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1422 - Mörderischer Muttertag

1422 - Mörderischer Muttertag

Titel: 1422 - Mörderischer Muttertag
Autoren: Jason Dark
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stöhnte Bill Conolly, bevor er sein leeres Bierglas zur Seite schob.
    »Warum?«
    »Ich habe eine Prüfung. Sie wurde kurz angesetzt. Scheiße ist das, ehrlich.«
    »Selbst schuld.«
    »Ach.« Bill schaute mich aus trüben Augen an. »Wer wollte denn noch ein Bier trinken gehen?«
    »Ich.«
    »Eben, John.«
    »Dann hättest du mir auch davon erzählen können, dass du morgen den Stress hast.«
    »Morgen ist leider schon heute.«
    »Gut, dann lass uns verschwinden.«
    »Wer zahlt?«
    Ich grinste. »Das übernehme ich.«
    »Danke.«
    Es war ja kein offizielles Lokal, in dem wir uns aufhielten. Die Pubs hatten längst geschlossen, aber Studenten haben nun mal auch danach Durst, und so gab es immer wieder Ausweichstationen.
    In unserem Fall war es ein Haus hinter dem Haus. Es hatte mal als Stall gedient, und ein wenig von dem Geruch schien sich immer noch gehalten zu haben. Der geschäftstüchtige Wirt hatte es zu einem zweiten Gasthaus umgebaut, und man war ihm dabei nicht auf die Schliche gekommen. Wir Studenten hielten auch den Mund.
    Ich winkte der Schwester des Wirts zu, die daraufhin ihr Dartspiel unterbrach und an unseren Tisch kam.
    »Ihr seht so aus, als hättet ihr genug.«
    Ich nickte ihr zu. »Haben wir auch.«
    »Er zahlt«, sagte Bill.
    »Okay.« Die Frau rechnete schnell zusammen. Ich legte noch ein kleines Trinkgeld hinzu und stand auf, was mir leicht fiel. Bill hatte mehr gebechert als ich, denn er war schon vor mir in der Kneipe gewesen. Wie es für ihn laufen würde, das stand in den Sternen, ich brauchte jedenfalls keine Prüfung abzulegen.
    Bill wollte ebenfalls aufstehen, hatte aber seine Schwierigkeiten. Er sprach davon, dass es hier so gemütlich war, und ich erklärte ihm, dass es auch im Bett gemütlich sein konnte.
    Das sah er schließlich ein und ließ sich aus dem Pub bringen.
    Vor der Tür blieben wir stehen und waren froh über die frische Luft, die wir tief in unsere Lungen sogen.
    Bill schwankte leicht, aber er kämpfte gegen den Schwindel an.
    »Wie bist du eigentlich hergekommen?«, fragte ich ihn.
    »Kelly hat mich hergebracht.«
    »He, die scharfe Rote?«
    »Genau die.«
    »Und?«
    Bill winkte mit beiden Händen ab. »Nichts und. Kelly hat sich entschieden. Sie erklärte mir, dass sie jetzt mit einem Höheren aus der Uni zusammen wäre.«
    »Mit einem Prof?«
    »Keine Ahnung. Kann auch ein Assi sein.«
    »Dann bist du abgemeldet.«
    »Und du auch, John.«
    »Ich war nie so scharf hinter Kelly her.«
    »Hör auf, du…« Bill winkte ab, weil er plötzlich einen Schluckauf bekam.
    Ich wartete, bis er sich wieder gefangen hatte, und fragte: »Wie kommst du heim?«
    »Wie schaffst du das denn?«
    »Mit dem Fahrrad.«
    »Ach, du bist…«
    »Ja, ich bin.«
    »Dann kannst du mich ja mitnehmen.«
    »Und wo willst du sitzen?«
    »Auf dem Gepäckträger. Nicht auf deiner Stange.« Er fing an zu lachen.
    Ich lachte nicht. Okay, ich hatte nichts dagegen, meinen Freund und Kommilitonen Bill mitzunehmen, aber er war ziemlich abgefüllt und würde bestimmt Probleme mit dem Gleichgewicht haben, was ich ihm auch sagte.
    Er winkte nur ab. »Du musst eben aufpassen. Zur Not bist du mein Rettungsanker.«
    »Okay, dann komm.«
    Mein Fahrrad stand in der Nähe. Ich öffnete das Schloss und schob das Zweirad an der normalen Kneipe vorbei bis auf den Gehsteig.
    Zwar befanden wir uns in London, aber in einer etwas ländlichen Umgebung. Wer hier sein Haus hatte, der konnte noch ein großes Grundstück sein Eigen nennen. Ich hoffte nur, dass Bill unterwegs nicht einschlief und vom Gepäckträger rutschte.
    Er setzte sich dort seitlich hin, fluchte über seine langen Beine, und ich versuchte, das Fahrrad in Bewegung zu setzen.
    Es gab so einige Schwierigkeiten. Bill schaukelte von einer Seite zur anderen, und es glich schon einem kleinen Wunder, dass er sich noch auf dem Rad hielt. Schließlich fühlte ich seine Hände an meiner Schulter und hörte auch den Kommentar.
    »He, es geht doch!«
    »Toll.« Ich keuchte. »Du brauchst ja auch nicht zu strampeln.«
    »Wir können uns ja abwechseln.«
    »Danke. Wenn du fahren würdest, dann würde ich nur nebenher laufen.«
    »Dann beschwer dich nicht.«
    Ich hatte keine Lust mehr zu reden, das Fahren war wichtiger. Ich musste hart strampeln, um das doppelte Gewicht voranzubringen.
    Einfach war es nicht. Hinzu kam die warme Nachtluft, die sich mit einer schon widerlichen Schwüle voll gesaugt hatte. Einige Bierchen hatte ich auch getrunken, und so rann mir schon bald
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