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1439 - Totenfeld

1439 - Totenfeld

Titel: 1439 - Totenfeld
Autoren: Jason Dark
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schließen ließ…
    ***
    Ernest Wyman schaute nach unten, weil er es nicht glauben konnte oder wollte.
    Leider stimmte es!
    Zwei Hände hatten sich aus dem weichen Boden gedrückt und umklammerten seine Fußknöchel.
    Das ist irre!, schoss ihm durch den Kopf. Das kann nicht sein. So etwas gibt es nicht. Ich bin nicht in einem Horrorfilm, verdammte Scheiße.
    Die beiden Klauen griffen noch härter zu. Sie drückten die dünne Haut über seinen Knöcheln zusammen, und er hatte ein Gefühl, als wäre Säure auf seine Füße geträufelt worden.
    Er sackte ein.
    Zuerst nur ein Stück. Bei dem nächsten Zug noch tiefer, und plötzlich waren seine Schuhe verschwunden.
    Zum ersten Mal verspürte er Angst. Eine fiese Angst. Als Bankräuber hatte er sie nie so gespürt. Da hatte der Stress an erster Stelle gestanden. Das hier war etwas anderes. Das war ein Schrecken, wie er ihn nie zuvor erlebt hatte. Sein Herz klopfte plötzlich so schnell, als wollte es den Brustkasten sprengen. Sein Gesicht blieb nicht mehr normal, der Schrecken malte sich dort ab, und durch den offenen Mund drangen Laute, die er von sich nicht kannte.
    Der nächste Ruck!
    Wieder sackte er tiefer, und ihm kam der Vergleich mit einem Menschen in den Sinn, der in einem Moor feststeckte und aus eigener Kraft nicht mehr freikam.
    Ich muss hier raus!
    Es war wie ein Schrei in seinem Kopf. Aus seinem Mund drang ein Keuchen. Endlich begriff er, dass er etwas unternehmen musste.
    Er fing an zu kämpfen. Es war wie bei einem zähen Schleim. Er musste die Beine anheben, um sie aus der Masse zu ziehen. Nur so hatte er noch eine Chance.
    Mit dem rechten fing er an.
    Es ging nicht.
    Ein erneuter Versuch.
    Abermals hatte er keinen Erfolg.
    Der nächste Ruck zog ihn noch tiefer in den verdammten Acker hinein. Als er an sich hinabschaute, musste er feststellen, dass er bereits bis zu den Knien in der weichen Ackererde steckte. Die bleichen Klauen waren nicht mehr zu sehen, aber es gab sie unter der Erde, denn dort verspürte er den Druck, und den wurde er einfach nicht los.
    Plötzlich kam ihm der Gedanke an den Tod in den Sinn. Wenn die unheimliche Kraft ihn weiter in die Tiefe zog, gab es keine Chance mehr für ihn. Aber so hatte er sich seinen Tod auf keinen Fall vorgestellt. Zu ersticken oder von den Erdmassen zerdrückt zu werden, an so etwas hatte er nie im Leben gedacht.
    Der Acker war gnadenlos. Die Kräfte, die darin lauerten, kannten kein Erbarmen. Sie wollten ihr Opfer, und sie bekamen es.
    Wyman fuchtelte mit den Armen. Er schlug um sich, als gäbe es in der Luft irgendetwas, an dem er Halt finden könnte. Der Nebel um ihn herum war nicht verschwunden. Er hatte sich bereits wie ein großes Leichentuch über ihn gelegt.
    Es ging dem Ende entgegen. Unter ihm lag das Grauen, das ihn nicht losließ. Er glitt immer tiefer in den Boden hinein, der bereits seine Brust erreicht hatte, sodass es ihm nicht mehr möglich war, normal Atem zu holen. Die Welt um ihn herum veränderte sich. Der Druck in seinem Kopf, ausgelöst von der Angst, beeinträchtigte sein Sehvermögen.
    Vor ihm stand noch immer die Vogelscheuche. Da er so tief in den Boden hineingezogen worden war, hatte er das Gefühl, dass sie gewachsen war. Wyman musste den Kopf schon sehr weit in den Nacken legen, um das Gebilde zu sehen.
    Er wusste selbst nicht, warum er es anstarrte. Er atmete nicht mehr normal. Er hatte das Gefühl, dass sich die Welt um ihn herum bewegen würde. Sein Wahrnehmungsvermögen veränderte sich. Er wusste nicht, ob die Dinge sich tatsächlich so ereigneten oder er sie sich nur einbildete.
    Die bewegungslose Vogelscheuche wirkte wie ein Gruß aus der Hölle. Seltsamerweise sah er sie in diesen schrecklichen Minuten überaus deutlich, als hätte sich der Nebel genau hier etwas gelichtet.
    Aber er sah noch mehr.
    Der Kopf der Vogelscheuche bewegte sich. Er senkte sich zu einem Nicken, als wollte er Ernest einen letzten Gruß hinterher schicken.
    Und dann geschah noch etwas.
    Wahrheit, Täuschung?
    Wyman konnte nicht mehr unterscheiden. In seinem Kopf spielten sich unglaubliche Dinge ab, die alle nur durch die Angst entstanden waren. Die normale Realität war vergessen. Er lebte noch, aber er lebte nicht mehr wirklich. Der Tod lauerte im Acker, und er hatte einen Gehilfen, denn plötzlich bewegte sich der Kopf der Vogelscheuche.
    Er glitt nach hinten. Die Hutkrempe stellte sich hoch, als hätte jemand an ihr gezupft.
    Er sah das Gesicht.
    Und er sah das Grinsen auf den zerfransten
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