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1422 - Mörderischer Muttertag

1422 - Mörderischer Muttertag

Titel: 1422 - Mörderischer Muttertag
Autoren: Jason Dark
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sagte nichts, sie schaute nur. Ihre Arme hingen hinab. Die Hände sah er nicht, weil sie durch den Stoff des Rockes verdeckt wurden.
    Kein einziges Wort drang über ihre Lippen. Der Mund blieb geschlossen, und so hörte er nur ihre Atemzüge, als sie die Luft durch die Nase ausstieß.
    Sie bewegte sich noch nicht. Ihr Blick blieb auf ihn gerichtet. Obwohl er ihre Augen nicht sah, konnte er sich vorstellen, dass darin kein Funke Gefühl mehr war.
    Das war früher nicht so gewesen.
    »Du bist schon da?«
    »Ja.«
    »Schön.« Ralph lachte hämisch. »Und jetzt?«
    »Komme ich zu dir.«
    »Toll.« Er fuhr über seine feuchte Stirn. »Wirklich toll, dass ich auch noch in deinem Leben vorkomme. Es ist wirklich alles perfekt. Gratuliere.« Er deutete an ihr vorbei. »Denkst du eigentlich auch mal an unsere Kinder?«
    »Lass sie aus dem Spiel.«
    »Warum?«
    »Sie gehören mir!«
    Die Antwort hatte er zwar gehört, nur begreifen konnte er sie nicht so recht. Klar, die Kinder gehörten ihr, aber nicht nur. Dass es sie gab, daran hatte auch er seinen Anteil.
    »Du meinst nicht, dass sie auch mir gehören?«, fragte er.
    »Nein, das meine ich nicht. Finde dich damit ab, dass sie mir gehören und bald auch ihm.«
    Er schluckte, denn sie hatte etwas gesagt, was er nicht sofort begriff.
    »Ihm?«, flüsterte er.
    »Genau!«
    »Wer ist er denn? Ist er vielleicht dein Liebhaber, du Mutter von drei Kindern!« Er spie ihr sie Worte förmlich ins Gesicht. Er wollte damit ihr Gewissen aufrühren, aber sie hatte für seine Worte nur ein hartes Lachen übrig.
    »Gut, Ralph, wirklich gut. Du hast den Nagel auf den Kopf getroffen. Es ist mein Liebhaber.«
    Baker wunderte sich, dass er nach diesem Geständnis so ruhig bleiben konnte. Er schüttelte den Kopf, als wollte er diese Neuigkeiten nicht wahrhaben. Eigentlich hätte er schreien und durchdrehen müssen, doch das geschah nicht. Er blieb gelassen, und das war schon wider seine Natur.
    »Wie heißt er denn?«, flüsterte er.
    »Er hat viele Namen, glaube mir. Er ist auf der ganzen Welt bekannt, bei jedem Volk, und deshalb sind seine Namen auch so vielfältig. Er gefällt mir sehr gut.«
    Ralph Baker überlegte. Aber es kam nichts dabei heraus. Tamina hatte in Rätseln gesprochen.
    Sie kam jetzt näher. Lässig schritt sie auf seine Bettseite zu. Er konnte sich nicht vorstellen, was sie von ihm wollte, aber er hörte ihren scharfen Befehl.
    »Leg dich wieder hin!«
    »Warum?«
    »Leg dich hin, verdammt!«, zischte sie.
    Ralph zuckte zusammen. Er hatte ihren scharfen Ton ignorieren wollen, damit die Situation nicht eskalierte. Vielleicht stellte sich am Ende ja alles als harmlos heraus.
    So tat er ihr den Gefallen und legte sich wieder hin.
    Ein gutes Gefühl hatte er dabei nicht, und er ließ seine Frau auch nicht aus den Augen, als er sich zurücklehnte und mit dem Hinterkopf das Kissen berührte.
    Sie ging bis an den Bettrand vor. Dabei fiel Baker auf, dass Tamina ihren rechten Arm weiterhin an den Körper gedrückt hielt. Auch jetzt hatte er ihre Hand noch nicht gesehen, weil sie in den Falten des weit geschwungenen Rocks verschwunden war.
    Sie blieb stehen.
    Kalte Augen schauten auf ihn nieder – ja, es waren so verdammt kalte Augen.
    Dann bewegte sie ihren rechten Arm. Sie zog ihn langsam höher und streckte ihn nach vorn.
    Er sah ihre Hand, und er sah das Messer mit der langen, breiten Klinge…
    ***
    Plötzlich hatte er das Gefühl, einen bösen Traum zu erleben. Er sah die matt in der Dunkelheit schimmernde Messerklinge. Das kann doch nicht wahr sein!, dachte er, und wieder brach ihm der Schweiß aus allen Poren.
    Aus seinem Mund drang ein tiefes Stöhnen. Zu mehr war er nicht fähig. Er schaffte es nicht, seine Blicke von der mörderischen Klinge zu lösen. Noch wies sie zu Boden. Doch es war nur eine Frage der Zeit, bis sich das ändern würde und Tamina es ihrem Opfer in die Kehle stoßen würde.
    Und das Opfer war kein anderer als er!
    Ralph fing sich wieder. Der erste Schock war vorbei, und so gelang es ihm, eine Frage zu formulieren.
    »Was hast du vor?«
    »Siehst du das nicht?«
    Die nächste Frage fiel ihm schwer.
    »Du – du – willst mich töten, nicht wahr?«
    Sie nickte nur.
    Für ihn war es grauenhaft, obwohl er mit der Antwort gerechnet hatte. Er stand fassungslos vor dieser grausamen Situation. Er hatte sein Todesurteil aus dem Mund seiner Frau und der Mutter seiner Kinder vernommen!
    Das zu begreifen war für ihn kaum möglich. Da konnte er nur
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