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143 - Rulfan von Coellen

143 - Rulfan von Coellen

Titel: 143 - Rulfan von Coellen
Autoren: Jo Zybell
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weißt, wo du ihn hinzubringen hast. Sag, ihm sei die Flucht aus Marienthal gelungen. Er sei unter Taratzen gefallen, und du hättest ihn in der Gegend von Dysdoor aufgegriffen. Sag, er brauchte dringend einen Arzt und so weiter…«
    Tones nickte schweigend. Calundula hörte auf zu weinen.
    Sie hielt den Atem an.
    »Wenn du ihn abgeliefert hast, kommst du zu mir und holst mich ab.« Sharan hängte sich den Richtfunksender um den Hals. »Diesmal zünde ich den Sprengstoff selbst. Diesmal will ich sicher sein, dass Rulfan von Coellen und sein Begleiter neutralisiert werden…«
    »Nein«, flüsterte Calundula. »Nein, bitte nicht…« Noch immer fixierte der verfluchte Guur sie mit wachem, neugierigen Blick.
    »Weg mit dir«, sagte Sharan. Tones winkte seine Begleiter von der Kaimauer heran. Gemeinsam bückten sie sich nach dem stöhnenden PXL. »Wir folgen euch im Abstand von einer halben Stunde«, sagte Sharan.
    ***
    Ein dichtes Urwaldgebiet inmitten der Ruinen. Schräg gegenüber, auf der anderen Rheinseite und höchstens acht Speerwürfe entfernt, stand der Dom. Der Vollmond leuchtete über den Türmen. Sie hatten die Flöße im Ufergestrüpp befestigt. Rulfan saß mit gekreuzten Beinen im Gras. Chira schlief auf seinen Schenkeln. Um sie herum war eine dichte Traube von Männern. Im Flüsterton gaben die in den vorderen Reihen Rulfans Worte an die hinteren weiter.
    »… vergesst nie: Die gleiche Krankheit, die die meisten von euch zum Gehorsam zwang, die euch zu Sklaven machte, hat auch die Coelleni befallen. So viel wir wissen, gibt es keine Ausnahme. Und weil jeder Mensch anders ist, reagiert auch jeder anders auf diese Krankheit. Einige sind störrische Sklaven, andere tun ohne Nachzudenken, was man ihnen sagt, und einige wenige erweisen sich gar als äußerst willig. Genau wie es bei euch war. Nur wird ihre Befreiung nicht so einfach werden wie bei euch in Dysdoor. Hier gibt es niemanden, der einfach die Leute zusammenruft und ihnen befiehlt, sich eine Spritze geben zu lassen. Im Gegenteil – ein starker Feind wohnt mitten unter ihnen. So viel wir wissen, residiert er in Gestalt einer Frau im Dom und lässt sich ›Muna‹ nennen.«
    »In Gestalt einer Frau?« Edi und Rolando sahen sich an.
    »Die schreckliche Muna ist gar nicht wirklich eine Frau?«
    »Nein.« Rulfan blickte in die Runde. Im Weiß mancher Augen spiegelte sich Mondlicht. Die Gesichtszüge der Männer waren schwer zu erkennen. In manchen aber glaubte Rulfan dennoch die Angst flackern zu sehen. »Noch einmal: Wir haben es nicht mit Menschen zu tun, sondern mit Daa’muren.«
    Er hob die Arme und hielt die ausgestreckten Zeigefinger neben den Kopf. »Sie kommen aus dem Weltall. Es sind Außerirdische. Vergesst das keinen Augenblick.« Jedes seiner Worte unterstrich er mit Gesten seinen Zeigefingern.
    »Götta?« Unangenehme Erinnerungen beschlichen Paacival.
    »Ham wa schlechte Kaaten, was?«
    »Außerirdische, Sir Percival, keine Götter.« Rulfan wandte sich wieder an alle. »Aber sie vermögen Dinge, die ihr nur Göttern zutraut, versteht ihr? Zum Beispiel sind sie in der Lage, ihre äußere Erscheinung fast nach Belieben zu verändern. Heute eine Frau, morgen ein Mann, übermorgen eine Echse. Habt ihr das verstanden?«
    Die Männer nickten. »Schon klar«,sagte ein Dysdoorer aus der hinteren Reihe. »Aber was ist das, ein ›Außerirdischer‹?«
    Rulfan verdrehte die Augen. »Leute, die auf einem anderen Stern wohnen. Sie sind mit einem Sternenschiff zur Erde gekommen und wollen sie für sich allein besitzen.«
    »Auf den Sternen kann man wohnen?«, fragte Glemenz, der neue Hauptmann der Dysdoorer.
    Rulfan atmete tief durch. »Ich erkläre euch das alles ganz genau, wenn wir sie aus Coellen vertrieben haben. Bis dahin merkt euch einfach: stark, gefährlich, wandelbar.«
    »Das ist unfassbar, was du da erzählst, Rulfan von Coellen«, sagte Rolando von Poruzzia. »Mir schwindelt davon, aber ich vertraue dir. Führe uns hinein nach Coellen, wir folgen dir.« Er zog blank und streckte die Klinge in die Luft. Alle taten es ihm gleich.
    »Danke. Das ist gut. Doch langsam, eines nach dem anderen.« Rulfan blickte über den Rhein. Auf der Stadtmauer wanderten Fackeln hin und her. Wächter. »Wir wissen, dass eine Daa’murin vom Dom aus die Domsiedlung beherrscht. Wir wissen, dass sich mindestens ein weiterer Daa’mure in ihrer Marienthaler Operationsbasis aufhält. Ob inzwischen neue angekommen sind, wissen wir nicht. Auch nicht, ob sich außer
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