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1422 - Mörderischer Muttertag

1422 - Mörderischer Muttertag

Titel: 1422 - Mörderischer Muttertag
Autoren: Jason Dark
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gleichzeitig.
    Die Gestalt zuckte unter den Einschlägen der beiden geweihten Silberkugeln zusammen. Zum Glück fiel sie nicht nach vorn, sondern wurde erst angehoben und dann nach links geschleudert. So konnte sie das Messer nicht mehr in den Körper ihrer Tochter rammen.
    Sie taumelte zur Seite, blieb auf den Beinen, hielt auch das Messer fest und drehte sich uns zu.
    Bill und ich waren näher an sie herangegangen. Sie sah uns, aber sie sah auch das Kreuz, das offen vor meiner Brust baumelte, und sie ging keinen Schritt mehr weiter.
    Sie glotzte uns an.
    Waren das die Augen eines Menschen, oder lag in ihnen bereits der kalte Glanz der Hölle?
    Ich tippte auf das Letzte und sah dann, dass ihr Mund anfing zu zucken. Das konnte bedeuten, dass sie uns etwas mitteilen wollte, und so warteten wir mit dem nächsten Angriff ab.
    Mein Kreuz zeigte ein leichtes Leuchten. Wärme spürte ich wegen der Kleidung darunter nicht, und Bill und ich fragten uns, weshalb sie anfing zu lachen.
    Wir erfuhren es Sekunden später, als das Lachen stoppte und sie keuchend sagte: »Ihr seid es. Die Zeugen. Ich erinnere mich genau an euch.«
    Ihr Blick wurde noch intensiver und böser. Zugleich verzerrte sich der Mund, und so schief blieb er auch, als sie die nächsten Worte ausstieß.
    »Ich habe euch damals gesehen, und ich habe euch nicht vergessen. Nein, ich kenne euch. Der Teufel ist euer Feind. Er hat mir davon berichtet, aber ich habe gedacht, meinen Muttertag durchziehen zu können.« Ihre Stimme klang künstlich, als hätte ihr ein Spezialist einen Apparat in die Kehle eingebaut.
    »Du wirst deinen Muttertag nicht vollenden können!«, erklärte ich.
    »Wer auf den Teufel setzt, der hat verloren. Der verliert immer. Ich kenne keinen, der durch ihn gewonnen hat, auch wenn die Menschen es immer wieder versuchen.«
    Sie sagte nichts auf meine Worte. Aber sie wollte sie auch nicht akzeptieren. Obwohl zwei geweihte Silberkugeln in ihrem Körper steckten, bewegte sie sich weiter. Die beiden Einschusslöcher waren deutlich zu sehen. Sie befanden sich in der Brust der Frau, nur eine Fingerlänge voneinander getrennt.
    Aber sie ging.
    Die Kraft der Hölle hatte sie stark gemacht, und sie dachte auch nicht daran, aufzugeben, obwohl ich das Kreuz außen präsentierte und immer näher auf sie zuging.
    Sie wollte mich töten.
    Zwar bewegte sie sich langsam und schwankte auch, aber sie brachte den Arm mit dem Messer hoch.
    Bill Conolly feuerte.
    Diesmal jagte die Kugel dicht unter dem Kinn in den Hals der Tamina Baker.
    Ihr Kopf wurde zur Seite geschleudert. Kein Blut spritzte hervor, aber an ihren Umrissen war eine Veränderung zu erkennen. Sie waren zuvor schon nachgezeichnet worden durch ein ungewöhnliches Licht, das aber keines war, sondern ein Feuer.
    Kleine Flammen bildeten einen Kranz, der ihren Körper umgab.
    An einen Angriff dachte sie nicht mehr, und es kümmerte sie auch nicht, dass ich mein Kreuz von der Brust nahm und die Kette über den Kopf streifte.
    Bill überholte mich. Er trat Tamina wuchtig in den Leib.
    Sie fiel zu Boden.
    »Jetzt!«, sagte Bill nur.
    Ich wusste, was er wollte, ließ mir allerdings noch Zeit und starrte auf sie nieder.
    Es war ihr Gesicht, aber zugleich war es das ihres Herrn und Meisters, des Teufels.
    Er zeigte sich. Seit langer Zeit schaute ich wieder mal in seine Fratze, die sich im Gesicht der Frau abmalte, sodass ich fast an eine Kreatur der Finsternis erinnert wurde.
    »Sinclair, Sinclair…«, hörte ich das Röhren und Ächzen einer düsteren Stimme, die nicht mehr zu Tamina Baker passte.
    Das war Asmodis selbst, der sich meldete.
    »Ich hörte dich…«
    »Es gibt mich noch.«
    »Ich weiß, aber ich bin auch noch da. Du siehst es doch. Oder bist du blind, dass du das Kreuz nicht erkennst, das über deiner Dienerin schwebt?«
    »Du wirst sie nicht kriegen.«
    »Tatsächlich? Da bin ich anderer…«
    Er hatte Recht und gab mir das Nachsehen. Ich sollte seine Dienerin nicht vernichten, das übernahm er selbst.
    Plötzlich schossen mir Flammen entgegen, und sie erreichten auch das Kreuz. Aber sie machten einen Bogen darum, fielen wieder zusammen und taten das, was wir schon einmal erlebt hatten. Sie verbrannten den Körper.
    Nur blieb diesmal kein Körper zurück. Innerhalb des Feuers schmolz er zu einer zähen Masse zusammen, die aussah wie Teer.
    Ein widerlicher Leichengestank durchwehte das Zimmer, und ich war froh, dass die Terrassentür offen stand.
    Der mörderische Muttertag war beendet.
    Wir
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