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1434 - Todeswünsche

1434 - Todeswünsche

Titel: 1434 - Todeswünsche
Autoren: Jason Dark
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gefesselt gewesen, er hätte sicherlich längst versucht, die Flucht zu ergreifen. So aber würde er nicht weit kommen.
    Bisher hatten wir nur diesen einen Satz gehört und nicht mehr.
    Wir spürten auch nichts. Es existierte kein kalter Hauch, wie man ihn vielleicht hätte erwarten können. Zudem hatte sich eine ungewöhnliche Stille ausgebreitet. Jeder wartete darauf, dass etwas passierte, aber die andere Seite ließ uns warten.
    Das machte auch mich nervös. Ich wusste nicht hundertprozentig, wie Rita Franklin zu Suko und mir stand. Wenn es darauf ankam, würde sie uns ebenfalls töten wollen, und ich fragte mich, wie ich mich gegen sie wehren sollte.
    Es wurde nichts mehr gesagt. Oleg saß auf seinem Stuhl wie ein Sprinter, der jeden Augenblick den Startschuss erwartet. Sein Blick war auf die Tür gerichtet, und der Atem strömte aus seinem halb geöffneten Mund.
    Wieder verstrich Zeit.
    Sekunden rannen dahin.
    Die Spannung nahm zu!
    Und dann hörten wir etwas. Diesmal war es keine Stimme, die etwas ankündigte. Außerhalb dieser Zelle hörten wir Tritte. So laut gesetzt, dass sie gar nicht zu überhören waren.
    Die Tür war nicht völlig geschlossen. Weder Suko noch ich gingen auf sie zu. Zusammen mit Oleg sahen wir, dass sie langsam aufgezogen wurde.
    Sie stand noch nicht ganz offen, als wir die Besucherin erkannten.
    Sie stand auf der Schwelle und hatte sich beim ersten Blick nicht verändert. Beim zweiten schon, denn da fielen uns Ritas völlig schwarze Augen auf…
    ***
    Es gibt schlimmere Anblicke als den eines jungen Menschen mit pechschwarzen Augen. Da hatten besonders Suko und ich unsere Erfahrungen sammeln können. Aber diese Person mit derartigen Augen zu sehen, das war schon etwas Besonderes. Da wurde ein normales Gesicht völlig entstellt. Da schien das Leben herausgesaugt worden zu sein, und so hatte das Gesicht den leblosen Ausdruck einer Maske erhalten.
    Warum diese Schwärze? Wo kam sie her? Was konnte man über ihren Ursprung sagen?
    Da konnten weder Suko noch ich eine genaue Antwort geben, aber diese Dunkelheit war ein Zeichen für den Spuk, den Grausamen, den lichtlosen Dämon, der die Seelen der getöteten Artgenossen fraß.
    Rita Franklin hatte ihren Auftritt gehabt und blieb jetzt stehen. Wir hatten das Gefühl, angestarrt zu werden, und dann sagte sie genau die Worte, die uns nicht überraschten.
    »Ihr habt ihm Schutz gegeben. Ich wusste es.« Ein leises Lachen drang aus ihrem Mund. »Aber das wird ihm nichts nützen. Ich bin gekommen, um ihm das zu geben, was er verdient hat.«
    »Nein!«, schrie Oleg. Danach knurrte er wie ein Wolf. »Nehmt mir die verdammten Handschellen ab, dann werde ich ihr schon zeigen, wo es lang geht. Darauf könnt ihr euch verlassen!«
    »Seien Sie ruhig!«, wies ich ihn an.
    »Scheiße, Sinclair! Schauen Sie sich diese Type mal an! Die ist kein Mensch mehr!«
    »Sind Sie das denn?«
    »Wieso?«
    »Wie viele Menschen haben Sie in Ihrem Leben schon getötet? Wer belastet alles Ihr Gewissen? Sind es fünf, zehn oder hundert? Na los, antworten Sie!«
    »Nein, verdammt! Ich will, dass ihr mich vor dieser – dieser – Irren rettet…«
    »Er hat Angst«, flüsterte Rita Franklin. »Er hat eine hündische Angst. Ich spüre es genau.« Jetzt lachte sie sogar. »Aber das muss er auch haben. Ich gönne sie ihm. Soll ich ihn mal fragen, wie groß die Angst gewesen ist, die mein Freund Lefty gespürt hat, als man ihn so grausam folterte, nur um an mich heranzukommen? Ich weiß nicht, was er dazu sagen wird. Lefty kann leider nicht mehr sprechen, aber ich will, dass er das Gleiche erlebt wie er. Und daran wird mich niemand hindern.«
    Ihre Entschlossenheit stand fest. Das wusste ich. Aber ich wollte etwas dagegen tun und so etwas wie einen letzten Versuch unternehmen.
    »Ich verspreche Ihnen, dass er vor Gericht gestellt wird und seine Strafe bekommt. Ist das etwas, auf das wir uns einigen können?«
    Ich hoffte auf eine positive Antwort. Auch deshalb, weil sich Rita Zeit ließ.
    Dann sagte sie etwas. Nur ein Wort, und wenn ich ehrlich war, überraschte es mich nicht.
    »Nein!«
    »Das ist schlecht, John«, meinte Suko.
    »Ja, das finde ich auch.«
    »Es gibt keinen anderen Weg«, sagte Rita kalt. »Auch wenn ihr gewillt seid, ihn zu beschützen. Das ist nun mal so. Ich werde ihn mir holen.«
    »Du oder der Spuk?«, fragte ich.
    Sie lachte mir ins Gesicht. »Ich weiß, dass du es gern wissen möchtest. Aber ich lasse dich weiter raten.«
    »Okay, machen wir weiter.«
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