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1429 - Totenkopf-Ballade

1429 - Totenkopf-Ballade

Titel: 1429 - Totenkopf-Ballade
Autoren: Jason Dark
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gefüllt, und so reichte ihr das Wasser bis zu den Knien. Langsam setzte sie sich. In das Kopfende der Wanne war ein Kissen eingebettet. Es wurde nach jedem Bad ausgewechselt. Es war breit und auch weich genug, um den Wohlfühlfaktor zu erhöhen, und fast wie von selbst glitt ein Lächeln über die Lippen der Frau.
    Langsam ließ sie sich tiefer sinken. Ein wohliges Gefühl erfasste sie. Da die Wanne recht viel Wasser enthielt, merkte sie den Auftrieb. Ihre Beine wurden leicht angehoben und trieben der Oberfläche entgegen.
    Anita Koller schloss die Augen. Sie genoss die angenehme Wärme des Wassers und wünschte sich, ein Glas mit Champagner auf dem Rand der Wanne stehen zu haben und das edle Getränk Schluck für Schluck zu genießen.
    Sie ärgerte sich jetzt darüber, es nicht getan zu haben, aber sie nahm sich vor, beim nächsten Mal daran zu denken.
    Hin und wieder bewegte sie sich. Sie lauschte auf das leise Plätschern der Wellen und stellte sich vor, an einem Strand zu liegen.
    Das Leben konnte so angenehm sein. Warum aber war sie nicht in der Lage, sich völlig zu entspannen?
    Anita fand keine Erklärung. Etwas steckte in ihr. Sie wurde diese verdammte Unruhe einfach nicht los. Es war ihr einfach nicht möglich, sich den Berührungen des weichen Wassers hinzugeben. Es war immer etwas Störendes vorhanden, und das ärgerte sie.
    Zu sehen war nichts, nur zu spüren. Die Frau mit den blonden Haaren hatte das Gefühl, von Feinden eingekreist zu sein. Es stand im krassen Gegensatz zu dem Erlebnis in der Wanne. Und sie konnte sich den plötzlichen Druck auf ihrer Brust ebenfalls nicht erklären.
    Bisher hatte sie die Augen mal halb, mal ganz geschlossen gehalten, je nach dem Grad der Entspannung.
    Jetzt öffnete Anita sie wieder.
    Es hatte sich nichts verändert. Alles war gleich geblieben. Kein flackerndes Licht, keine fremden Bewegungen. Auch keine Schatten, die wie Angreifer aussahen und von verschiedenen Seiten auf sie niederstießen. Keine Enge, keine Luft, die sich verdichtet hatte, aber der Schweiß auf ihrer Stirn war schon vorhanden, und der stammte nicht von der Wärme des Wassers. Da gab es andere Gründe.
    Wieder kroch ein kühles Kribbeln ihren Rücken hoch. Da half auch die Wärme des Wassers nichts. Sie wollte die Augen nicht mehr schließen. Anita hatte beschlossen, wachsam zu sein.
    Das war gut so. Bei geschlossenen Augen hätte sie nicht das gesehen, was plötzlich passierte.
    Jetzt aber schaute sie hin.
    Und sie war nicht mehr in der Lage, den Blick von der Tür abzuwenden. Ihr Mund öffnete sich, doch sagen konnte sie nichts.
    Sie starrte auf den seltsamen Vierkantschlüssel.
    Und der drehte sich.
    Langsam, aber stetig.
    In einer waagerechten Position blieb der Schlüssel stehen. Das bedeutete nur eines.
    Man hatte sie eingeschlossen!
    Beinahe hätte Anita Koller darüber gelacht, weil sie diese Tatsache einfach absurd fand.
    Man hatte sie von außen eingeschlossen, und es stellte sich die Frage, wer daran Interesse haben könnte.
    Das Personal?
    Bestimmt nicht. Es war nett, freundlich, gut ausgebildet und zudem sehr besorgt. Sie konnte sich zudem keinen Grund vorstellen, weshalb sie hätte eingeschlossen werden sollen. Das war schlichtweg nicht nachvollziehbar, und so konnte sie nur den Kopf schütteln.
    Ruhig bleiben. Das war am wichtigsten. Nur nicht die Nerven verlieren. Es konnte auch sein, dass sie sich getäuscht hatte. In den vergangenen Minuten war sie sehr entspannt gewesen und hätte auch leicht einschlafen können. Möglicherweise hatte sie sich geirrt. Aber das war leider nicht der Fall.
    Bei einem erneuten Hinschauen sah sie, dass der Schlüssel waagerecht stand und auch nicht mehr in eine andere Lage bewegt wurde.
    Wenn sie aus dem Wasser stieg und die Klinke drückte, war die Tür verschlossen.
    Wer hatte sich das erlaubt?
    Dass es ein Scherz war, kam ihr nicht in den Sinn. Daran konnte sie nicht glauben, denn so etwas traute sie keinem der Menschen hier zu. Und Kinder kurten hier ebenfalls nicht.
    Doch die Tür war verschlossen, und dahinter konnte nur eine Absicht stecken.
    Sie dachte scharf nach. Normalerweise war sie es gewohnt, analytisch zu denken. Das war ihr beigebracht worden. Da wurden Gefühle aus dem Spiel gelassen. Aber hier und jetzt lagen die Dinge anders. Und sie dachte auch daran, dass sie schon vor dem Eintritt in die Wanne ein ungutes Gefühl gespürt hatte. Da steckte schon etwas dahinter, dass sie eingeschlossen worden war, und zum ersten Mal überkam sie
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