie ein, Paul!«
    »Danke.«
    Seine
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher