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143 - Rulfan von Coellen

143 - Rulfan von Coellen

Titel: 143 - Rulfan von Coellen
Autoren: Jo Zybell
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das Mittelchen hier wirken und reden danach weiter.« Stoisch ließ der Greis die Injektion über sich ergehen.
    »Mörder!« Harris begann zu brüllen. »Verfluchter Verräter!« Er sprang auf, ging auf Rulfan los, schlug mit den Fäusten auf ihn ein und verfluchte ihn. Paacival und Glemenz packten Attenau junior, rissen ihn zurück in den Stuhl, knebelten und fesselten ihn.
    »Es… es tut mir Leid…« Rulfan schluckte, kaum wagte er dem Kanzler und seiner Schwiegertochter in die Augen zu sehen. »Es tut mir Leid, dass ich euch wehtun muss. Es ist nötig, glaubt es mir, es ist unbedingt…«
    »So nötig, wie es war, den treuen Honnes zu töten.« Der alte Jannis Attenau wandte den Kopf ab und spuckte aus. »Du kannst mir nicht wehtun, Rulfan. Seit ich von deinem Mord an Honnes hörte, empfinde ich keinen Schmerz mehr. Die Herrin wird dich bestrafen.«
    »Wudan, o Wudan…!« Gittis begann laut zu weinen. »Was ist nur aus uns geworden, Rulfan? Waren wir nicht freie, stolze Menschen, seit Maddrax und du uns von den Abscheulichen Drei befreiten? Was ist aus uns geworden…?«
    »Ruhig, ganz ruhig.« Rulfan kniete neben ihr nieder. »Es wird alles wieder gut.« Er strich ihr über die Stirn, band ihr den Arm ab. »Bitte vertrau mir, Gittis Attenau ! Wenn wir dir erst das Geistesjoch abgenommen haben, ist Coellen so gut wie gerettet.« Er spritzte ihr den Wirkstoff.
    Trotz seiner Fesseln mussten sie den geknebelten Harris zu viert festhalten, damit Rulfan auch ihm die Spritze geben konnte. Dann war es geschafft.
    Rulfan wischte sich den Schweiß von der Stirn. »Vielleicht dauert es einen Tag, vielleicht zwei, aber ihr werdet wieder selbst über euer Leben bestimmen.« Er packte das Spritzenbesteck zusammen. »In diesen ein oder zwei Tagen werdet ihr euch schlecht fühlen.« Er räusperte sich.
    »Kopfschmerzen und Übelkeit sind wahrscheinlich.«
    Der greise Kanzler beäugte ihn verächtlich, sein Sohn schoss hasserfüllte Blicke auf ihn ab, und Gittis Attenaus Augen waren voller Hoffnung und Schmerz zugleich.
    »Danach aber ist alles vorbei, und wir werden diese verdammte Daa’muren zu Orguudoo jagen.« Rulfan blickte zu Paacival und Glemenz. »Bis dahin sind der Grandlord von London, Sir Percival, und der Hauptmann von Dysdoor, Herr Glemenz, für euer Wohlergehen verantwortlich.« Er klappte seinen Medikamenten– und Instrumentenkoffer zu. »Ich werde morgen früh in Juppis’ Haus weiterziehen…«
    »Haynz von Dysdoor ist nicht mehr Hauptmann?« Gittis runzelte die Stirn. Offenbar konnte sie trotz des verfluchten Virus noch eigenständige Gedanken denken.
    »Er ist tot. Die euch versklaven, haben ihn getötet…«
    Schritte und Stimmen vor der Tür. Sie sprang auf. Edi und ein Dysdoorer Krieger traten ein. »Da steht ein Coelleni auf der Straße, der einen Schwerverletzten bei sich hat«, sagte der Poruzze. »Er sucht einen Arzt.«
    »Hat er seinen Namen genannt?«, fragte Rulfan.
    »Tones.«
    »Er sei mein Gast«, tönte der Kanzler. »Lass Tones in mein Haus, Fremder!« Rulfan nickte, erinnerte Edi aber durch Gesten daran, dem Gast die Waffen abzunehmen. Edi und der Dysdoorer zogen sich zur Haustür zurück.
    Rulfan ging ans Fenster. Er öffnete es und lauschte.
    Draußen auf der Straße palaverten Männer miteinander, dann schloss sich die Haustür und Schritte entfernten sich rasch.
    Edi trat in den Versammlungsraum. Zwei Dysdoorer schleppten einen großen, schwergewichtigen Mann hinter ihm her. Rulfan sprang zu ihnen. Gemeinsam mit Edi half er, den verletzten Hünen auf den Boden zu legen. Sein Gesicht war verschwollen, der Mund eine einzige Wunde, er blutete aus vielen Verletzungen. Chira lief schnüffelnd um ihn herum.
    »Bei Wudan…«, stöhnte Rulfan. »In wessen Hände bist du gefallen…?« Er öffnete seinen Koffer wieder und zog eine Spritze auf.
    »Tones hat ihn in den Wäldern südlich von Dysdoor aufgegriffen«, berichtete Edi. »Der Mann stammt aus Marienthal, sagte Tones. Geflohen angeblich, und dann einer Horde Taratzen vor die Krallen gelaufen. Er soll der Herrin zurückgegeben werden, wie Tones sich ausdrückte.«
    »Jemand muss sich um heißes Wasser und Verbandszeug kümmern.« Rulfan spritzte dem Schwerverletzten den Wirkstoff. Dabei inspizierte er seine Wunden. Hinter ihm verließen Gittis und Glemenz den Versammlungsraum, um in der Küche Wasser zu erhitzen und Verbände zu beschaffen.
    »Die Wunden sind nicht schön«, sagte Rulfan, »aber Biss- und Kratzwunden von Taratzen sehen
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