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1429 - Totenkopf-Ballade

1429 - Totenkopf-Ballade

Titel: 1429 - Totenkopf-Ballade
Autoren: Jason Dark
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Pavillons. »Es ist ziemlich heiß hier.«
    »Stimmt.«
    »Im Zimmer ist es kühler. Wir könnten eine Kleinigkeit essen und uns dann hinlegen.«
    »Wie zwei Rentner.«
    »So ähnlich. Außerdem bin ich älter als du.«
    »Ja, ja, bei deinen grauen Haaren sieht man es. Zudem hast du eine jüngere Frau.«
    »Eben«, lachte er, »eben.«
    »Aber ich habe keinen Hunger.«
    »Was dann?«
    »Eher Durst.«
    »Das soll ein Wort sein.«
    Es kam mir so vor, als hätte Harry nur darauf gewartet. So schnell hatte ich ihn selten aufstehen sehen. Sein Ziel war die kleine Bierbar im Freien, um die sich bisher nur wenige Menschen scharten. Und diejenigen, die sich ein Bier holten, hatten zumeist ein schlechtes Gewissen, so wie sie sich umschauten, denn eigentlich hätten sie Wasser trinken müssen, das hier aus zahlreichen Quellen und Leitungen sprudelte und besonders intensiv am Kurhaus.
    Da sah man die Gäste dann mit ihren Wasserbechern in den Händen und tapfer das Zeug schlucken, obwohl sie wahrscheinlich von dem träumten, mit dem Harry zurückkam. Zwei frisch gezapfte Gläser Pils mit einer richtig festen Schaumkrone.
    Harry strahlte. »Na? Ist das was?«
    Ich verdrehte die Augen. »Ein Fest.«
    Er setzte sich wieder. »Wie Weihnachten und Ostern zusammen.«
    »Genau.« Ich hob mein Glas an. »Auf diese Feiertage und auf dein gesundes Leben, das du nach meiner Abreise führen wirst.«
    Harry verzog den Mund. »Hör mir davon auf. Du glaubst gar nicht, wie sehr mir Dagmar damit in den Ohren gelegen hat. Das ist einfach furchtbar gewesen. Der Ort hier hat mich schließlich überzeugt. Und auch Bekannte haben davon geschwärmt.«
    »Zu Recht«, bestätigte ich.
    Es ging ja nicht nur um Marienbad selbst. Dazu zählte auch die hügelige und leicht bewaldete Umgebung. Hier konnte man wandern, sich in der Natur entspannen und einfach nur die Seele baumeln lassen.
    Das versuchte ich auch hier, in dem ich einfach nur ins Leere schaute und die Wärme der Sonne genoss. Trotzdem wehte hier ein Lüftchen, und dieser Wind trug auch die Melodien einer Musikkapelle zu uns rüber, die irgendwo im Kurpark spielte.
    Ein bisschen Erholung tat auch mir mal gut, aber wenn ich daran dachte, drei Wochen hier aushalten zu müssen…
    Nein, das wäre nicht mein Fall gewesen. Ebenso wenig, wie drei Wochen am Strand zu liegen. Da brauchte ich schon eine gewisse Portion Action, um zu wissen, dass ich noch mitten im Leben stand.
    Zwar keine brutalen Auseinandersetzungen, aber eben das Flair einer Großstadt, auch mit all ihrer Hektik.
    Verzichten konnte ich allerdings auf die verdammten Bomben!
    »Deine Gedanken befinden sich nicht im Urlaub, John.«
    »Woher weißt du das?«
    »Das sehe ich dir an.«
    »Und weiter?«
    »Nichts, nur so.«
    »Du hast sogar Recht. Ich will dir ja nichts einreden, Harry, aber wenn ich mir vorstelle, hier drei Wochen zu bleiben, nein, das ist nicht der wahre Jakob.«
    »Finde ich auch.«
    »Aber du musst bleiben.«
    »Stimmt, ich muss!« Er trank erst mal einen Schluck. »Ich habe es Dagmar nun mal versprochen. Bekifft war ich nicht. Ich muss wohl einen schwachen Moment gehabt haben. Da kann man nichts machen. Dagmar hat mich dann festgenagelt.«
    »Das tut dir ja auch gut.«
    Er lachte. »Natürlich.«
    Wir tranken wieder und dösten vor uns hin. Es war Hochsommer, die Sonne wanderte weiter, unter dem Dach des Pavillons wurde es noch wärmer. Und so schlug ich einen geordneten Rückzug vor.
    »Wohin?«
    »Du wirst lachen, Harry, aber ich träume von meinem Hotelbett.«
    »Okay, dagegen habe ich nichts.«
    »Dann wollen wir uns mal hinlegen.«
    »Zuerst trinke ich aus.«
    »Das versteht sich.«
    Wir hatten es nicht weit bis zum Hotel. Man hatte es aus einer geräumigen Villa geschaffen, bei der sich Jugendstil und Elemente des Klassizismus vereinigten, als hätte sich der Architekt nicht für einen Stil entscheiden können. Aus diesem Grunde bestand der Eingang aus einem Säulenportal.
    Der Weg war nicht weit. Aber bei dieser Wärme merkte ich die drei Pils schon, die ich mir gegönnt hatte. Ich ging nicht beschwingt, eher leicht müde und angeschlagen, und ich freute mich, dass es Harry ebenso ging.
    Unser Hotel nahm uns mit seiner wunderbaren Kühle auf. Die junge Frau am Empfang lächelte uns zu und wünschte uns einen angenehmen Tag.
    »Wir werden erst mal eine Mütze voll Schlaf nehmen«, erklärte Harry. »Dann sehen wir weiter.«
    »Das ist genau richtig. Manchmal ist Schlaf die beste Medizin. Soll ich Sie
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