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144 - Der Flug der Todesrochen

144 - Der Flug der Todesrochen

Titel: 144 - Der Flug der Todesrochen
Autoren: Bernd Frenz
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auf, was ihn schon die ganze Zeit über störte: In ihren Reihen flog zeitweise ein Modell, zu dem er keinen Kontakt hatte! Tatsächlich, kein Zweifel möglich! Ein erneuter Erinnerungsdurchlauf aus allen Perspektiven brachte den Beweis. Da gab es ein Modell, dessen Sicht ihm verschlossen blieb. Kurz vor der Katastrophe hatte es sich einige Zeit in die Formation gemischt und war dann wieder verschwunden.
    Thgáan nahm sofort Kontakt zu seinen Geschwadern auf und ließ sich von jedem einzelnen sämtliche Positionen seiner letzten Umkreisung mitteilen. Anfangs hoffte er noch, einen zusätzlichen Zeugen zu gewinnen, doch schließlich wurde der Verdacht zur Gewissheit: Es gab einen Lesh’iye, zu dem er keinen Kontakt aufnehmen konnte.
    Vielleicht ein krankes Modell, das die anderen nun nach und nach ansteckte? Vielleicht war es ja auch das vierte neutralisierte Modell?
    Nein, dessen Leichnam lag viel zu weit entfernt für einen Kontakt mit den anderen dreien. Eine ausgesandte Patrouille hatte ihn inzwischen gefunden, exakt an der zuletzt angegebenen Position. Einige Sekundärrassenvertreter des Zielplaneten, die ausschließlich totes Gewebe verzehrten, hatten bereits damit begonnen, große Stücke aus dem Lesh’iye zu reißen. Bei den drei Exemplaren am Dorf des subterranen Systems sah es nicht viel anders aus.
    Thgáan ließ die geflügelten Leichenverzehrer von seinen Patrouillen vertreiben, um sich ein besseres Bild zu machen.
    Unter den schwarzen Flügeln wurde weiches, mit Schaum bedecktes Fleisch sichtbar – aber auch, dass den Stirnkristallen aller Glanz und alles Leben fehlte.
    Glühend heißer Schrecken brannte sich quer durch Thgáans Nervensystem. Der bloße Gedanke daran, dass diese drei Modelle nie wieder regenerieren würden, ließ ihn beinahe kollabieren.
    Ruhe bewahren, mahnte er sich, zum ersten Mal in seiner Existenz. Ich muss schnell und logisch handeln, bevor noch größere Teile meiner Truppe neutralisiert werden.
    Seinen ersten Gedanken, den Sol zu alarmieren, verwarf er sofort wieder. Dessen Desinteresse war ihm gerade erst schmerzlich demonstriert worden. Außerdem war nicht völlig auszuschließen, dass der unbekannte Lesh’iye im Auftrag seiner Herren agierte. Thgáan schätzte die Wahrscheinlichkeit auf zehn Prozent, denn er erinnerte sich nur zu genau an die massenhafte Neutralisation der Modelle zweiter Ordnung vor zwei Sonnenumkreisungen.
    Das leere Dorf der Subterranen erschien plötzlich wie eine Mahnung, das Problem besser selbst in den Griff zu bekommen. Außerdem verlor Thgáan auf diese Weise am wenigsten Zeit.
    Was zu tun war, wusste er jetzt ganz genau. Er musste sofort den Lesh’iye finden, zu dem es keine Verbindung gab, und die von ihm ausgehende Bedrohung beenden.
    Zu diesem Zweck setzte Thgáan seine umfassenden geistigen Kapazitäten bis auf die letzte Nervenbahn ein. Ein ungeahntes Glücksgefühl durchströmte ihn, denn er war dazu geschaffen, große Informationsmengen zu sammeln, zu kanalisieren und zu verwalten. Es war beinahe wie in alten Zeiten, als ihn die Herren noch völlig ausgelastet hatten, und das war ein gutes Gefühl.
    Ein sehr gutes sogar.
    Voller Energie, setzte er seinen Plan um. Er nahm Kontakt zu allen unter seiner Hoheit stehenden Lesh’iye auf und befahl ihnen, sich über dem Kratersee zusammenzufinden und gegenseitig zu beobachten. Seine Truppen gehorchten, ohne Fragen zu stellen. Augenblicklich übermittelte ihm jeder, was er mit seinen optischen Rezeptoren aufnahm.
    Thgáan sammelte die eingehenden Bilder und verglich sie miteinander. Ihm stand ein ungeheurer Akt der Verarbeitung bevor, aber das störte ihn nicht. Im Gegenteil, er freute sich darauf. Denn er wusste, früher oder später würde er den Lesh’iye entdecken, den er zwar durch die Augen der anderen sehen konnte, der ihm aber selbst einen Blick durch seine Rezeptoren verweigerte.
    Thgáans Körpertemperatur stieg im Zuge der Aktivitäten an.
    Myriaden von Impulsen jagten durch sein Nervengeflecht, bis der Körper in alt vertrauter Weise zu kribbeln begann.
    Zufrieden gab er seinem Plan einen Namen. Thgáan benutzte dabei einen Ausdruck, den er während einer Aurenschmelze aufgeschnappt hatte. Eine Redensart der Primärrassenvertreter, der einen faszinierenden Klang besaß, wie er fand.
    Darum nannte er seinen Plan, die Jagd nach dem Lupa im Wakudafell.
    ***
    Aikos Blick auf die Leuchtdiode war umsonst. Sie schimmerte weiterhin rot, und das würde bestimmt noch eine halbe Stunde so
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